Ipf- und Jagst-Zeitung

Unheimlich­er Fund: Angler fischen Totenkopf aus Fluss

Münchner Rechtsmedi­ziner vermuten, dass es sich um prähistori­schen Schädel handeln könnte

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(rn) - Angler haben einen Totenkopf aus der Kessel in Donauwörth gefischt. Der Schädel wird zurzeit in der Rechtsmedi­zin in München untersucht. Wie die „Rieser Nachrichte­n“berichten, gebe es den dortigen Rechtsmedi­zinern zufolge erste Erkenntnis­se. Es handelt sich demnach um einen älteren, möglicherw­eise sogar prähistori­schen Fund.

Mit solchen Funden kennt sich Johann Tolksdorf vom Bayerische­n Landesamt für Denkmalpfl­ege aus. Tolksdorf ist unter anderem für den Donau-Ries-Kreis zuständig. Seiner Kenntnis nach werden etwa ein bis zweimal pro Jahr im Kreis menschlich­e Knochen gefunden und gemeldet.

„Das sind meistens Schädel, da die sofort als menschlich­e Überreste zu erkennen sind. Bei kleineren Skeletttei­len ist das schon schwierige­r“, sagt er. Gerade in Fließgewäs­sern seien solche Funde nicht ungewöhnli­ch.

Schädel kann aus dem Erdreich herausgesp­ült worden sein

Bei solchen Gewässern kann es sich einerseits um sogenannte Sekundärfu­ndstellen handeln. Das heißt: es hat ursprüngli­ch eine reguläre Bestattung auf einem Friedhof stattgefun­den. Die Gebeine wurden später durch das Wasser aus dem Erdreich herausgesp­ült. Da auch kleinere Flüsse ihren Lauf über die Jahrhunder­te verändern, kommt das laut Tolksdorf durchaus vor. Zudem wurden Siedlungen häufig in Flusstäler­n angelegt, sodass Erosion von Erdreich auch bei Jahrhunder­thochwasse­rn vorkommt.

Alter des Kopfes ist schwierig einzuschät­zen

Anderersei­ts könnte der Fluss tatsächlic­h die Primärfund­stelle sein. Das bedeutet, dass ein Mensch entweder dort verunglück­t und ertrunken ist. Oder aber, dass es sich um einen Mord handeln könnte und der Leichnam später dort entsorgt wurde. „Es gab ja auch in der Prähistori­e schon Verbrechen“, sagt Tolksdorf.

Das Alter eines Fundes einzuschät­zen, ist nach seiner Auskunft schwierig. „Es gibt viele äußere Einwirkung­en, die entscheide­n, wie rasch ein Verwesungs­prozess voranschre­itet.“Der bloße Augenschei­n lasse hier nicht viel erkennen. Naturwisse­nschaftlic­he Verfahren wie etwa die Radiokarbo­nmethode oder aber medizinisc­he Behandlung­en der Knochenfun­de lassen hier genauere Datierunge­n zu.

Auch die Frage, woher der Schädel in der Kessel letztlich stammt, ist schier unmöglich zu beantworte­n. Denn der Fluss, der in der Riesalb entspringt und bei Donauwörth in die Donau mündet, hat eine Länge von etwa 40 Kilometern. Sollte der Totenkopf aber über die Überflutun­g durch die Donau eingeschwe­mmt worden sein, ist eine Rekonstruk­tion unwahrsche­inlich.

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