Die Jagst erholt sich nur langsam
Rettungsmaßnahmen bringen erste Ergebnisse – Land deckt mehrere Verstöße bei Düngemittellagerung auf
- Die Rettung der Jagst hat das Land rund drei Millionen Euro gekostet. „Ein zweistelliger Millionenbetrag, um weitere Kosten zu decken, wird folgen“, sagt Umweltminister Franz Untersteller (Grüne). Dank der Initiative zeige sich die Jagst bereits relativ gut erholt.
Im August 2015 war Löschwasser, das mit illegal gelagertem Düngemittel verunreinigt war, bei einem Mühlenbrand in Lobenhausen (Schwäbisch Hall) in den Fluss gelangt. Auf einer Strecke von rund 25 Kilometern wurde der Fischbestand weitestgehend vernichtet, insgesamt hatten die Helfer rund 20 Tonnen tote Fische aus dem Wasser fischen müssen. Das Land hatte das „Aktionsprogramm Jagst“vor drei Jahren ins Leben gerufen, um den geschädigten Fluss wiederzubeleben.
Damit solch ein Unglück nicht noch einmal passieren kann, hat die Regierung mehr als 300 Düngemittellager und ihre Vorkehrungen zur Löschwasserrückhaltung überprüft. Mit einem verheerendem Ergebnis: Bei etlichen Lagern seien schwere Defizite festgestellt worden. Die Gewerbeaufsicht werde deshalb in Zukunft umfassend über die richtige Lagerung von Düngemitteln bei Betrieben der Holz- und Kunststoffverarbeitung, aber auch bei Abfallbetrieben und Baumärkten informieren müssen. Zudem hätten die Wasserbehörden ihre Alarm- und Einsatzpläne für derartige Katastrophenfälle angepasst. Bruno Fischer vom Naturschutzbund Kirchberg zufolge habe sich der Fischbestand in der Jagst nicht so gut erholt, wie von den Behörden erwartet wurde. „Zehn bis 20 Jahre wird es sicherlich noch dauern, bis sich der Fluss gänzlich erholt. Doch der richtige Weg ist mit den Maßnahmen des Landes bereits eingeschlagen“, sagt Fischer.
Mehr Geld und Personal gefordert
Auch Gerhard Bronner, Vorsitzender des Landesnaturschutzverbandes, lobt die Maßnahmen zur Wiederbelebung des Landes – fordert jedoch weitere Schritte: „Die Regierung sollte das Aktionsprogramm Jagst weiterführen und die erforderlichen Mittel plus Personal dafür bereitstellen.“Von der Gewerbeaufsicht fordert er die Überprüfung von Steinbrüchen, aus denen Bronner zufolge durch Starkregen immer wieder Kalkschlämme in den Fluss gespült werden. „Das feine Sediment setzt sich in die Kiemen der Fische und Wirbellosen, was zu deren Erstickungstod führt.“
Mittlerweile hat das Umweltministerium drei Landkreisen einen großen Teil der Kosten, die bei dem Mühlenbrand entstanden waren, erstattet. Insgesamt flossen zwei Millionen Euro an die Landkreise Schwäbisch Hall, der Hohenlohekreis und der Landkreis Heilbronn.
Lange stritten sich die Beteiligten darüber, wer die Schuld für die Umweltkatastrophe in der Jagst trägt. Noch heute beschäftigen sich die Behörden mit dieser Frage. Das Amtsgericht Langenburg hatte auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl gegen den Mühlenbetreiber erlassen. „Die Besitzer müssen eine Summe von 230 000 Euro zahlen“, sagt Bruno Fischer vom örtlichen Naturschutzbund. Ein Strafbefehl gegen einen jungen Mann wegen fahrlässiger Brandstiftung hingegen hatte das Gericht abgelehnt. Demnächst will sich das Landgericht Ellwangen mit dem Thema befassen.