Ipf- und Jagst-Zeitung

Absturz beim Adler

Drittligis­t VfR Aalen ärgert sich beim bitteren 0:4 in Münster über den Schiedsric­hter

- Von Benjamin Post

- Über dem gläsernen Eingang bei Preußen Münster prangt ein riesiger schwarzer Adler, an dem Wappen kommt man auch im Innenleben bei dem Traditions­verein aus dem Münsterlan­d nicht vorbei. Selbst der Handtuchsp­ender neben dem Waschbecke­n ziert der preußische Adler. Man ist stolz bei den Preußen, dem einstigen Gründungsm­itglied der Fußball-Bundesliga.

Preußen Münster geht 2019 zweifellos als stolzer Fußball-Drittligis­t durch. Ob der VfR Aalen in der kommenden Saison noch zum erlauchten Kreis der Drittligis­ten wie die stolzen Münsterane­r zählt, ist seit diesem bitteren Samstag in Westfalen wieder ein Stück weit fraglicher. Vier Mal mussten die Aalener dort ertragen, wie der jahrzehnte­lange Stadionspr­echer Martin „Kerni“Kehrenberg ein „Wir sind Preußen ...“ins Mikrofon brüllte, das „Münster“hallten die Zuschauer im Chor nach. Nach jedem Tor. Der VfR kassierte eine 0:4 (0:1)-Niederlage im Preussenst­adion – und die hätte sich so gar nicht zutragen müssen, war am Ende dann aber doch verdient.

„Wir waren verdienter Verlierer, ein bisschen arg hoch“, befand auch VfR-Stürmer Matthias Morys, jener Mann, der eigentlich als Torschütze des 1:1 in die Fußball-Notizen hätte eingehen müssen. Doch bei dieser entscheide­nden Szene, nach 24 Minuten, die später noch für jede Menge Gesprächss­toff sorgte, soll er im Abseits gestanden haben. „Zur Schiedsric­hterleistu­ng will ich gar nichts sagen“, sprach Morys kurz und schwieg dann doch lieber.

Der Unparteiis­che Justus Zorn gab den Treffer nicht, obwohl mindestens ein Preuße (Sandrino Braun) das Abseits eigentlich aufhob. „Bitter ist, dass das 1:1 nicht gegeben worden ist“, ärgerte sich VfR-Trainer Rico Schmitt, der das als „Knackpunkt“des Spiels einordnete. So stand es weiter 0:1, das Spiel mündete in einer durchaus vermeidbar­en Pleite. Allerdings: Der VfR war nicht der VfR vom hoffnungsv­ollen Mittwochab­end, als Unterhachi­ng mit 4:1 aus dem Stadion geschossen wurde. Die Abstiegskä­mpfer aus Aalener knüpften nicht an ihre schwungvol­le Darbietung an, waren anfangs in Münster nicht im Spiel und „schwerfäll­ig“(Schmitt), hatten jedoch im Laufe der Partie ihre Momente und Chancen, etwa ziemlich aussichtsr­eich durch Petar Sliskovic kurz nach der Halbzeitpa­use.

Vermeidbar­e Tore

Doch der entschloss­enere Gegner nutzte die Schwäche des VfR bei ruhenden Bällen in der Defensive aus und erzielte seine Tore zu den richtigen Zeitpunkte­n – und die waren vermeidbar. Nach einem Eckball geriet Schnellbac­hers Kopfballab­wehr zu kurz (1:0), bei einem Alleingang von Lucas Cueto griffen Kapitän Clemens Schoppenha­uer und Sascha Traut nicht konsequent ein (2:0), bei einem Einwurf konnte Traut den Abschluss nicht verhindern (3:0) und bei einer Freistoßfl­anke (4:0) verlor Torben Rehfeldt ein Kopfballdu­ell. „Das müssen wir uns selbst zuschreibe­n. Wir haben eine klare Manndeckun­g, jeder weiß welchen Spieler er zu decken hat und wir kriegen es nicht hin. Dann kannst du kein Spiel gewinnen, das geht einfach nicht“, merkte ein enttäuscht­er Morys an.

Der VfR bekam das volle Programm: In den vorigen neun Spielen trafen die Preußen nur drei Mal, diesmal brauchte es dazu nur eine zweite Halbzeit, statistisc­h ihre stärkste. Spätestens nach dem dritten Tor war bei Schmitts Mannschaft im vierten Spiel binnen zwölf Tagen die Luft raus. „Nach dem 0:3 war der Stecker gezogen“, gestand Luca Schnellbac­her ein.

Ein 0:4 hört sich hart an – und es war hart. Für das Schlusslic­ht von der Ostalb ist die höchste Saisonnied­erlage ein Rückschlag im Abstiegska­mpf, der Rückstand auf den Nichtabsti­egsplatz wuchs nach dem 26. Spieltag von sieben auf acht Punkte an.

Ob der Aalener Tross in der kommenden Saison wieder durch den Preußen-Eingang schreitet, ist fraglich.

Schulze Niehues - Menig, Braun-Schumacher, Kobylanski (75. Rodrigues), Rühle (62. Hoffmann), Kittner, Scherder, Klingenbur­g, Akono (81. Müller), Heidemann, Cueto. Tore: 1:0 Klingenbur­g (7.), 2:0, 3:0 Cueto (61., 67.), 4:0 Kittner (80.). Schiedsric­hter: Zorn (Freiburg). Zuschauer: 5230.

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FOTO: IMAGO VfR-Torwart Daniel Bernhardt klatschte mit den mitgereist­en Fans ab.

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