Slowenien hat auch seine Schattenseiten
Beim Weltgebetstag der Frauen steht eines der kleinsten und jüngsten Länder Europas im Mittelpunkt
- „Kommt, alles ist bereit!“Unter diesem Motto hat Organisatorin Irmgard Kopp vom Frauenbund am Freitagabend rund 80 Frauen aus den Ellwanger Kirchengemeinden im Jeningenheim zum alljährlichen Weltgebetstag der Frauen begrüßt. Das ökumenische Weltgebetstagsteam Ellwangen hatte zu diesem Fest des Glaubens eingeladen. Die Texte für die Liturgie stammten in diesem Jahr von Frauen aus Slowenien.
Slowenien ist eines der kleinsten und jüngsten Länder Europas mit gerade mal zwei Millionen Einwohnern, von denen knapp 60 Prozent katholisch und 25 Prozent atheistisch sind. Das Land, das bis zu seiner Selbstständigkeit 1991 zum kommunistischen Jugoslawien gehörte und seit 2004 Mitglied der Europäischen Union und der Nato ist, ist reich ausgestattet mit Naturschönheiten. Frauen vom Frauenbund und aus den Kirchengemeinden brachten landestypische Lebensmittel und eine Bibel zur großen Tafel im Jeningensaal. Der gedeckte Tisch, an dem noch Platz ist, war Sinnbild der Veranstaltung.
Gebetet wurde für die Ausgegrenzten
„Gott der Geschichte! Schon seit elf Jahrhunderten kennen dich die Menschen in Slowenien“, sagte Ute Abele vom Frauenbund. Alice Hirth präsentierte dazu Bilder. „Viele Sloweninnen haben erlebt, was es heißt, Flüchtling oder Gastarbeiterin zu sein. Am Ende des Zweiten Weltkriegs mussten sie das Land verlassen, weil sie gegen den Kommunismus waren, oder sie mussten im Ausland Arbeit suchen, damit ihre Familien überleben konnten“, berichtete Prädikantin Gabriele Fiedler von der evangelischen Kirchengemeinde. Gebetet wurde für all jene Menschen, die ausgegrenzt werden und nicht an der Festmahltafel sitzen dürfen.
Für Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden
In verschiedenen Texten kamen Frauenschicksale zu Wort. Da war von häuslicher und sexueller Gewalt, von Menschenhandel und Zwangsprostitution, von Alkoholismus die Rede, da wurde auf die Situation der vermutlich mindestens 10.000 Roma in Slowenien eingegangen, die oft von Armut, Arbeitslosigkeit, mangelnder Bildung und Ausgrenzung betroffen sind. „Viele von ihnen leben unter unzumutbaren Bedingungen, ohne Wasser und Strom in ihren Hütten. Viele Kinder gehen nicht regelmäßig in die Schule. Dort werden sie oft ausgelacht und ausgeschlossen“, wurde Natascha zitiert, die zur ethnischen Minderheit der Roma zählt. Ute Abele ging in einer szenischen Darstellung auf das Gleichnis vom Festmahl aus dem Lukas-Evangelium ein. Sie betete für Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden.
Die musikalische Gestaltung der Veranstaltung übernahm Anke Renschler mit Frauen aus dem Chor Intonata. Am Klavier war Christine Kutter. Anke Renschler organisierte auch einen Tanz mit den anwesenden Frauen. Mit Tee und kleinen Köstlichkeiten, die von verschiedenen Teilnehmerinnen mitgebracht wurden, darunter Backwaren nach slowenischen Rezepten wie Potica (Nusskranz), schloss sich der gesellige Teil mit regem Austausch an.