BVB verpatzt Ouvertüre der deutsch-englischen Festspiele
Dortmund schwächelt immer mehr – Nach Rückschlägen in Liga und Pokal setzt es eine 0:3-Pleite bei Totenham Hotspur
LONDON (dpa) - Kopflos, mutlos, hilflos – Borussia Dortmund hat im ersten Akt der deutsch-englischen Festspiele den Einzug in das Viertelfinale der Champions League fast schon verspielt. Nach zuletzt drei Spielen auf nationaler Bühne ohne Sieg unterlag der Tabellenführer der Bundesliga bei Tottenham Hotspur 0:3 (0:0) und braucht damit im Achtelfinal-Rückspiel in drei Wochen fast schon ein kleines Wunder. Der Auftritt der Borussia vor 75 000 Zuschauern im Wembley Stadion taugt kaum als Mutmacher für den FC Bayern und den FC Schalke 04, die es in der kommenden Woche gegen den FC Liverpool und Manchester City ebenfalls mit Teams aus der Premier League zu tun bekommen.
Dortmund-Schreck Heung-min Son (47.), Jan Vertonghen (83.) und Llorente (86.)bestraften bei ihren Toren dumme Fehler der Dortmunder – insbesondere von Achraf Hakimi – in der Defensive eiskalt. Für den ehemaligen Hamburger und Leverkusener Son war es bereits sein neuntes Tor im elften Spiel gegen die Schwarz-Gelben, die einmal mehr enttäuscht Wembley verließen. Jenem Ort, wo Dortmund 2013 das Champions-League-Finale gegen den FC Bayern verlor.
Dortmunds Torhüter Roman Bürki fand nach der Pleite deutliche Worte: „Immer wenn es gegen robuste Mannschaften geht, haben wir unsere Schwierigkeiten, weil wir nicht dagegenhalten können. Jetzt haben wir schon mehrere Wochen hintereinander Gegentore durch Standards kassiert. Das ist nicht gut verteidigt. Wir setzen uns einfach nicht durch. Wir müssen da rigoros verteidigen.“Mario Götze sah indes den Auftritt nicht so schlecht: „Das Tor hat uns aus der Ruhe gebracht. In der ersten Halbzeit waren wir da. Es sind Kleinigkeiten, die entscheiden.“
Tottenham machte in der Anfangsphase Druck und hatte durch Lucas die große Chance zur Führung, als sein Volleyschuss knapp am BVB-Tor vorbeistrich (7. Minute). Da wirkte die Dortmunder Hintermannschaft noch unsortiert, was nicht verwunderte. Schließlich kehrte Innenverteidiger Dan-Axel Zagadou nach zehnwöchiger Verletzungspause zurück ins Team. In der Folgezeit legte der BVB, der seinen verletzten Anführer Marco Reus weiter schmerzlich vermisste, aber seine Zurückhaltung ab und kam besser ins Spiel. Im Gegensatz zum Ballbesitz-Fußball daheim in der Bundesliga war Lucien Favres Marschroute diesmal auf überfallartige Angriffe ausgelegt.
Christian Pulisic war es, der Weltmeister-Torhüter Hugo Lloris mit einem Schuss aus spitzem Winkel erstmals prüfte (15.). Der Franzose war aber ebenso souverän zur Stelle wie bei Distanzschüssen von Axel Witsel (20.) und Thomas Delaney (35.). Tottenham, das durch die Ausfälle der Stars Dele Alli und Harry Kane nicht minder geschwächt war, hatte dagegen bis zum Seitenwechsel nur einen Schuss von Son zu bieten (36.).
Dafür war der Südkoreaner aber kurz nach der Pause eiskalt zur Stelle. Nach einem unnötigen Ballverlust von Achraf Hakimi traf Son aus kurzer Entfernung. Erst am Wochenende beim 3:3 gegen die TSG Hoffenheim und beim Pokal-Aus gegen Werder hatte sich die BVB-Abwehr äußerst wacklig gezeigt.
Es war ein echter Wirkungstreffer, denn fortan geriet der BVB mächtig in die Bredouille. Nach gut einer Stunde war Christian Eriksen frei durch, Zagadou klärte in höchster Not. Und es kam noch schlimmer: Ein Ballverlust von Götze leitete den zweiten Gegentreffer ein – Torschütze Vertonghen. Und anschließend setzte Llorente noch einen Kopfball ins Tor. Eine Hypothek, die im Rückspiel schwer auszugleichen ist.