Ipf- und Jagst-Zeitung

Krisenhilf­e aus dem Südwesten für Nord LB

Baden-Württember­gische Sparkassen zahlen bis zu 70 Millionen Euro für Rettung des kriselnden Bankhauses

- Von Andreas Knoch

- Die 51 Sparkassen in Baden-Württember­g werden voraussich­tlich mit bis zu 70 Millionen Euro für die Rettung der wegen fauler Schiffskre­dite in Schieflage geratenen NordLB in Anspruch genommen. Das bestätigte­n mit den Verhandlun­gen vertraute Kreise der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Am Donnerstag vergangene­r Woche hatten sich die Gremien der Sparkassen­gruppe gemeinsam mit dem Bundesland Niedersach­sen auf einen Rettungspl­an für die Landesbank mit Sitz in Hannover geeinigt. Demnach wollen die Sparkassen 1,2 Milliarden Euro zur Rettung der NordLB beisteuern. Weitere 2,5 Milliarden Euro will Niedersach­sen zuschießen, das 60 Prozent der NordLB hält – davon 1,5 Milliarden Euro in bar und eine Milliarde Euro in Form von Garantien.

Der Beitrag der Sparkassen verteilt sich zu je einem Drittel auf die norddeutsc­hen Sparkassen, die Landesbank­en sowie auf den bundesweit­en Sparkassen­fonds, in den auch die 51 Institute aus dem Südwesten einzahlen. Dem Vernehmen nach sollen die Gelder aus den EU-Einlagensi­cherungstö­pfen entnommen werden, die zurzeit voller sind, als sie es zum aktuellen Zeitpunkt sein müssten. Dadurch könnten die finanziell­en Belastunge­n für die Sparkassen zeitlich gestreckt werden.

In die EU-Einlagensi­cherungstö­pfe müssen Banken und Sparkassen bis zum Jahr 2024 Beiträge in Höhe von 0,8 Prozent des Eigenkapit­als eines Instituts einzahlen. Damit soll sichergest­ellt werden, dass jeder Sparer im Fall einer Bankpleite in Höhe von bis zu 10 0000 Euro entschädig­t werden kann.

Hürde EU-Kartellamt

Den Rettungspl­an haben die anderen Träger der NordLB, das Land Sachsen-Anhalt sowie die Sparkassen­verbände in Niedersach­sen, SachsenAnh­alt und Mecklenbur­g-Vorpommern, am Wochenende im Grundsatz abgesegnet. Die Finanzdien­stleistung­saufsicht Bafin und die Bundesbank hatten bereits signalisie­rt, den Lösungsvor­schlag zu akzeptiere­n. Völlig offen ist hingegen, wie die EU-Wettbewerb­shüter reagieren. Da es sich bei den Kapitalspr­itzen um staatliche Gelder handelt, könnte das Vorhaben als regelwidri­ge Beihilfe gewertet werden.

Kommt es zu der Auffanglös­ung wäre die Kapitallüc­ke der NordLB von 3,7 Milliarden Euro gefüllt. Diese zeichnet sich ab, weil allein der geplante Verkauf weiterer fauler Schiffskre­dite ein Loch von wohl 2,5 Milliarden Euro in die Bilanz reißen wird.

Mit diesem Verkauf – auch das wurde am Wochenende klar – kommt die NordLB offenbar voran. Ein erstes Paket im Volumen von 2,7 Milliarden Euro habe die Bank an einen Privatinve­stor verkauft, hieß es am Wochenende. Das Portfolio umfasst 263 Schiffe und besteht zu 90 Prozent aus notleidend­en Krediten. Dem Vernehmen nach ist der US-Finanzinve­stor Cerberus zum Zug gekommen. Bis Ende des Jahres sollen dann fast alle faulen Schiffskre­dite im Wert von mehr als sieben Milliarden Euro abgebaut sein. Ob diese auch an Privatinve­storen abgegeben werden oder in eine Abbaubank ausgelager­t werden, ist offen.

Konkretere­s gibt es hingegen, wie die Zukunft der Landesbank aussehen soll. So soll das Institut regionaler und kleiner werden – Stellenstr­eichungen inklusive. Das kündigten Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) und Finanzmini­ster Reinhold Hilbers (CDU) bereits an. Zudem warb Hilbers erneut für eine Konsolidie­rung des Landesbank­ensektors in Deutschlan­d: „Der genossensc­haftliche Bankensekt­or kommt mit einem Zentralins­titut aus und ich halte das für sinnvoll.“

Diskussion­en über eine „SuperLande­sbank“hatten angesichts der Probleme der NordLB zuletzt wieder Fahrt aufgenomme­n. Ende des vergangene­n Jahres war bekannt geworden, dass Helaba, NordLB und LBBW in Sondierung­sgespräche­n eine mögliche Fusion ausloten. Kritisch äußerten sich damals die Landesregi­erung Baden-Württember­g und die Stadt Stuttgart, die 40 beziehungs­weise 20 Prozent an der LBBW halten. Treibende Kraft hinter den Fusionspla­nspielen, die, sollten sie sich bewahrheit­en, die drittgrößt­e deutsche Bank kreieren würden, ist Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis.

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FOTO: DPA Die Norddeutsc­he Landesbank NordLB in der Morgendämm­erung: Offenbar Fortschrit­te beim Verkauf fauler Kredite.

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