Handys bleiben in der Schule
Wie Bundesländer mit Smartphone-Verboten umgehen – Südwesten setzt auf Schulordnungen
- Ein treuer Weggefährte französischer Schüler wird nach den Sommerferien zu Hause bleiben müssen: das Smartphone. Das französische Parlament hatte am Montag ein weitgehendes Handy-Verbot für Schulen beschlossen. Kinder bis 15 Jahre auf Grundschulen und in den Mittelstufen dürfen das Handy weder heimlich im Unterricht noch auf dem Pausenhof benutzen.
Den Nachwuchs in Baden-Württemberg erwartet das vorerst nicht. Im Südwesten soll es kein generelles Verbot geben. „Das Handy ist für die meisten von uns ein ständiger Begleiter im Alltag. Dagegen ist auch nichts einzuwenden“, so die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). Eltern könnten ein berechtigtes Interesse daran haben, „ihre Kinder vor Schulbeginn oder nach Schulende zu erreichen“.
Die meisten Bildungseinrichtungen würden ohnehin mit ihren Schulordnungen eine „maßvolle und verantwortliche Nutzung“von Handys auf dem Schulhof und im Klassenzimmer regeln, so Eisenmann.
Bildung ist Ländersache
In Deutschland ist es meist nur untersagt, das Smartphone während des Unterrichts zu verwenden. Eine einheitliche Regelung gibt es allerdings nicht, denn die Schulen fallen in die Zuständigkeit der 16 Bundesländer. Und selbst die Länder regeln solche Fragen nicht immer zentral, sondern überlassen das den Schulen und ihren Hausordnungen.
Für die Schulen in Bayern gelten generell andere Regeln. Im Freistaat dürfen Schüler ihre Handys zwar mitbringen, müssen sie aber ausschalten. Mobiltelefone sind derzeit nur zu Unterrichtszwecken erlaubt und eine private Nutzung nur in Ausnahmefällen gestattet. Doch die strenge Regelung könnte kippen. Ab dem kommenden Schuljahr will Kultusminister Bernd Sibler (CSU) an den weiterführenden Schulen mögliche Neuregelungen für eine private Handynutzung testen lassen. „Unser Schulversuch soll Klarheit schaffen und zeigen, wie Schulen den privaten Gebrauch von Smartphones sinnvoll regeln können“, so Sibler.
Bei Siblers und Eisenmanns Amtskollegen aus den weiteren Bundesländern stößt ein flächendeckendes Handy-Verbot weitgehend auf Ablehnung. „Ich bin der Überzeugung, dass die Schulen selbst entscheiden sollten, ob es ein partielles oder ein generelles Verbot im eigenen Haus geben soll“, sagte der Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK), Thüringens Ressortchef Helmut Holter (Linke), am Dienstag in Erfurt. Auch Hamburgs SPD-Bildungssenator Ties Rabe hält das Vorgehen der Franzosen für „Quatsch“, und SchleswigHolsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) betont: „So eine zentralstaatliche Vorgabe ist uns fremd.“Auch Lehrer und Eltern wollen das Mobiltelefon nicht komplett aus den deutschen Schulen verbannen.
Bildungsminister Marco Tullner (CDU) spricht sich ebenfalls dafür aus, dass die Schulen weiterhin eigene Regelungen treffen dürfen: „Die Schulleitungen entscheiden das ganz individuell, was erlaubt und was verboten wird.“Schulen, die Handys etwa für Recherchezwecke gezielt im Unterricht einbauen wollten, sollten auch die Möglichkeit dazu haben. Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) sieht das genauso: „Die Schulleiterinnen und Schulleiter wissen am besten, wie sie vor Ort an ihrer Schule mit dieser Frage umgehen.“
Einig sind sich die meisten Bildungspolitiker, der Bundeselternrat und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) darin, dass Handys keine Störungen im Unterricht verursachen dürften und die Schüler auch nicht vom Lehrstoff ablenken sollten. Doch ganz von den Schulen verbannt werden sollen die Mobiltelefone demnach eben auch nicht.
Die Schulen seien technisch noch nicht gut genug ausgerüstet, um ganz auf Mobiltelefone zu verzichten, sagt Elternrats-Chef Stephan Wassmuth. Der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann bemängelt ebenfalls die größtenteils „steinzeitliche Ausstattung“. Daher müssten Lehrer auf die Mittel zurückgreifen, die Schüler mitbrächten.