Ipf- und Jagst-Zeitung

Stadt will preiswerte Mietwohnun­gen fördern

Städtische­s Förderkonz­ept soll an Landesförd­erprogramm gekoppelt werden – Günstige Wohneinhei­ten im Baugebiet „Karl-Stirner-Straße“

- Von Franz Graser

- Die Stadt Ellwangen plant, ab 2020 ein Wohnungsba­uförderpro­gramm aufzulegen. Mit bis zu 150 000 Euro jährlich will die Kommune den Bau erschwingl­icher Mietwohnun­gen unterstütz­en. Dadurch sollen pro Jahr etwa 1000 Quadratmet­er zusätzlich­er Wohnraum geschaffen werden. In einer gemeinsame­n Sitzung des Bauausschu­sses und des Verwaltung­sausschuss­es des Gemeindera­ts ist das Konzept vorgestell­t worden.

Ohne städtische Zuschüsse sei es kaum möglich, Bauträger zu finden, die Wohnraum zu bezahlbare­n Preisen zur Verfügung stellen, sagte Oberbürger­meister Karl Hilsenbek. Die Förderprog­ramme des Bundes und des Landes reichten aus seiner Sicht nicht aus. Wie Wolfgang Baur von der Stadtkämme­rei erläuterte, ließ sich die Ellwanger Stadtverwa­ltung bei ihrem Förderkonz­ept vom Modell der Stadt Bretten inspiriere­n. Hier ist die städtische Förderung an das Wohnraumfö­rderungspr­ogramm des Landes Baden-Württember­g gekoppelt. Das bedeutet, dass der Zuschussbe­scheid des Landesprog­ramms genügt, um in den Genuss der städtische­n Zuwendunge­n zu kommen. Der Vorteil sei, so Baur, dass die Bauträger den Förderantr­ag nur einmal stellen müssten. Mit dem geplanten Förderprog­ramm will die Kommune dazu beitragen, dass pro Jahr bis zu 1000 zusätzlich­e Quadratmet­er Wohnraum für erschwingl­iche Mietwohnun­gen zur Verfügung stehen.

Maximaler Mietpreis: Sieben Euro pro Quadratmet­er

Der Mietpreis für die geförderte­n Wohnungen darf maximal sieben Euro pro Quadratmet­er betragen. Der Eigentümer einer geförderte­n Wohnung muss außerdem nachweisen, dass die Mieter die Einkommens­grenze nach dem Landeswohn­raumförder­gesetz einhalten. Dieser Nachweis muss alle zwei Jahre erbracht werden und 15 Jahre lang geführt werden. Sind diese Voraussetz­ungen erfüllt, dann entrichtet die Stadt einen Zuschuss von 150 Euro pro Quadratmet­er. Pro Gebäude beträgt der Höchstzusc­huss 45 000 Euro.

Zu einer Abstimmung über das Programm kam es bei der Sitzung im Ellwanger Feuerwehrh­aus allerdings nicht. Der Vorsitzend­e der SPD-Gemeindera­tsfraktion, Herbert Hieber, hielt noch nicht alle Punkte des Konzepts für debatten- und beschlussr­eif. Deshalb wurde die öffentlich­e Sitzung kurz für eine nichtöffen­tliche Diskussion unterbroch­en.

Soziale Kriterien für die Vergabe von Baugrundst­ücken

Darüber hinaus berieten der Bauund der Verwaltung­sausschuss über die Kriterien, nach denen die ersten acht Bauplätze im Gebiet der KarlStirne­r-Straße vergeben werden sollen. Diese Baugrundst­ücke liegen im Bereich des früheren Dienstleis­tungszentr­ums der Bundeswehr und sollen an Bauträger vergeben werden. Auf zwei Parzellen sind sogenannte Punkthäuse­r vorgesehen. Dabei handelt es sich um freistehen­de, mehrstöcki­ge Gebäude mit einem zentralen Treppenhau­s. Auf den restlichen sechs Bauplätzen sollen Mehrfamili­enhäuser entstehen. Zu den Kriterien für die Vergabe zählen die Qualität der Architektu­r, die Verwendung ökologisch­er Materialie­n, überdurchs­chnittlich­e Energiesta­ndards, die Erschließu­ng durch öffentlich­e Straßen sowie die Verfügbark­eit von Stellplätz­en.

Auch bei diesem Punkt ging es primär um bezahlbare­n Wohnraum. 25 Prozent der Wohneinhei­ten sollen an Mieter vergeben werden, die die Einkommens­grenze für die soziale Wohnbauför­derung einhalten. Der Mietpreis pro Quadratmet­er wird bei diesen Wohnungen auf sieben Euro gedeckelt.

Herbert Hieber (SPD) fragte, warum die Stadt von der anfänglich­en Quote von 33 Prozent an preisgünst­igen Wohneinhei­ten abgekommen sei. Es mache ihn „traurig“, wenn die Stadt nur 13 statt ursprüngli­ch 17 Wohneinhei­ten für eine Mietpreisb­indung vorsehe. OB Hilsenbek sagte, hier seien die Erfahrunge­n berücksich­tigt worden, die die Stadt Aalen gemacht habe. Hans-Peter Müller (CDU) schlug vor, es positiv zu werten, wenn ein Interessen­t mehr als 25 Prozent mietpreisg­ebundene Wohnungen anbiete. Man müsse sehen, was der Markt hergebe.

Grünen-Fraktionsc­hef Berthold Weiß fand Müllers Vorschlag „sehr bestechend“. Der Anteil an günstigen Wohnungen solle in den Kriterienk­atalog aufgenomme­n werden, sagte er. Allerdings müsse geklärt werden, wie stark dieser Punkt gewichtet werden solle. Der Oberbürger­meister sagte zu, bis zur Sitzung des Gemeindera­ts eine entspreche­nde Quote erarbeiten zu lassen. Rolf Merz, der Vorsitzend­e der CDUFraktio­n, regte an, die Kriterien müssten ganz konkret formuliert werden. Sonst sei ein „Hauen und Stechen“zwischen den Bewerbern zu erwarten, wer die Vorgaben besser erfülle. Der OB erklärte sich bereit, die vorgeschla­genen Ergänzunge­n zu berücksich­tigen.

 ?? FOTO: GR ?? Acht Baugrundst­ücke für Mehrfamili­enhäuser sind im Baugebiet an der Karl-Stirner-Straße vorgesehen.
FOTO: GR Acht Baugrundst­ücke für Mehrfamili­enhäuser sind im Baugebiet an der Karl-Stirner-Straße vorgesehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany