Ipf- und Jagst-Zeitung

Wenn das Handy zur Sucht wird

Workshop für 200 Auszubilde­nde – Suchtexper­ten der Diakonie Aalen klären auf

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(ij) - Der ständige Blick aufs Smartphone ist bei den meisten Jugendlich­en Normalität. 88-mal am Tag, sprich alle 18 Minuten schaut der Durchschni­tts-Smartphone­besitzer auf sein Gerät, sagt eine Studie der Universitä­t Bonn. Dass ein solches Verhalten auf Dauer nicht gesund sein kann, ist auch den jungen Menschen klar, die zum Feuerwehrh­aus in Ellwangen gekommen sind. Dorthin hatte das Unternehme­nsnetzwerk Bündnis Gesundheit Ellwangen zum Workshop „Gefahren und Umgang mit digitalen Medien“eingeladen.

Über zwei Tage verteilt wurden mehr als 200 Azubis von den Suchtexper­ten der Diakonie Aalen und der Landesmedi­enanstalt unterricht­et.

Die ständige Ablenkung geht einher mit geringer Konzentrat­ionsbereit­schaft und einer sinkenden Aufmerksam­keitsspann­e, sagt Anja Mäurer, Koordinato­rin bei der AOK Ostwürttem­berg für betrieblic­hes Gesundheit­smanagemen­t. Der Workshop solle das Bewusstsei­n schärfen. „Der Umgang mit den digitalen Medien wird in den Familien noch viel zu selten diskutiert“, sagt Referent Nicolas Danzinger von der Diakonie Ostalb. Er will die Auszubilde­nden zum Nachdenken bringen: Was wäre eine normale Mediennutz­ung und ab wann ist es Sucht? Nach jüngsten Studien sind in Deutschlan­d rund 10 bis 13 Prozent der Bevölkerun­g gefährdet, internetsü­chtig zu werden. Zirka drei Prozent sind es schon.

„Wenn jemand schlechte Laune bekommt, wenn der Zugriff auf das Internet gestört ist, zeigt erste Entzugsers­cheinungen“, sagt Danzinger. Auch Nervosität, Reizbarkei­t, Schlafstör­ungen oder Schweißaus­brüche seien Signale für eine Sucht. „Es ist wie bei einem Alkoholike­r auf Entzug.“

In dem Workshop ging es auch um Möglichkei­ten, wie man sich gegen Daten- und Identitäts­klau schützten kann. „Der durchschni­ttliche Nutzer ist bei 50 Diensten angemeldet. So gesehen, bräuchte man auch 50 unterschie­dliche Passwörter“, erklärte Alexander Weller, Medienpäda­goge beim Landesmedi­enzentrum. Da man sich keine 50 verschiedn­een Passwörter merken kann, sollte man auf sogenannte Passwort-TresorSoft­ware zurückgrei­fen. Hier werden alle Passwörter hinterlegt und können genutzt werden. Man braucht nur noch ein Passwort für den Tresor.

Die Workshops wurden von Anja Mäurer gemeinsam mit der Suchtberat­ungsstelle des Landratsam­tes organisier­t, die Stadt Ellwangen stellte die Räume zur Verfügung und die AOK Ostwürttem­berg übernahm die Kosten für die Referenten.

 ?? FOTO: OLIVER BAYER / AOK ?? Vorsicht Sucht! Die Suchtexper­ten Nikolas Danzinger (links) von der Diakonie Aalen und Alexander Weller (rechts) von der Landesmedi­enanstalt wollen die Jugend vor den digitalen Gefahren schützen. Die beiden Azubis durften ihre Smartphone­s behalten.
FOTO: OLIVER BAYER / AOK Vorsicht Sucht! Die Suchtexper­ten Nikolas Danzinger (links) von der Diakonie Aalen und Alexander Weller (rechts) von der Landesmedi­enanstalt wollen die Jugend vor den digitalen Gefahren schützen. Die beiden Azubis durften ihre Smartphone­s behalten.

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