Team in Bewegung
Im Skisprung-Septett überzeugen die Schattenmänner
(SID) - Schnell raus aus dem Schweizer Winterwunderland: Die deutsche Skisprung-Reisegruppe hatte es nach der Generalprobe für die Vierschanzentournee eilig. Die einen spurteten aus Engelberg zur Sportler-Gala nach Baden-Baden, die anderen flugs zurück in die Heimat. Die Stimmungslage nach der Generalprobe für den ersten Saisonhöhepunkt schwankte zwischen euphorisch und reichlich zerknirscht.
„Ich freue mich total auf die Tournee“, sagt Karl Geiger. Der Allgäuer, der am Samstag seine Sieg-Premiere im Weltcup gefeiert hat, gehört zur ersten emotionalen Kategorie, kommt beim Gedanken an den „Four Hills“-Auftakt am 29. Dezember in seiner Oberstdorfer Heimat kaum aus dem Grinsen heraus: „Bis dahin heißt es, die nächsten Tage immens gut zu nutzen.“
Bei Werner Schuster rennt Geiger offene Türen ein. Der Bundestrainer weiß, dass es noch viele Baustellen gibt, dass vor allem die Top-Adler Andreas Wellinger, Richard Freitag und Severin Freund durchhängen – und plant ein knackiges Trainingsprogramm. „Ich möchte auf jeden Fall vor Weihnachten noch springen, Akzente setzen“, sagt der Österreicher: „Dann werden wir den Sportlern am 23. und 24. freigeben und schauen, was passiert. Wir wollen, dass sie hungrig zur Tournee kommen.“
Schuster muss dabei auf ein verändertes Teamgefüge reagieren. Die bisherigen Schattenmänner Geiger und Stephan Leyhe fliegen voran, die Erfolgsgaranten früherer Jahre überzeugten hingegen kaum. Der Bundestrainer sieht darin aber sogar eine Bestätigung für seine Arbeit. „Jedes andere Team würde es zerreißen, wenn die Besten wegbrechen“, sagt Schuster: „Umso froher bin ich, dass es uns gelungen ist, das Team in Bewegung zu halten, dass Karl und Stephan einen Schritt nach vorne gemacht haben.“
Die größten Fragezeichen stehen aktuell hinter Richard Freitag. Der Sachse sprang bislang mäßig, kämpft wieder mit seiner Hüftverletzung. „Wir wissen nicht genau, wie es weitergeht“, sagt Schuster: „Mental wird es ein ziemlicher Hürdenlauf, damit er bei der Tournee noch den großen Wurf landen kann.“
Auch Wellinger kommt nicht in Fahrt, doch der Olympiasieger bleibt zuversichtlich. „Ich weiß, was ich kann. Ich muss es schaffen, dass sich über die Sprünge mein Niveau anhebt“, sagt der Ruhpoldinger. „An Weihnachten werde ich noch mal runterfahren, dann freue ich mich auf die Tournee.“
Zum Tournee-Joker könnte Markus Eisenbichler werden, der sich in Engelberg nach einem desaströsen 48. Platz als Sechster am Sonntag zurückmeldete. „Es war höchste Zeit, dass er zeigt, was er kann“, meinte Schuster. „Er ist eigentlich seit Wochen unser bester Springer. Mit ihm haben wir eine Option mehr, die für Furore sorgen kann.“