Das rockt: Urzeit trifft auf Heavy-Metal
Wenn der Raubsaurier zum Gitarrenheld wird
- Ihre versteinerten „Zwillinge“sind seit Jahrmillionen tot. Ihre Namensgeber sind es noch nicht so lange. Oder sie rocken sogar noch die Bühne. Mit der ziemlich ungewöhnlichen Ausstellung „Rock Fossils“bekommt der Begriff von der unsterblichen Rocklegende eine ganz neue Bedeutung: Rockstars sind Namenspaten für Ammoniten, Belemniten & Co. Ein versteinerter Borstenwurm nennt sich also nach dem 2015 gestorbenen „Motörhead“-Frontmann „Lemmy“Kilmister, ein Urahn des Flusspferdes heißt nach Mick Jagger alias „Jaggermeryx naida“. Auch Madonna, Michael Jackson, David Bowie, Lady Gaga oder Plattenalben sind dabei in der Walhalla der Fossilien und der Stars. „Rock Fossils – Ja es ist Liebe!“zeigt: Auch Wissenschaftler haben den Punk, Metal, den Pop und den Jazz in den Adern.
Paläontologen beschäftigen sich mit Relikten aus grauer Urzeit. Manche von ihnen lieben aber nicht nur Fossilien, sondern sind mit derselben Leidenschaft auch Rock-Fans im musikalischen Sinn. Und dann geben sie ihnen eben Namen wie „Kalloprion kilmisteri“für den Borstenwurm oder verewigen Mark Knopfler von den „Dire Straits“durch einen kleinen Raubsaurier „Masiakasaurus knopfleri“.
Wie das Ganze abläuft, erklärt Ulrich Sauerborn, der die Wanderausstellung in Kooperation der Stadt mit der Geologengruppe Ostalb ab Samstag in die Rathaus-Galerie bringt: Wenn ein Paläontologe oder ein promovierter Wissenschaftler eine bislang unentdeckte Art entdeckt, kann er einen Namensvorschlag für die Art machen, die auf den Gattungsnamen folgt. Also wie im Beispiel von Frank Zappa – „Oenonites zappae“. Bis ein versteinerter Tintenfisch-Verwandter oder ein Ex-Saurier den Namen des Entdeckers, dessen Frau, dem verehrten Musik-Idol oder der Lieblingsplatte tragen darf, ist es aber ein langer, komplizierter Weg, weiß Sauerborn. Das Fossil muss aufwendig anerkannt und dann öffentlich ausgestellt werden. Immerhin 65 solcher nach Musikern, Bands oder Alben benannter Arten gibt es bereits. Aufgespürt hat sie der Forscher, Metal-Fan und wissenschaftliche Leiter der Ausstellung, Achim Reisdorf vom Geologisch-Paläontologischen Institut der Uni Basel. Manche der Schlangensterne, Knochen oder Kopffüßer sind eher klein. Deshalb wurden sie für die Ausstellung völlig identisch kopiert und so vergrößert, dass sie in einer spektakulären Größe zu bewundern sind, erklärt Natascha Euteneier. Auch die Zeitspanne, die diese „Rock-Show“umreist, ist beachtlich – von der ErdUrzeit bis in die Erd-Neuzeit. Die Ausstellung in der RathausGalerie öffnet am Samstag, 4. August, um 11.30 Uhr. Den musikalischen Teil gestaltet die Big Blue Banana Band, die Einführungsrede hält Achim Reisdorf.