Bürgerinitiative drängt auf Lärmmessung
Gemeinderat Rosenberg beschäftigt sich erneut mit dem Windpark Rosenberg-Süd
- Der Gemeinderat Rosenberg hat sich in seiner jüngsten Sitzung einmal mehr mit dem Windpark Rosenberg-Süd befassen müssen. Konkret ging es um die Beschwerde von Anwohnern beziehungsweise der Bürgerinitiative „Windkraft mit Vernunft“(BI), die eine enorme Lärmbelastung durch die beiden hochumstrittenen Anlagen beklagen und sich endlich eine unabhängige Lärmmessung wünschen.
Vertreter der Bürgerinitiative „Windkraft mit Vernunft“durften auf Einladung von Bürgermeister Tobias Schneider in der Sitzung ihre Sicht der Dinge darlegen. Sie monierten, dass der Betreiber der beiden Windkraftanlagen, die EnBW, es bis heute nicht geschafft habe, eine solide Abnahmemessung des Schallleistungspegels durch ein unabhängiges Institut vornehmen zu lassen – obgleich dies eine verpflichtende Auflage in der Baugenehmigung gewesen sei. In diesem Zusammenhang formulierten die BI-Vertreter auch deutliche Kritik am Landratsamt, das seiner Funktion als Kontrollbehörde in diesem Falle einfach nicht nachkomme. Diese „lasche Überwachung des Windparks Rosenberg-Süd“füge sich damit allerdings „voll umfänglich“in das holprige Windpark-Genehmigungsverfahren ein, das die drei Sprecher der BI, Dr. Michael Hoffmann, Rudolf Knecht und Jens Greiner, am Montagabend als „quasilegal“geißelten.
Gleichzeitig betonten sie, dass das Leben der Anwohner durch die beiden 230 Meter hohen Anlagen, die von der EnBW in 780 beziehungsweise 810 Meter Entfernung zur Wohnbebauung aufgestellt werden durften, seither stark beeinträchtigt werde. Denn: „Wir haben vor unserer Haustür nicht nur die höchsten Windräder in der Region. Wir haben auch die schlechtesten und die lautesten“, sagte Hoffmann. Das läge auch daran, dass die EnBW bewusst auf Lärmschutzmaßnahmen, wie Winglets an den Rotorflügeln, verzichtet habe – und das übrigens wohl nur deshalb, weil die BI gegen den Windpark geklagt hatte.
Anwohner klagen über Schlaflosigkeit und Ohrendruck
Die Folgen: Selbst wenn die beiden Anlagen derzeit nur auf Viertel- oder Halblast laufen, müssten die Anwohner ihre Fenster schließen, um schlafen zu können, berichtete Hoffmann. Jens Greiner ergänzte, dass es ihm seit der Inbetriebnahme der Windräder unmöglich sei, auf seiner Terrasse in Matzengehren ein Buch zu lesen. Die Dauerbeschallung durch die Windräder sei „einfach nicht auszuhalten“. Die Anwohner in Hinterbrand und Matzengehren klagten vielfach über Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Ohrendruck und Ruhelosigkeit. „Man kann das sicherlich nicht alles auf die Windräder schieben, aber die Anlagen können gesundheitliche Probleme sicherlich verstärken“, zeigte sich Hoffmann überzeugt. Er fordert deshalb gemeinsam mit seinen Mitstreitern endlich eine valide Messung des Lärms. Und das bitte schön in der Nacht und vor allem direkt gemessen an den betroffenen Wohnhäusern.
Das Landratsamt habe bis dato nur sogenannte Orientierungsmessungen durchgeführt. Die seien aber nicht aussagekräftig, mahnten die BIVertreter. Darüber hinaus hätten die Behörden einigermaßen überraschend auch noch ein erneutes Gutachten zur Schallprognose veranlasst. Dieses Gutachten, das wieder zu einer sehr wohlwollenden Betrachtung der beiden Anlagen gekommen ist, habe aber – wie sich heraussstellen sollte – der Betreiber, die EnBW, selbst erstellt.
Die BI habe angesichts der Untätigkeit der Behörden zwischenzeitlich selbst die Initiative ergriffen, informierte Hoffmann. Eigene Messungen hätten in der Nacht einen SchallpegelDurchschnittswert von 46,56 dB (A) ergeben, was über dem zulässigen Grenzwert von 45 db(A) liegt. Der Haken: Die Messungen der BI, die sich dafür extra ein hochwertiges wie kostspieliges Gerät angeschafft hatte, werden von den Behörden nicht anerkannt. „Aber unsere finanziellen Mittel sind auch nur begrenzt. Wir haben als BI bereits 15 000 Euro in den Kampf mit der EnBW investiert. Eine Messung durch ein anerkanntes unabhängiges Institut würde weitere 2500 bis 3000 Euro kosten“, informierte Jens Greiner das Gremium. Auch deshalb würden sich die Mitglieder der BI freuen, wenn die Gemeinde ihr Anliegen unterstützen könnte.
Rosenbergs Bürgermeister Tobias Schneider zeigte sich dafür am Montag durchaus offen. Wie der Rathauschef betonte, sei er auch schon tätig geworden und habe beim Landratsamt nachgehakt, warum bis heute noch keine Abnahmemessung erfolgt sei. Man habe ihm auf diese Anfrage mitgeteilt, dass das angeblich „an den Witterungsverhältnissen“gescheitert sei. Aus Sicht von Schneider eine ziemlich dürftige Erklärung. „Es ist kaum nachvollziehbar, dass es in den vergangenen 15 Monaten keine Möglichkeit gegeben haben soll, für eine solche Messung.“
Gemeinde sieht das Landratsamt am Zug
Gleichwohl habe ihm das Landratsamt gegenüber angekündigt, dass man jetzt endlich eine Messung veranlassen wolle – und das wohl auch nachts. Dieses behördliche Vorgehen sei laut Schneider auch dringend angezeigt. Ansonsten seien solche Auflagen in Baugenehmigungen „ein stumpfes Schwert, mit dem man nicht ernsthaft in den Krieg ziehen“könne, so der Rosenberger Bürgermeister. Die Gemeinde habe in der Angelegenheit zwar nicht das Heft des Handelns in der Hand, so Schneider. Aber man könne zumindest „unbequem“sein. Der Rosenberger Bürgermeister schloss auf Nachfragen aus dem Gremium und Reihen der BI auch nicht aus, dass die Gemeinde gegebenenfalls selbst eine unabhängige Messung veranlassen werde. Zunächst aber setze man auf das Landratsamt. Das sei jetzt am Zug.