Närrische Bundesliga
Auch wenn die Kostüme – manche bezeichnen sie auch als Trikots – auf dem Bundesligarasen zwar gruppentauglich, mitunter aber etwas einfallslos wirken – auf den Plätzen der Republik und daneben herrscht nicht weniger närrisches Treiben als andernorts.
Nehmen wir einmal das Team der Stunde. Nein, gemeint sind nicht etwa die beinahe schon überzeichneten Jecken vom FC Bayern München, sondern Fortuna Düsseldorf. In der Tabelle der vergangenen zehn Spieltage rangiert das Team von Trainer
mit 22 Punkten auf Platz 2. Diesen Höhenflug konterte Innenverteidiger
nach dem unerwartet deutlichen Sieg gegen Schalke 04 grinsend mit: „Nur weil wir heute 4:0 gewonnen haben, heißt das nicht, dass wir im nächsten Jahr in der Champions League spielen.“Vorstandsvorsitzender gab sich dennoch gönnerhaft: „Wenn es nach mir geht, bekommt die Mannschaft bis Aschermittwoch frei.“Verdient hätte sie es. Zur Erinnerung: Am 14. Spieltag stand die Fortuna mit kargen neun Zählern auf dem letzten Platz. Doch das 2:0 über Freiburg am 15. Dezember erweckte sie zu neuem Leben. Seither gelangen weitere sechs
Friedhelm Funkel Marcel Sobottka Robert Schäfer
Siege – u.a gegen den bis dahin ungeschlagenen Tabellenführer BVB, der sich gerade – ganz karnevalesk – beim FC Augsburg blamierte.
Doch bleiben wir noch kurz beim Düsseldorfer Gegner. Das Schalker Publikum wurde durch den – wohl ironisch und überzeichnet gemeinten – Auftritt ihrer Mannschaft nicht ganz zu Lachsalven hingerissen. Der Volkszorn schlug anschließend nicht nur Trainer entgegen, sondern auch Ersatzkapitän Zwei Ultras rissen ihm die Spielführerbinde mit dem Aufdruck „Nordkurve“vom Arm, dem Franzosen standen Tränen in den Augen. „Wir sind kleine Spieler in einem großen Verein“, sagte er, „es ist Zeit für uns zu zeigen, dass wir Männer sind.“Sehr dramatisch.
Domenico Tedesco Benjamin Stambouli.
Die niedergeschlagensten Narren saßen wohl aber in den Bussen und Zügen von Berlin nach Mainz. Statt Kamelle gab es für sie eine Klatsche bei Hertha BSC. Der einfache Grund? Die Büttenrede von Trainer
„So laut war ich nicht, ich war schon schlimmer. Ich habe dieses Mal keine Tafel kaputt getreten und keinen Stollenkoffer hingeschmissen. Ich habe versucht, intelligent zu bleiben“, beschrieb der Ungar seine Halbzeit-Ansprache. Intelligent bleiben ist in der 5. Jahreszeit nicht immer empfehlenswert und eine Seltenheit, scheint aber zumindest in Berlin erfolgreich zu sein.
Dardai. Streich Pal Christian
Freiburgs Trainer könnte es dagegen etwas übertrieben haben. Vor einigen Tagen noch von der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) als NarrenschellenTräger ausgezeichnet, muss das für dieses Jahr wohl reichen. Nach den jüngsten überragenden Ergebnissen jubelten nun nur die Narren vom Bayer-Kreuz. „Ein Bierchen trinken – aber alles in Maßen“, beschrieb deren Kapitän, seine karnevalistischen Feier-Pläne.
Kevin Volland,
Blieben da noch die Adler der Frankfurter Eintracht, die das Spiel gegen dezimierte Hoffenheimer drehten. Deren Trainer
war bedient, erinnerte sich allerdings wohl an die Faschingszeit und garnierte seine Wut zumindest mit einer Pointe: „Wir haben 17-mal die Latte oder den Pfosten getroffen. Das ist die einzige Statistik, in der wir Tabellenführer sind.“
Jörg Schmadtke Julian Nagelsmann
Und ist die Fasnet nicht auch eine Zeit der Menschlichkeit? Sportchef
vom VfL Wolfsburg wollte anscheinend seinem Herzen Luft machen und hat sich für seine Äußerungen über sein kritisches persönliches Verhältnis zu Trainer entschuldigt. „Das hätte man anders händeln können, das tut mir auch leid“, sagte Schmadtke. Rührende Worte, die jedoch so nun auch nicht allein stehen sollten: „Wir haben kein freundschaftliches Verhältnis. Das ist aber auch nicht nötig. Das private Verhältnis spielt überhaupt keine Rolle“, sagte der 54-Jährige. Für ein Remis im Nordderby gegen Bremen reichte es auch ohne Freundschaft.
Bruno Labbadia