Trickbetrug per Kleinanzeige
Betrüger finden ihre Opfer immer wieder auch durch Zeitungsannoncen.
- Trickbetrüger sind äußerst kreativ, um an Geld oder Wertgegenstände ihrer Opfer zu gelangen. Eine alte Masche, die leider immer noch funktioniert, sind Annoncen in Wochen- und Tageszeitungen. Da werben Aufkäufer mit Höchstpreisen für Pelze, Möbel, Teppiche, Uhren, Porzellan und anderen Kruscht, den gerade ältere Mitbürger gerne auf ihren Dachböden horten. Die Besichtigung der guten Stücke erfolgt nach Auskunft der Polizei dann zumeist in der Wohnung der betagten Verkäufer. Und die machen nicht immer ein gutes Geschäft. So erging es jetzt auch einer 89-jährigen Ellwangerin, die eigentlich nur zwei alte Pelzmäntel verkaufen wollte.
Vor zwei Wochen erschien die Kleinanzeige in der Ipf- und JagstZeitung. „Achtung! Kaufe jegliche Art von Pelzen. Zahle bis zu 5000 Euro“. Für Elisabeth S. (Anmerkung: Name von der Redaktion geändert) erschien es die Gelegenheit, ihren Kleiderschrank um einige kostbare Stücke zu erleichtern. „Ich trage die Pelze ja nicht mehr“, erzählt die 89jährige, sehr aufgeweckte Seniorin im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Mäntel seien ihr zwischenzeitlich schlicht zu groß. „Ich werde darin fast erdrückt.“Ihre Schwiegertochter habe auch kein Interesse an den Mänteln. Also sollten die beiden Pelze weg. Und so reagierte Elisabeth S. auf die Anzeige, wählte die angegebene Handynummer, verabredete sich mit einem nett klingenden Mann und wurde am Ende enttäuscht.
Der Ankäufer habe zwar kurz tatsächlich Interesse an den Pelzen gezeigt und auch einen guten Preis geboten. „Bis zu 300 Euro wollte er pro Mantel zahlen“, berichtet Elisabeth S.. Dann aber habe der Mann, angeblich ein Spanier, ihr Schmuckkästchen auf ihrem Nachttisch entdeckt. „Danach ging es dann nur noch um meinen Schmuck, den ich überhaupt nicht verkaufen wollte“, erzählt die Ellwangerin. Der Ankäufer sei dabei sehr forsch, fast schon aggressiv aufgetreten. „Irgendwann ist mein Sohn dazwischengegangen, der zum Glück an diesem Tag mit im Haus war“, berichtet die alte Dame. Schlussendlich habe sie dem Mann dann aber trotzdem noch drei ihrer Goldringe verkauft – zu einem sehr günstigen Preis von 100 Euro. Dafür habe sie eine unlesliche Quittung unterschreiben müssen. Gleichzeitig sei ihr von dem Mann versprochen worden, dass er auch die Pelzmäntel abnehmen wird. „Er wollte sich dafür nur noch Geld vom Automaten holen, um die Mäntel bezahlen zu können. Er kam dann aber nicht mehr wieder“, berichtet Elisabeth S., die enttäuscht darüber ist, auf so eine Anzeige hereingefallen zu sein. Die 89-Jährige, die lange Jahre als Arztsekretärin gearbeitet hat, habe sich nicht vorstellen können, dass ihr so etwas auch einmal passiert.
Alte Masche, oft erfolgreich
Tatsächlich passiert das, was Elisabeth S. widerfahren ist, vielen Menschen, erklärt Bernd Märkle, Polizeisprecher des Polizeipräsidiums Aalen, auf Nachfrage unserer Zeitung. Die Masche, auf die die Ellwanger Seniorin reingefallen ist, beschäftige die Polizei seit Jahren immer wieder. „Das ist ein alter Hut, der aber immer noch gut funktioniert, leider“, bedauert Märkle. Die Betrüger gingen dabei stets nach einem ähnlichen Muster vor. Sie schalten in Tageszeitungen Anzeigen und sind angeblich auf der Suche nach Pelzen, Münzen, Nähmaschinen, Schreibmaschinen, Silber, Zinn und Ähnlichem. In Wirklichkeit gehe es den Tätern aber nur um Goldschmuck und andere Wertgegenstände der Senioren, stellt Märkle klar. Dabei werde oftmals eine regelrechte Show zelebriert. Wozu zum Beispiel das vermeintlich fachmännische Wiegen von Goldschmuck mit zumeist manipulierten Waagen zählt.
Auch im Falle von Elisabeth S. wurde der Schmuck übrigens gewogen. „Ich kenne das aus der TV-Sendung Bares für Rares, weshalb ich mich darüber nicht gewundert habe. Es sah professionell aus,“erzählt die Seniorin.
Bei der Polizei läuten bei solchen Abläufen alle Alarmglocken. Nicht selten würden bei diesen „Besuchen“auch die Wohnungen der Opfer ausspioniert. Deshalb solle man solche Ankäufer auch niemals unbeobachtet in der Wohnung lassen oder ihnen womöglich Schmuck zur Begutachtung vorlegen. Damit werde der Aufbewahrungsort von Wertgegenständen verraten.
Weiter wird gemahnt, derartige Verkäufe niemals alleine in der Wohnung abzuwickeln. Es sei ratsam, Verwandte oder Bekannte hinzuzubitten – wie es Elisabeth S. getan hat. „Das war gut. Ansonsten wäre der Fall eventuell ganz anders ausgegangen“, sagt der Aalener Polizeisprecher, der in solchen Fällen übrigens auch immer zu einer Anzeige rät. Zwar sei die Aufklärung solcher Fälle für die Polizei schwierig, weil die Täter ihre Kleinanzeigen in aller Regel unter falschen Namen und Adressen schalten würden und auch die Handynummern oft nur für sehr kurze Zeit freigeschaltet seien. Trotzdem sei es der Polizei wichtig, dass solche Fälle bekannt gemacht werden – auch um die Bevölkerung rechtzeitig warnen zu können. Wer bei den Verkaufsverhandlungen ein ungutes Gefühl habe, solle sich gegebenenfalls das Autokennzeichen des Käufers notieren.
Ankäufer bestreitet betrügerische Absichten
Den Ankäufer im Falle von Elisabeth S. haben wir übrigens telefonisch erreicht. Er wollte uns im Gespräch mit unserer Zeitung seinen vollen Namen zwar nicht nennen, bestritt im Gespräch aber vehement eine „betrügerische Absicht“. Zwar gebe es in seiner Banche mittlerweile tatsächlich viele „schwarze Schafe“, was ihm das Geschäft auch immer schwerer mache, räumte der Mann ein. Er selbst zähle aber nicht dazu. Er habe für den Ankauf des Schmucks in Ellwangen einen regulären Preis bezahlt und sich das auch entsprechend von Elisabeth S. quittieren lassen. „Da kann man mir nichts nachsagen.“An den Pelzen habe er später schlicht kein Interesse mehr gehabt, weil er sie nicht – wie angedacht – an einen Händler weiterverkaufen konnte. „Das kann ja mal vorkommen.“Irgendwelche Verkaufsversprechen habe es nie gegeben. Gerade ältere Kunden würden diesbezüglich Dinge gerne auch mal falsch verstehen.