Doppeljubiläum in barocker Festesfreude
Cappella Nova, Solisten und Orchester jubilierten beim Adventskonzert
- Im Zeichen eines Doppeljubiläums ist das Adventskonzert am Sonntag in der Wallfahrtskirche Sankt Maria in Unterkochen gestanden. Vor 250 Jahre wurde das von 1764 bis 1768 barockisierte Gotteshaus vollendet und vor 25 Jahren hat Ralph Häcker den damals in Cappella Nova umbenannten Chor übernommen. Doppeltes Jubiläum bedeutet doppelte Festfreude. Dies erlebten die Besucher in der bis auf den letzten Platz besetzten Kirche.
Mit höfischem Glanz des britischen Königshauses eröffnete Cappella Nova ihr festliches Konzert. „O praise the Lord“von Georg Friedrich Händel jubilierten die 40 Sängerinnen und Sänger, empfindsam unterstützt von den 13 Instrumentalisten der Musicamerata. Mit kraftvollem, animierenden Gestus führte Ralph Häcker seine Musiker von den ersten Takten an zu einem homogenen Klangkörper zusammen. Mit zupackender Attacke reagierte der Chor, einsatzfreudig und superdeutlich artikulierend. Die strahlenden Koloraturen kamen präzise und einheitlich.
Einschmeichelnd begleiteten die Violinen und die Violen. Für das rhythmische Gefüge sorgten der Kontrabass, das Violoncello und das Fagott. Helle Lichter zauberte Julius Dietrich mit seiner Oboe in das Klanggemälde hinein, dem Helmuth Hammerl an der Orgel sichere Konturen verlieh. Als Tonmeisterin des Orchesters fungierte Monika Böhm in der ersten Geige, die im weiteren Programm auch solistisch tätig war.
Feinfühlige Bass-Arie
Als Erster des in Dresdens Gesangstradition geschulten Solistentrios war Tobias Mäthger (Tenor) im Einsatz. Ein wenig scharf, dafür aber umso strahlender präsentierte er die ersten beiden Arien des Händelschen Werkes. Wohltönend und feinfühlig intonierte Martin Schicketanz seine Bass-Arie. Viktoria Wilson imponierte mit angenehm warmem Sopran, den sie dramatisch zu steigern wusste. Im Wechsel mit dem Chor gestalteten sie Händels barocke Lobpreis-Hymne zum glanzvollen Jubelgesang.
Die streng strukturierte Kantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“von Johann Sebastian Bach bildete den wirkungsvollen Kontrast, verstärkt durch Horn und Englischhorn. Stufenweise dynamisch emporsteigend stellte der Chor das große Werk vor. Mit „Zion hört die Wächter singen“profilierte sich der Tenorsolist, der lautmalerisch das „Herz vor Freude springen“ließ. Vom anschmiegsamen Oboensolo (Rolf-Peter Barth) eingeleitet und mit ihm in Dialog tretend sangen die beiden Solisten Sopran und Bass ihr bezauberndes Duett zwischen der Seele, verkörpert von der Solo-Violine, und Jesus, dem Erlöser.
Knapp 30 Jahre jünger als Altmeister Bach ist Gottfried August Homilius (1714-1785). Dass sich in dieser kurzen Zeit der Stil der Musik schon deutlich verändert hat, kam in seiner Kantate „Auf, auf ihr Herzen, seid bereit“. Die Bachsche Strenge hat sich gelöst und der Herzensappell des die Musikwelt im damaligen Dresden begeisternden Homilius kommt deutlich gelockert und aufmunternd daher. Die Freude an Trillern und hüpfenden Rhythmen wird spürbar. Das machte dem Chor und den Solisten merklich Freude und kam dem musikalischen Genuß entgegen.
Mozarts „Regina Coeli“, eine Huldigung an Maria als Patronin der Wallfahrtskirche Unterkochen, bildete das prachtvolle Finale. Der Chor legte sich im Allegro maestoso nochmals mächtig ins Zeug. Das Orchester, bereichert durch Hörnerklang, glänzte mit übermütiger Musizierfreude und die Sopranistin jubilierte mit faszinierenden HallelujaGesängen. Ralph Häcker steigerte den Klangkörper zu vollem Einsatz, der mit langanhaltendem stehenden Beifall belohnt wurde. Als Zugabe gab es nochmals das prachtvolle „Gloria sei dir gesungen“.