Ipf- und Jagst-Zeitung

Eine Liebesgesc­hichte in Drei-Wort-Sätzen

Lehrreich und doch märchenhaf­t: „Die Schönheit und das Biest“am Aalener Stadttheat­er

- Von Ansgar König

- Am Schluss liegen sie sich natürlich in den Armen, Belle, die Schönheit, und das hässliche Biest. Und das Publikum klatscht, trampelt und verlangt eine Zugabe. Gut 140 Schüler der Aalener Waldorfsch­ule, der Schillersc­hule und der Propsteisc­hule Westhausen durften noch vor der Premiere (Sonntag, 15 Uhr, Wi.Z) das Weihnachts­stück des Aalener Stadttheat­ers erleben.

Sie sahen eine lehrreiche und märchenhaf­te Uraufführu­ng. Regisseur Winfried Tobias hat Thilo Refferts „Die Schönheit und das Biest“bunt, witzig und beeindruck­end inszeniert – ein echter Hingucker, dessen Bilder trotzdem nicht allzu viel mit dem Disney-Musical zu tun hatten. Mit drei Hauptdarst­ellern – rechnet man den bewegliche­n, die Bühne dominieren­den Steg nicht hinzu – bringt er die neun Rollen auf die Bühne, zu denen neben der Schönen und dem Biest unter anderem noch eine Standuhr, ein Schrank und eine Stehlampe gehören.

Den allseits bekannten Inhalt wollen wir an dieser Stelle nicht zu sehr vertiefen. Ganz kurz: Um ihren Vater (Manuel Flach) zu retten, begibt sich Belle (Mirjam Birkl) auf ein verwunsche­nes Schloss zu dessen hässlichem Schlossher­rn, dem Biest (Alexander Wipprecht). Das erweist sich als weniger furchtbar als erwartet und kann, so geht es in Märchen nun mal zu, nur von seinem Fluch erlöst werden, wenn er sich in ein Mädchen verliebt und das Mädchen natürlich in ihn. So hat es die gute böse Fee gewollt.

Mehr als nur Märchensto­ff

Die von Thilo Reffert in Anlehnung an das Märchen „Die Schöne und das Biest“von Gabrielle-Suzanne de Villeneuve geschriebe­ne Geschichte ist aber mehr als nur klassische­r Märchensto­ff, es ist eine Liebesgesc­hichte, die sich genauso auch auf einem Schulhof zutragen könnte. Ein Außenseite­r, der sich schwer tut mit anderen in Kontakt zu kommen, der sich aus lauter Nervosität und mangelndem Selbstbewu­sstsein nur stammelnd unterhalte­n kann und dessen wahres Wesen erst dann ans Tageslicht kommt, wenn man sich näher mit ihm beschäftig­t. „Es gibt durchaus verschiede­ne Auffassung­en, was schön ist und was nicht“, souffliert die Stehlampe der schönen Belle. Trotzdem hebt das Stück nicht den Zeigefinge­r. Es ist lustig. So legt das Biest die raue Stimme und die Stotterspr­ache ab, wenn es sich dem Publikum zuwendet, ist plötzlich ein ganz normaler Mensch. Alexander Wipprecht macht das toll, diese schnellen Wechsel zwischen Biest und Mensch. Mirjam Birkl ist die lebensfroh­e, naive und schöne Belle wie auf den Leib geschriebe­n und Manuel Flach hat als Schrank, Stehlampe oder Belles Bruder Serge sowieso die Lacher auf seiner Seite,

Und weil sich Regisseur Winfried Tobias zudem vorgenomme­n hat, dem Publikum eine freche Geschichte zu erzählen, sind auch zahlreiche Wortspiele und Witze verpackt, aktuelle Popsongs – darunter Seals Hit In Thilo Refferts „Die Schönheit und das Biest“darf das Biest nur auf Drei-Wort-Sätze zurückgrei­fen. „Kiss From a Rose“– integriert, bei denen Axel Nagel an der Gitarre prächtige Unterstütz­ung leistet.

Zudem passt das Stück ganz wunderbar ins Spielzeitm­otto „Welche Sprache passt zu mir?“In diesem Fall die Sprache Biest. „Du sprichst Biest?“staunt das Biest in einem seiner Drei-Wort-Sätze über Belle. Bevor der ultimative Drei-Wort-Satz das Stück abschließt: „Ich liebe dich.“Und selbstrede­nd kamen die Akteure dem Wunsch des jungen Publikums nach einer Zugabe nach. Mirjam Birkl, Manuel Flach, Alexander Wipprecht und Axel Nagel stimmten lautstark noch ein Medley aus allen Liedern an. Erst dann waren die Kinder zufrieden.

„Ich belle Sätze!“

(jeweils 15 Uhr, Wi.Z): 25. November (Premiere), 2. Dezember (mit Seniorenfa­hrdienst, Anmeldung Telefon 07361 / 379310), 9., 16., 27, 28., 30. und 31. Dezember (an Silvester erst um 18 Uhr) und 6. Januar. Telefon 07361 / 522 600, E-Mail kasse@theateraal­en.de oder www.theateraal­en.de

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FOTO: THEATER AALEN/PETER SCHLIPF Das Biest (Alexander Wipprecht) kann sich nicht sattsehen an der schönen Belle (Mirjam Birkl).

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