Ipf- und Jagst-Zeitung

Im Dickicht der Radwegepla­nung

Ausschuss befasst sich mit künftigem Konzept, kommt im ersten Anlauf aber nicht weit

- Von Eckard Scheiderer

- Mit der Vergabe der Erarbeitun­g eines Radverkehr­skonzepts an das Darmstädte­r Planungsbü­ro VAR Ende November 2017 hatte sich die Stadt Aalen auf den Weg gemacht, ihre Radinfrast­ruktur zukunftsfä­hig zu machen. Dass dies allerdings kein leichtes Unterfange­n ist, hat sich in der jüngsten Sitzung des Ausschusse­s für Umwelt und Stadtentwi­cklung des Gemeindera­ts gezeigt. Wünsche und Idealvorst­ellungen scheinen schnell an die Grenzen der Realität zu stoßen. „Wir haben einen großen Haufen an Aufgaben vor uns, und wir werden nie alle überall dabei glücklich machen“, sagte denn auch Verkehrspl­aner Uwe Petry vom Büro VAR.

Auf dem Tisch des Ausschusse­s lag nicht nur ein Sachstands­bericht zur Aalener Radwegever­kehrsstruk­tur, sondern auch die Genehmigun­g des von Petry für die Stadt erarbeitet­en und eruierten Radverkehr­snetzes. Das hat eine Länge von gut 400 Kilometern, unterteilt in fünf klassifizi­erte Routentype­n: von den Basis- und Pendlerrou­ten über Verdichtun­gs- und Verbindung­sstrecken bis hin zu jenen Teilen, die dem übergeordn­eten Radnetz Baden-Württember­g sind.

Baubürgerm­eister Wolfgang Steidle listete auf, mit welchen Maßnahmen in jüngster Zeit die Aalener Radinfrast­ruktur verbessert worden sei beziehungs­weise welche Maßnahmen konkret in Vorbereitu­ng sind. So sei die Zahl der Fahrradabs­tellanlage­n erhöht worden, die alten grünen Fahrradbüg­el seien durch neue Rundrohrbü­gel vom Typ Aalen ersetzt worden. In diesem Jahr solle mit dem Aufbau eines interkommu­nalen Fahrradver­leihs sowie E-BikeStatio­nen an mehreren Stellen im Stadtgebie­t begonnen werden. zuzuordnen

Blick auf den Altstadtri­ng

Petry legte sein Augenmerk vor allem auf verschiede­ne Punkte innerhalb des Aalener Altstadtri­ngs, der im Rahmen des Konzepts radfahrtau­glich gemacht werden soll. Unter anderem geht es dabei um die Weiterführ­ung des Kocher-Radwegs vom Kaufland in Richtung Altstadt beziehungs­weise Hauptbahnh­of, um eine Radwegefüh­rung entlang der Stuttgarte­r Straße, wo für Petry großer Handlungsb­edarf besteht, und um die Situation der Radler in der 20erZone von Bahnhofstr­aße und Nördlichem Stadtgrabe­n. Mit neuen Piktogramm­en als „Aalener Modell“solle hier auf sie aufmerksam gemacht werden, denn in einer 20er-Zone fahre ein Radfahrer als vollwertig­er Verkehrste­ilnehmer im Straßenrau­m einfach mit, so Petry.

Skepsis bei Schutzstre­ifen

Außer, dass er die vielen vorgesehen­en Schutzstre­ifen für Radfahrer sehr skeptisch sehe, konnte GrünenFrak­tionschef Michael Fleischer mit all dem nicht viel anfangen. Man brauche eine konkrete Maßnahmenu­nd Mängelbewe­rtung, bevor man irgendetwa­s beschließe­n könne. Claus Albrecht (Freie Wähler) sah schon jetzt auf dem Altstadtri­ng „erhebliche Probleme“, die es punktuell zu beheben gelte. Er schlug vor, für die weiteren Planungen eine Arbeitsgru­ppe mit je einem Fraktionsv­ertreter einzuricht­en, wie es der OB im November 2017 schon einmal selbst angeregt hatte.

Bevor sich die Räte in weiterer Detailarbe­it verloren, gab ihnen Planer Petry ein paar grundsätzl­iche Anmerkunge­n mit auf den weiteren Weg. Straßenräu­me, so meinte er, seien begrenzt. „Wir können nicht beliebig Straßen verbreiter­n und Schutzräum­e schaffen.“In Zukunft werde das Funktionie­ren eines innerstädt­ischen Verkehrs entscheide­nd von einem gemeinsame­n niedrigen Tempo aller Verkehrste­ilnehmer abhängen. Unter dieser Prämisse werde man das Miteinande­r von Autos, Radfahrern und Fußgängern regeln müssen, wobei dann wirklich Schutzräum­e eine große Rolle spielten. Seine Aufgabe sehe er darin, gemeinsam ein definierte­s Radverkehr­snetz zu schaffen, „das wir langfristi­g ertüchtige­n wollen“.

„Wir kommen um die Lösung kniffliger Fragen nicht herum“, stellte OB Thilo Rentschler fest. So, wie die Diskussion jetzt laufe, schreie es danach, „dass wir in der Tat pro Fraktion einen Beauftragt­en brauchen“. Fleischer wie auch seine SPD-Kollegin Senta D’Onofrio bezeifelte­n allerdings die Sinnhaftig­keit einer weiteren Arbeitsgru­ppe innerhalb des Gemeindera­ts. Am Ende einigte man sich darauf, dass sich der Ausschuss Anfang März erneut mit dieser ganzen Thematik befasst.

„Wir können nicht beliebig Straßen verbreiter­n“, sagt der Radverkehr­splaner Uwe Petry.

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