Ab Juni 2019 Go-Ahead im Remstal
Starkes Bürgerinteresse bei der Infoveranstaltung des neuen Bahnunternehmens
(hs) - Wie aufmerksam und engagiert die Gmünder die Entwicklung des schienengebundenen öffentlichen Personen-Regionalverkehrs verfolgen, hat sich nicht nur an den dicht besetzten Zuhörerreihen gezeigt. Vielmehr auch darin, dass die Zuhörer die Vorträge der Go-Ahead-Repräsentanten Annika Sigg und Dominik Passoth immer wieder mit spontanen Fragen, Sorgen und auch Anregungen unterbrachen. Die Erwartungshaltung gegenüber dem neuen Verkehrsunternehmen ist aufgrund des offenkundigen Schlendrians der Bahn AG mit ständigen Verspätungen und überdurchschnittlich vielen Komplettausfällen sehr stark. Die Go-AheadVertreter bekundeten die Einsicht, dass es auch zukünftig keine hundertprozentige Sicherheit gegen Verspätungen und Zugausfälle gebe. Sie beruhigten jedoch zumindest mit diesem Hinweis: Um Überraschungen durch kurzfristige Krankmeldungen und Lokomotiv-Pannen vorzubeugen sollen zukünftig in Stuttgart und Essingen zwei unverplante Reservezüge mitsamt Lokführer bereit stehen, um sofort einzugreifen.
Neu auch diese Sprachregelung: Nicht von Schaffner oder Kontrolleur ist die Rede, sondern von einer Servicekraft pro Go-Ahead-Zug, die sich als Ansprechpartner fühlt und auch Menschen mit Behinderung beim Ein- und Ausstieg hilft.
Es gab viele Informationen über die Herkunft des Unternehmens aus England, das in und rund um London mit rund 26 000 Mitarbeitern pro Jahr etwa eine Milliarde Menschen von A nach B befördert. Dargestellt wurde, wie Go-Ahead auf der Grundlage von EU-Entscheidungen im Ausschreibungswettbewerb des Landes für die neuen Verkehrsverträge nun den Zuschlag für den schienengebundenen Regionalverkehr auf mehrere Strecken rund um Stuttgart erhalten hat. Bei Essingen entsteht aktuell das komplett neue Bahnbetriebswerk mit Leitzentrale. Erläutert wurde auch, wie eng verknüpft Go-Ahead weiterhin mit dem Partner Bahn AG bleiben wird. Deren Konzerntöchter DB Netz AG oder auch DB Immobilen AG behalten das Sagen für die technische Infrastruktur auch auf der Remsbahn. Alles, so der Eindruck, ist sehr eng und doch kompliziert verflochten. Das wichtigste Versprechen: Im Eisenbahnverkehr zwischen Aalen und Stuttgart wird es mit hochmodernen Regionalzügen einen verlässlichen Halbstunden-Takt geben. Die Zuhörer, darunter viele treue Bahnkunden und -pendler, hatten viele Fragen. Auch von Mitgliedern des Inklusionsbeirats wurde die fordernde Frage gestellt, ob es denn hoffentlich weiterhin am Gmünder Bahnhof einen persönlichen Ansprechpartner für den Ticketverkauf gebe, so wie dies von der Bahn AG bislang im Reisezentrum direkt im Bahnhof gewährleistet werde.
Entgegen früherer Aussagen der politisch Verantwortlichen, wonach das Reisezentrum erhalten bleibe, zeigten sich die Go-Ahead-Vertreter nun plötzlich unsicher: Es gebe Abstimmungsbemühungen, jedoch noch keine Entscheidungen. Bürgermeister und Moderator Joachim Bläse rang den Unternehmenssprechern dennoch das Versprechen ab, dass es auch zukünftig am Gmünder Bahnhof die Möglichkeit geben werde, nicht nur einem stummen Fahrkartenautomaten gegenüberzustehen, sondern einem ratgebenden Menschen.
Für Beruhigung sorgte die Mitteilung, dass sämtliche Abos und Sondertickets der Bahn weiterhin ihre Gültigkeit behalten werden. Viel Beifall fand dieser Vorschlag eines Bürgers: Genau diese Veranstaltung in einem Jahr wiederholen, um nach 100 Tagen Go-Ahead die Erfahrungen auszutauschen. Dominik Passoth und Annika Sigg sagten spontan zu.