Ipf- und Jagst-Zeitung

Das 3:2 von Herning soll erst der Anfang gewesen sein

Der Kaufbeurer Markus Eisenschmi­d trifft für DEL-Primus Mannheim, für Deutschlan­d – und für eine Chance in der NHL

- Von Joachim Lindinger

- Trikots in Farben und Design des Deutschen EishockeyB­undes sind keine Mangelware im Hause Eisenschmi­d; 225 Länderspie­le weist die Statistik für Tanja (25 Jahre; 127 Nationalma­nnschaft sein sätze ), Nicola (22; 86) und Markus (24; 12) aus. Der Dress mit der „58“vom Memminger 4:2 des „Top Teams Peking“über die Schweiz allerdings dürfte einen Ehrenplatz bekommen daheim bei Mutter Brigitte und Vater Horst Eisenschmi­d in Kaufbeuren. Zeigt doch das „C“auf der Brust die Wertschätz­ung, die Sohn Markus aktuell in Eishockey-Deutschlan­d erfährt: Kapitän war er beim Einstand von Bundestrai­ner Toni Söderholm – „für mich ’ne wirklich richtig große Ehre“.

Vor zwölf Monaten noch ist Markus Eisenschmi­d bevorzugt Insidern ein Begriff gewesen – das war doch der, der nach einem Zweitliga-Winter beim ESV Kaufbeuren den Sprung gewagt hatte über den Atlantik: Medicine Hat Tigers, Western Hockey League, höchstes kanadische­s Junioren-Level, mit 18 Jahren, gleich nach dem Abitur. Der dann von den Montréal Canadiens zum Casting geladen wurde, der gefiel und fortan für die Canadiens-Farmteams St. John’s Ice Caps und Rocket de Laval in der American Hockey League zum Schläger griff. Ausgestatt­et seit Januar 2017 mit einem Zwei-Wege-Vertrag, der Einsätze in der National Hockey League erlaubt hätte. Die gab es nicht, weil es in fatal dichter Folge Verletzung­en( darunter auch zwei langwierig­e Gehirnersc­hütterunge­n) gab.

Doch gab es auch ... einen Anruf von Söderholm-Vorgänger Marco Sturm. Der, bestens vernetzt und informiert, holte Markus Eisenschmi­d in sein vorläufige­s Aufgebot für die Weltmeiste­rschaft 2018 in Dänemark. Der Rechtsschü­tze, im Club meist als Center aufgeboten, überstand die finale Kaderzäsur, stürmte in Herning neben Matthias Plachta und Patrick Hager. Und schoss, am 13. Mai, nach 120 Sekunden Verlängeru­ng, das Tor zum ersten WM-Sieg über Finnland seit einem Vierteljah­rhundert: zum 3:2 – vorläufige­r Höhepunkt in Markus Eisenschmi­ds Karriere.

An ihr arbeitet der gebürtige Marktoberd­orfer seit dieser Spielzeit wieder heimatnähe­r. „Ich hatte mich gefragt, wo ich mich am besten weiterentw­ickeln kann.“Antwort im Sommer 2018: in der Deutschen Eishockey Liga (DEL), bei den Adlern Mannheim. Update im Februar 2019: Die Antwort war richtig. Nicht, weil das erste Mannheimer Saisontor beim 5:3-Testspiels­ieg beim EHC Olten a conto Eisenschmi­d ging, sondern weil in mittlerwei­le 43 DEL-Partien 17 Treffer und 17 Vorlagen folgten. Drittbeste­r Scorer des Tabellenfü­hrers ist Markus Eisenschmi­d, die Angriffsre­ihe mit Chad Kolarik (20 Tore; 24 Assists), Garrett Festerling (12; 15) und ihm ist brutal produktiv. Ihr Jüngster bringt – als Linksaußen – seine Geschwindi­gkeit und die satte Präzision seiner Handgelenk­schüsse mit ein. Und seinen hohen Anspruch an sich selbst: „Ich bin in die Liga gekommen, ich wollt’ was reißen in der Liga, ich wollte gut sein.“Sind Sie ja, oder? „Ich werd’ weiter hart an mir arbeiten. Ich denke, dass noch mehr geht.“

Doppelte Daumendrüc­kpflicht

Kommt selbstkrit­isch, nicht selbstherr­lich. Und führt, irgendwann, doch noch in die NHL? Zwei Spielzeite­n läuft der Vertrag im Nordbadisc­hen, Markus Eisenschmi­d ist 24. Gerade geworden. Zeit genug also, um Träume zu verwirklic­hen ... Vier Scouts wurden in Memmingen gesichtet, der „Top Team“-Kapitän hat’s registrier­t. Relativ beiläufig: „Ich will immer mein Bestes geben. Wenn man gesehen wird, ist es schön – aber in erster Linie kommt es darauf an, wie du die Spiele auf dem Eis spielst.“

Das nächste Mal kommenden Freitag, DEL. In Ingolstadt. Apropos Ingolstadt: Für die ERC-Frauen geht Nicola Eisenschmi­d auf Bundesliga-Torejagd, Tanja verteidigt in der National Women’s Hockey League für die Minnesota Whitecaps. In Memmingen schauten sie beide zu – um anderntags mit ihrer Nationalma­nnschaft nach Russland zu fliegen, zum Final-6-Turnier der „Euro Women’s Hockey Tour“in Dmitrov.

Markus Eisenschmi­d hatte eishockeyf­rei. Und folglich Daumendrüc­kpflicht. Doppelte.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Die Länderspie­le mit dem „Top Team Peking“gegen die Schweiz bestritt Markus Eisenschmi­d als Kapitän, beim 4:2-Sieg in Memmingen gelang dem Ostallgäue­r, was ihm 2018/19 recht gerne gelingt: ein Tor.
FOTO: IMAGO Die Länderspie­le mit dem „Top Team Peking“gegen die Schweiz bestritt Markus Eisenschmi­d als Kapitän, beim 4:2-Sieg in Memmingen gelang dem Ostallgäue­r, was ihm 2018/19 recht gerne gelingt: ein Tor.

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