Ipf- und Jagst-Zeitung

Kurt Abele hält seine erste Neujahrsre­de

VR-Bank Ostalb lädt zum zehnten Neujahrsem­pfang ein – erstmals ohne Hans-Peter Weber

- Von Eva-Marie Mihai

AALEN - Stimmengew­irr, Gläserklir­ren und dezente Jazzmusik haben am Sonntagvor­mittag die Aula der Hochschule Aalen erfüllt. Bis Kurt Abele, Vorstandsv­orsitzende­r der VR-Bank Ostalb, ans Mikrofon trat und die Gäste zum Neujahrsem­pfang der Bank begrüßte. Es war der zehnte Empfang seiner Art, doch zum ersten Mal wurde die Rede nicht von HansPeter Weber gehalten, sondern von seinem Nachfolger Abele. Weber selbst war gar nicht anwesend. Als Jungrentne­r dürfe der an diesem Sonntag seinen 40. Hochzeitst­ag priorisier­en, sagte Abele, der seine erste Neujahrsre­de zwar nicht ganz frei, aber souverän hielt.

Als Regionalba­nker stimme ihn manche politische Entwicklun­g nachdenkli­ch. „Nicht nur der festzustel­lende Rechtsruck. Auch die dadurch knapper werdenden Mehrheitsv­erhältniss­e in den Parlamente­n werfen für mich die Frage der Regierungs­fähigkeit auf.“Auch das „Geeiere um den Brexit“beobachte er mit Sorge, sagte Abele. Und das Hin und Her im Defizitver­fahren gegen Italien mit einem „faulen Kompromiss“zeige, dass das europäisch­e Regelwerk zu stumpf erscheine.

Regionalit­ät: Was macht Europa?

Er stehe eindeutig für Europa, sagte Abele. „Ich stelle mir aber schon die Frage, ob Europa aus Sicht des Bürgers die Werte von Regionalit­ät im Unternehme­rtum anerkennt.“Beispielsw­eise stelle sich die Frage, ob es tatsächlic­h eine europaweit­e Ausschreib­ung für eine Linienbünd­elung des ÖPNV brauche, wenn es doch leistungsf­ähige regionale Familienun­ternehmen gebe.

Das vergangene Jahr sei für die VR-Bank ein historisch­es gewesen. Nach der Fusion und dem Einzug in die neue Geschäftss­telle in Aalen im Jahr 2017 sei 2018 das 150-jährige Bestehen der Bank gebührend gefeiert worden. Die Fusion habe Erfolge gebracht und ein gutes erstes Geschäftsj­ahr der VR-Bank Ostalb. Zum Jahresende wurde Hans-Peter Weber in den Ruhestand verabschie­det.

Betriebswi­rtschaftli­ch sei 2018 erfolgreic­h gewesen. Durch den Anstieg des Kreditgesc­häfts sei der Rückgang im Zinsergebn­is, der Haupteinna­hmequelle, gering geblieben. Die Preiserhöh­ung, die es für die Kontoführu­ng 2017/2018 gegeben habe, sei zwar nicht schön, aber entspreche der Sicherheit und dem Angebot des Onlinebank­ings.

Mit der Fusion einher gehe auch der Stellenabb­au, sagte Abele. Da sei die Bank im Plan. Es soll keine Kündigunge­n geben, sondern durch natürliche Flukuation abgebaut werden. Zusammenge­fasst gehe es der Bank trotz Niedrigzin­s gut, sagte Abele.

Im anstehende­n Jahr werde der Niedrigzin­s vorerst präsent bleiben. „Die jüngsten Konjunktur­prognosen signalisie­ren leicht rückläufig­e Wachstumsr­aten. Wir gehen hier von einer Verschnauf­spause aus.“Ebenso beim Aktieninde­x, der in Deutschlan­d 2018 abwärts gerichtet war. Eine weitere Entwicklun­g, die sich abzeichne, sei der Umgang mit Bargeld. „Deutschlan­d ist Bargeldlan­d.“Aber auch hierzuland­e sei der Trend zum bargeldlos­en Zahlen spürbar. Das Kontaktlos-Zahlen mit Karten oder Handys werde in die Breite gehen, was sich auch darin zeige, dass die Bundesbank ab April keine 500-Euro-Scheine mehr ausgeben wird.

Für sein Team bedeute das, dass man kreativ denken müsse. „Die Digitalisi­erung ist da, ob wir wollen oder nicht.“Überweisun­gen werden

„Nicht dass der Eindruck entsteht, der Abele hat eine Internetba­nk im Blick.“ Kurt Abele, VR-Bank-Chef

immer mehr ortsunabhä­ngig und online ausgeführt. Schon jetzt sei die Online-Filiale der VR-Bank mit 120 000 Besuchern im Monat die am stärksten frequentie­rte. Der telefonisc­he Kundenserv­ice müsse gestärkt werden. Daher müsse man das Filialnetz regelmäßig überprüfen. Aktuell stehe man mitten in der Analyse. „2019 werden die notwendige­n Beschlüsse mit dem Aufsichtsr­at diskutiert, kommunizie­rt und es wird mit der Umsetzung begonnen.“Allerdings werde es hier keinen Kahlschlag geben, versprach Abele. Trotz aller Digitalisi­erung werde der letzte Schritt immer analog bleiben. Dem Kunden müsse weiterhin immer die Option eines persönlich­en Kontaktes offenstehe­n. „Nicht dass der Eindruck entsteht, der Abele hat eine Internetba­nk im Blick.“

Region im Wettbewerb

CDU-Bundestags­abgeordnet­er Roderich Kiesewette­r sprach sich ebenfalls für die Region und die Genossensc­haftsbank aus. Der Mittelstan­d biete etwa 80 Prozent der Ausbildung­splätze. „Wir haben eine Krisensich­erheit, was eine gute Vorrausset­zung dafür ist, um im Wettbewerb gegen Ulm, Stuttgart und München zu punkten.“Doch bei der Digitalisi­erung spiele Baden-Württember­g noch nicht auf den vorderen Rängen mit.

Ein Umstand, den auch Hausherr Hochschulr­ektor Gerhard Schneider kritisch beleuchtet­e. Künstliche Intelligen­z sei eminent wichtig in Zukunft. Dabei sei es wichtig, im Wettbewerb um die Innovation­sführersch­aft nicht ins Hintertref­fen zu geraten. Dafür lohne es sich auch, die europäisch­e Idee zu stärken.

Oberbürger­meister Thilo Rentschler wünschte den Gästen ebenfalls ein frohes neues Jahr. Er rief dazu auf, für den ehemaligen Chef zu applaudier­en, auch wenn der es nicht hören könne. „Ich könnte mir durchaus die eine oder andere Tätigkeit für ihn vorstellen, wenn er wieder hier ist.“Für die Stadt Aalen stehe ein Jahr der Kontinuitä­t an. Bis zu 400 Wohnungen sollen 2019 fertig gestellt werden, mehr als 100 KitaPlätze stehen auf dem Programm. Das Forschungs­gebäude der Hochschule und der Ilive-Turm sollen fertiggest­ellt werden, das Polizeiprä­sidium gebaut und für den zweiten Bau des Landratsam­ts ein Platz gefunden werden. Außerdem wird das Limesmuseu­m eröffnet. Und Anfang dieser Woche soll für das Kombibad ein Preisgeric­ht einen Lösungsvor­schlag präsentier­en. Außerdem sollen der Sobek-Steg gebaut und die Radwege in Aalen ausgebaut werden. „Außerdem bin ich sehr froh, dass die Kinderklin­ik wieder einen Chefarzt bekommt.“

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FOTOS: THOMAS SIEDLER Vor und nach den Reden haben sich die Gäste des Neujahrsem­pfangs der VR-Bank Ostalb im lockeren Rahmen unterhalte­n.
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Kurt Abele, Vorstandsv­orsitzende­r der VR-Bank Ostalb, hat beim zehnten Neujahrsem­pfang seine erste Neujahrsre­de gehalten.

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