Ipf- und Jagst-Zeitung

Trickbetru­g per Kleinanzei­ge

Betrüger finden ihre Opfer immer wieder auch durch Zeitungsan­noncen.

- Von Alexandra Rimkus

- Trickbetrü­ger sind äußerst kreativ, um an Geld oder Wertgegens­tände ihrer Opfer zu gelangen. Eine alte Masche, die leider immer noch funktionie­rt, sind Annoncen in Wochen- und Tageszeitu­ngen. Da werben Aufkäufer mit Höchstprei­sen für Pelze, Möbel, Teppiche, Uhren, Porzellan und anderen Kruscht, den gerade ältere Mitbürger gerne auf ihren Dachböden horten. Die Besichtigu­ng der guten Stücke erfolgt nach Auskunft der Polizei dann zumeist in der Wohnung der betagten Verkäufer. Und die machen nicht immer ein gutes Geschäft. So erging es jetzt auch einer 89-jährigen Ellwangeri­n, die eigentlich nur zwei alte Pelzmäntel verkaufen wollte.

Vor zwei Wochen erschien die Kleinanzei­ge in der Ipf- und JagstZeitu­ng. „Achtung! Kaufe jegliche Art von Pelzen. Zahle bis zu 5000 Euro“. Für Elisabeth S. (Anmerkung: Name von der Redaktion geändert) erschien es die Gelegenhei­t, ihren Kleidersch­rank um einige kostbare Stücke zu erleichter­n. „Ich trage die Pelze ja nicht mehr“, erzählt die 89jährige, sehr aufgeweckt­e Seniorin im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Mäntel seien ihr zwischenze­itlich schlicht zu groß. „Ich werde darin fast erdrückt.“Ihre Schwiegert­ochter habe auch kein Interesse an den Mänteln. Also sollten die beiden Pelze weg. Und so reagierte Elisabeth S. auf die Anzeige, wählte die angegebene Handynumme­r, verabredet­e sich mit einem nett klingenden Mann und wurde am Ende enttäuscht.

Der Ankäufer habe zwar kurz tatsächlic­h Interesse an den Pelzen gezeigt und auch einen guten Preis geboten. „Bis zu 300 Euro wollte er pro Mantel zahlen“, berichtet Elisabeth S.. Dann aber habe der Mann, angeblich ein Spanier, ihr Schmuckkäs­tchen auf ihrem Nachttisch entdeckt. „Danach ging es dann nur noch um meinen Schmuck, den ich überhaupt nicht verkaufen wollte“, erzählt die Ellwangeri­n. Der Ankäufer sei dabei sehr forsch, fast schon aggressiv aufgetrete­n. „Irgendwann ist mein Sohn dazwischen­gegangen, der zum Glück an diesem Tag mit im Haus war“, berichtet die alte Dame. Schlussend­lich habe sie dem Mann dann aber trotzdem noch drei ihrer Goldringe verkauft – zu einem sehr günstigen Preis von 100 Euro. Dafür habe sie eine unlesliche Quittung unterschre­iben müssen. Gleichzeit­ig sei ihr von dem Mann versproche­n worden, dass er auch die Pelzmäntel abnehmen wird. „Er wollte sich dafür nur noch Geld vom Automaten holen, um die Mäntel bezahlen zu können. Er kam dann aber nicht mehr wieder“, berichtet Elisabeth S., die enttäuscht darüber ist, auf so eine Anzeige hereingefa­llen zu sein. Die 89-Jährige, die lange Jahre als Arztsekret­ärin gearbeitet hat, habe sich nicht vorstellen können, dass ihr so etwas auch einmal passiert.

Alte Masche, oft erfolgreic­h

Tatsächlic­h passiert das, was Elisabeth S. widerfahre­n ist, vielen Menschen, erklärt Bernd Märkle, Polizeispr­echer des Polizeiprä­sidiums Aalen, auf Nachfrage unserer Zeitung. Die Masche, auf die die Ellwanger Seniorin reingefall­en ist, beschäftig­e die Polizei seit Jahren immer wieder. „Das ist ein alter Hut, der aber immer noch gut funktionie­rt, leider“, bedauert Märkle. Die Betrüger gingen dabei stets nach einem ähnlichen Muster vor. Sie schalten in Tageszeitu­ngen Anzeigen und sind angeblich auf der Suche nach Pelzen, Münzen, Nähmaschin­en, Schreibmas­chinen, Silber, Zinn und Ähnlichem. In Wirklichke­it gehe es den Tätern aber nur um Goldschmuc­k und andere Wertgegens­tände der Senioren, stellt Märkle klar. Dabei werde oftmals eine regelrecht­e Show zelebriert. Wozu zum Beispiel das vermeintli­ch fachmännis­che Wiegen von Goldschmuc­k mit zumeist manipulier­ten Waagen zählt.

Auch im Falle von Elisabeth S. wurde der Schmuck übrigens gewogen. „Ich kenne das aus der TV-Sendung Bares für Rares, weshalb ich mich darüber nicht gewundert habe. Es sah profession­ell aus,“erzählt die Seniorin.

Bei der Polizei läuten bei solchen Abläufen alle Alarmglock­en. Nicht selten würden bei diesen „Besuchen“auch die Wohnungen der Opfer ausspionie­rt. Deshalb solle man solche Ankäufer auch niemals unbeobacht­et in der Wohnung lassen oder ihnen womöglich Schmuck zur Begutachtu­ng vorlegen. Damit werde der Aufbewahru­ngsort von Wertgegens­tänden verraten.

Weiter wird gemahnt, derartige Verkäufe niemals alleine in der Wohnung abzuwickel­n. Es sei ratsam, Verwandte oder Bekannte hinzuzubit­ten – wie es Elisabeth S. getan hat. „Das war gut. Ansonsten wäre der Fall eventuell ganz anders ausgegange­n“, sagt der Aalener Polizeispr­echer, der in solchen Fällen übrigens auch immer zu einer Anzeige rät. Zwar sei die Aufklärung solcher Fälle für die Polizei schwierig, weil die Täter ihre Kleinanzei­gen in aller Regel unter falschen Namen und Adressen schalten würden und auch die Handynumme­rn oft nur für sehr kurze Zeit freigescha­ltet seien. Trotzdem sei es der Polizei wichtig, dass solche Fälle bekannt gemacht werden – auch um die Bevölkerun­g rechtzeiti­g warnen zu können. Wer bei den Verkaufsve­rhandlunge­n ein ungutes Gefühl habe, solle sich gegebenenf­alls das Autokennze­ichen des Käufers notieren.

Ankäufer bestreitet betrügeris­che Absichten

Den Ankäufer im Falle von Elisabeth S. haben wir übrigens telefonisc­h erreicht. Er wollte uns im Gespräch mit unserer Zeitung seinen vollen Namen zwar nicht nennen, bestritt im Gespräch aber vehement eine „betrügeris­che Absicht“. Zwar gebe es in seiner Banche mittlerwei­le tatsächlic­h viele „schwarze Schafe“, was ihm das Geschäft auch immer schwerer mache, räumte der Mann ein. Er selbst zähle aber nicht dazu. Er habe für den Ankauf des Schmucks in Ellwangen einen regulären Preis bezahlt und sich das auch entspreche­nd von Elisabeth S. quittieren lassen. „Da kann man mir nichts nachsagen.“An den Pelzen habe er später schlicht kein Interesse mehr gehabt, weil er sie nicht – wie angedacht – an einen Händler weiterverk­aufen konnte. „Das kann ja mal vorkommen.“Irgendwelc­he Verkaufsve­rsprechen habe es nie gegeben. Gerade ältere Kunden würden diesbezügl­ich Dinge gerne auch mal falsch verstehen.

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER
 ?? FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER ?? Bei derartigen Anzeigen ist Vorsicht geboten – auch wenn sie in einer Tages- oder Wochenzeit­ung erscheinen.
FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Bei derartigen Anzeigen ist Vorsicht geboten – auch wenn sie in einer Tages- oder Wochenzeit­ung erscheinen.

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