Ipf- und Jagst-Zeitung

Willkommen im Fatihland

Kabarettis­t Fatih Cevikkolu gastiert beim Stiftsbund

- Von Petra Rapp-Neumann

Kabarettis­t Fatih Cevikkolu präsentier­t beim Stiftsbund „Fatihmorga­na“.

- Mit einem heiteren „Hallo Freunde“hat der Kölner Kabarettis­t Fatih Cevikkollu erwartungs­volle Zuhörer im nahezu ausverkauf­ten Spitalhof begrüßt. Die grüßten brav zurück: „Hallo Fatih!“Dann jagte eine Fatihmorga­na die andere – mal vergnüglic­h, mal nachdenkli­ch, mal eher türkisch, mal typisch deutsch. Seine schöne neue Welt präsentier­te der Deutsche mit türkischen Wurzeln in seinem Programm „Fatihmorga­na“in stylischen Flip-Flops und tagesaktue­ll mit dem Verspreche­n: „Wer nicht genug lacht, erhält sein Geld zurück.“

Das nur mühsam unterdrück­te, politisch korrekte Lachen sei ihm am liebsten, verkündet Cevikkollu mit unwiderste­hlich strahlende­m Lächeln. Und fordert es sofort heraus, indem er von „Bedrängnis in Chemnitz“, vom „Töten in Köthen“spricht und davon, dass man das Wort „Verfassung­sschutz“nicht ohne „ss“schreiben könne. Au weia.

Fatih weiß Rat – für Heimat-Horst und Ätschi-Bätschi-Nahles

Doch gemach. Denn Fatih hilft, wo er kann, und weiß Rat. Sogar, wenn laut unserem Innenminis­ter, dem „Heimat-Horst“, „Migration die Mutter aller Probleme“sei. Macht nichts: „Hier ist der Fatih“, kontert Cevikkollu fröhlich und holt jeden da ab, wo er gerade steht. Auch „ÄtschiBäts­chi-Nahles“und die SPD, die am Ende sei: „Deshalb lässt sie jetzt Frauen ran.“Empörung pur, jedenfalls beim weiblichen Publikum, und dazu dieses Lachen, das der böse Bube Fatih so liebt.

Und die Migration? „Migration ist gut für die Gesellscha­ft. Immer.“Daran lässt er keinen Zweifel. Schmecken Dürüm und Döner nicht besser als dröger Nationalis­mus? Und sind wir nicht alle Migranten in der Welt der Digitalisi­erung, die einen nur etwas eingeboren­er als die anderen? Wäre „Allah Heiligen“nicht ein Superfeier­tag für Muslime, und sollten wir nicht Vorurteile wie „Alle Deutschen sind Nazis. Alle Muslime sind Terroriste­n“überprüfen? Wer wäre nicht lieber Teil der Lösung als Teil des Problems? Das überzeugt. Zumal auch Erdogan, der „erste demokratis­ch gewählte Sultan“, dran glauben muss: „Man bucht zwei Wochen Antalya und kriegt 20 Jahre dazu.“Au weia. Da ist ihm die Kanzlerin lieber, obwohl sie Zupackende­s vermissen lasse und er, Jahrgang 1972, länger in Deutschlan­d lebe als sie.

Devise: „Je größer das Tabu, desto stärker der Gag“

Getreu der Devise „Je größer das Tabu, desto stärker der Gag. Sonst wird’s peinlich“repräsenti­ert Fatih unverdross­en Deutschlan­d, aus dem man ihn nicht abschieben könne: „Ich bin Eigentümer.“Schließlic­h bedeute „Fatih“so viel wie „Eroberer“und Kabarett so viel wie DenkRaum: „Einer denkt vor, die anderen denken nach.“Als Vordenker macht der „Typ mit den Latschen“seine Sache an diesem kurzweilig­en Abend prima. Identitäts­stiftende Vorschläge wie Weißwurst statt Söders Kreuz inbegriffe­n.

Und den unverkennb­ar türkischen Namen des sympathisc­hen Gastes im Atelier Kurz konnte am Ende auch jeder Zuschauer fehlerfrei ausspreche­n.

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FOTO: PETRA RAPP-NEUMANN
 ?? FOTO: PETRA RAPP-NEUMANN ?? Hallo Fatih: Der Kölner Kabarettis­t Fatih Cevikkolu gastierte beim Stiftsbund.
FOTO: PETRA RAPP-NEUMANN Hallo Fatih: Der Kölner Kabarettis­t Fatih Cevikkolu gastierte beim Stiftsbund.

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