220 000 Flugreisende müssen sich auf Streiks einstellen
Acht Airports von Arbeitsniederlegungen betroffen – Reiseanbieter und Airlines informieren über Verspätungen
(dpa) - Auch in dieser Woche müssen sich Reisende wegen des Warnstreiks beim Sicherheitspersonal auf Ausfälle und Verspätungen einstellen. Mindestens 220 000 Passagiere sind laut Flughafenverband ADV von den geplanten Arbeitsniederlegungen betroffen. Neben Frankfurt wurden auch für Hamburg, München, Hannover, Bremen, Leipzig/Halle, Dresden und Erfurt Warnstreiks angekündigt. Die Deutsche Luftverkehrswirtschaft und die Flughäfen warfen der Gewerkschaftsseite Rücksichtslosigkeit zulasten der Passagiere vor.
Deutschlands größter Flughafen in Frankfurt am Main bereitet sich entsprechend vor: Wie ein Sprecher des Flughafens sagte, soll sich ein spezielles Team um die Passagiere kümmern, die nicht wie geplant in einen Flieger steigen können. Dazu gehöre etwa die Bereitstellung von Verpflegung, Decken und Feldbetten.
Der Ausstand am kommenden Dienstag könnte den Flughafen in Frankfurt weitgehend lahmlegen. Die Gewerkschaften Verdi und DBB haben die etwa 5000 Mitarbeiter, die dort für die Kontrolle von Passagieren und Fracht zuständig sind, zu einem fast ganztägigen Warnstreik aufgerufen.
„Auch wenn wir gut vorbereitet sind, wir empfehlen Reisenden während des Streiks nicht zum Flughafen zu kommen“, sagte der Sprecher. Besser sei es, wenn sich die Menschen bei den Airlines nach Umbuchungen oder sonstigen Alternativen erkundigten. Reisende, die in Frankfurt zwischenlanden und bereits kontrolliert wurden, müssen – sofern sie im Sicherheitsbereich bleiben – nicht mit Komplikationen rechnen. Das seien etwa 60 Prozent aller Passagiere, sagte der FraportSprecher.
Am Sonntagabend kündigte Verdi auch für Hamburg und München Arbeitsniederlegungen an: In der Hansestadt sind nach Gewerkschaftsangaben starke Einschränkungen zu erwarten. In München ist dagegen nicht die Passagierkontrolle betroffen, sondern die Personal- und Warenkontrolle. „Es wird sicherlich zu Einschränkungen kommen“, sagte ein Sprecher des Flughafens. Entscheidend sei, wie die Fluggesellschaften auf den Streik reagierten.
Anlass des Ausstands ist der laufende Tarifkonflikt. Die Gewerkschaften fordern für die bundesweit 23 000 Beschäftigten im Bereich der Passagier-, Fracht-, Personal- und Warenkontrolle an den Flughäfen eine einheitliche Bezahlung. Verdi verlangt brutto 20 Euro pro Stunde, der DBB fordert einen Stundenlohn von 19,50 Euro. Bislang sind die Stundenlöhne in der Branche regional sehr unterschiedlich.
Der erneute Streikaufruf sei notwendig geworden, weil der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) „weder auf das starke Signal der Beschäftigten durch die Warnstreiks in Berlin-Tegel und Schönefeld am vergangenen Montag noch auf die Warnstreiks in Düsseldorf, Köln-Bonn und Stuttgart am vergangenen Donnerstag mit einem verhandlungsfähigen Angebot reagiert“habe, sagte Verdi-Verhandlungsführer Benjamin Roscher. Nach Verdi-Angaben hat der BDLS bei der jüngsten Verhandlungsrunde Ende Dezember sein Angebot für eine Entgelterhöhung von 1,8 Prozent auf 2,0 Prozent pro Jahr bei einer zweijährigen Vertragslaufzeit erhöht. Die Lohnangleichung für ostdeutsche Bundesländer soll erst nach fünf Jahren beendet sein.
Dem widersprach die Arbeitgeberseite: Das aktuelle Angebot der Arbeitgeber liege bei bis zu 6,4 Prozent mehr Lohn pro Jahr. Bereits im Dezember habe der Verband zudem kommuniziert, dass man zu einer weiteren Erhöhung und zu zügigen Verhandlungen ab Jahresanfang bereit sei, erklärte der BDLS. „Die Gewerkschaft fordert weiterhin stur 20 Euro pro Stunde für alle Beschäftigten“, kritisierte BDLS-Verhandlungsführer Rainer Friebertshäuser.
Auch der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbands ADV, Ralph Beisel, übte scharfe Kritik: „Es ist unverantwortlich von Verdi, die Streiks bis zum Exzess auszudehnen. Mir fehlt jedes Verständnis dafür, dass Verdi die Streiks auf dem Rücken der Reisenden, der Fluggesellschaften und der Flughäfen austrägt.“