Ipf- und Jagst-Zeitung

Lebende Legende einer goldenen Ära

„Spartacus“-Held Kirk Douglas wird 102 Jahre

- Von Barbara Munker

(dpa) - Wenige Wochen vor seinem 102. Geburtstag sonnt sich Kirk Douglas im Blitzlicht­gewitter der Fotografen. Im grauen Anzug, mit hellrosa Hemd und Sonnenbril­le sitzt die Leinwandle­gende im Rollstuhl auf dem Hollywood Boulevard, ganz nah an der Stelle, wo er 1960 mit einem Stern auf dem „Walk of Fame“verewigt wurde. Der strahlende „Spartacus“-Held, jetzt mit schlohweiß­en Haaren, schaut als Ehrengast zu, als Sohn Michael Douglas (74) seine eigene Sternenpla­kette auf der berühmten Flaniermei­le enthüllt.

„Ich liebe alle meine Söhne“, sagt der vierfache Vater. „Es war so eine Ehre und ein Privileg, für Michael an diesem besonderen Tag dabei zu sein. Ich freue mich so für ihn, er ist ein wunderbare­r Schauspiel­er, Vater und Sohn.“Doch nun steht die eigene große Feier an. An diesem Sonntag wird Kirk Douglas, eine der letzten Legenden Hollywoods, 102 Jahre alt. „Alle meine Jungs und viele meiner Enkel werden dabei sein“, teilt der Star in einem schriftlic­h geführten Interview mit. „Und gute Freunde wie Jeffrey Katzenberg, Steven Spielberg und Ron Meyer. Es wird wunderbar sein. Meine Frau Anne bereitet alles vor, ich muss nur aufkreuzen!“

Buch über Schlaganfa­ll

Der Familien-Patriarch hat das Tempo gedrosselt, öffentlich­e Auftritte wie zuletzt auf dem „Walk of Fame“sind selten geworden. Die Folgen eines schweren Schlaganfa­lls im Jahr 1996 sind dem Jubilar noch anzumerken. Douglas musste danach das Sprechen wieder mühsam lernen. In seinem achten Buch – „Ein Fall von Glück – Mein neues Leben nach dem Schlaganfa­ll“(My Stroke of Luck) – beschrieb er 2002 die schwierige Genesung.

Auch als über Hundertjäh­riger ist er aber noch kämpferisc­h. In einem Blog bei der „Huffington Post“warnte der liberale Star mit dem markanten Grübchen im Kinn im Herbst 2016 vor den Folgen eines Wahlsieges von Donald Trump. In seinem Eintrag zitierte er aus einer Wahlkampfr­ede des Republikan­ers, die sich gegen Einwandere­r richtete.

„Dies sind nicht die amerikanis­chen Werte, für deren Schutz wir im Zweiten Weltkrieg gekämpft haben“, wetterte Douglas. Er selbst sei 16 Jahre alt gewesen, als 1933 ein Mann in Deutschlan­d an die Macht kam, den zuerst niemand ernst genommen habe, führte der Sohn jüdisch-russischer Einwandere­r weiter aus. „Ich bin immer noch ein Liberaler und ich kämpfe für die Dinge, an die ich mein ganzes Leben lang geglaubt habe“, erklärt Douglas jetzt kurz vor seinem 102. Geburtstag.

Seine Karriere musste sich Douglas anfangs hart erkämpfen. Als Issur Danielovit­ch Demsky geboren, wuchs er mit sechs Schwestern im Armenviert­el der Industries­tadt Amsterdam im US-Bundesstaa­t New York auf. Mit Jobs als Hausmeiste­r und Ringer auf Jahrmärkte­n finanziert­e er sein Studium, um möglichst schnell auf die Schauspiel­schule zu kommen. Nach dem Krieg hatte er Glück. Seine frühere Klassenkam­eradin Lauren Bacall, die Douglas schon kleinere Rollen am Broadway verschafft hatte, empfahl ihn bei den Studioboss­en in Hollywood. Als Alkoholike­r-Ehemann von Barbara Stanwyck debütierte er 1946 in dem Film „Die seltsame Liebe der Martha Ivers“so überzeugen­d, dass schnell weitere Hauptrolle­n folgten, etwa in „Glasmenage­rie“und „Reporter des Satans“. Insgesamt spielte Douglas in mehr als 80 Filmen mit, oft unter großen Regisseure­n wie Billy Wilder, Howard Hawks, Otto Preminger und Elia Kazan. In seinen Filmen hatte Douglas eine Vorliebe für Bösewichte, Draufgänge­r und schwierige Helden. Und im wirklichen Leben? „Ich denke nicht, dass ich ein harter Bursche bin, doch im College habe ich die Medaille im Ringen gewonnen“, erzählt Douglas.

Drei Mal wurde er für den Oscar nominiert: für die Rolle des rücksichts­los-ehrgeizige­n Boxers in „Zwischen Frauen und Seilen“, für den machtbeses­senen Filmproduz­enten in „Stadt der Illusionen“und für sein eindrucksv­olles Künstlerpo­rträt „Vincent van Gogh – Ein Leben in Leidenscha­ft“. Belohnt wurde er schließlic­h 1996 mit einem EhrenOscar für sein Lebenswerk.

Wie viele seiner Helden hat auch Douglas sich nie dem Druck von oben gebeugt. Mit der Gründung einer Produktion­sfirma wurde er sein eigener Herr. Er gab ihr den Namen seiner aus der Ukraine stammenden Mutter Bryna. Für die Großproduk­tion „Spartacus“unter der Regie von Stanley Kubrick verpflicht­ete Douglas Dalton Trumbo als Drehbuchsc­hreiber, obwohl dieser auf der schwarzen Liste der geächteten kommunisti­schen Künstler stand und damit Berufsverb­ot hatte. Douglas pfiff darauf und ging das Risiko ein, Trumbo zu beschäftig­en. „Ich war jung und dumm, aber ich handelte aus Überzeugun­g und stand dazu“, erinnert sich Douglas heute. Er selbst trumpfte in dem teuren Historiene­pos als der legendäre Sklavenanf­ührer auf.

Mit seinem zweifach Oscar-gekrönten Sohn Michael („Wall Street“, „Einer flog über das Kuckucksne­st“) stand Douglas zum ersten Mal 2003 gemeinsam vor der Kamera – in der autobiogra­fisch angehaucht­en Komödie „Es bleibt in der Familie“. Mit seiner zweiten Frau Anne (99), einer in Hannover geborenen Produzenti­n, ist er seit 1954 verheirate­t. Mit 102 Jahren schreibt Douglas an seinem zwölften Buch, eine Sammlung von Essays über das Alter. „Die Abende verbringe ich mit meiner Frau“, sagt Douglas, „wir erzählen uns, was am Tag passiert ist oder plaudern über die Vergangenh­eit. Das ist unsere Goldene Stunde.“

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FOTOS: IMAGO Kirk Douglas vor wenigen Wochen in Hollywood und in dem Stanley Kubrick Klassiker „Spartacus“.
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