Ipf- und Jagst-Zeitung

Künstler-Trio gräbt den Garten Eden um

Brandt, Putze und Welzenbach zeigen mit „Eden – Inferno in der Kunst“eine herausrage­nde Kreativ-Schau

- Von Markus Lehmann

- „Die ihr eintretet, lasst alle Hoffnung fahren“, steht vor dem Höllentor in Dantes „Göttlicher Komödie.“Doch schreckte der Höllenhund am Eingang zur Museumsgal­erie im Bürgerhaus die vielen Besucher nicht ab bei der Eröffnung der Ausstellun­g „Eden“. Was das Trio Brandt, Putze und Welzenbach zum Thema „Inferno in der Kunst“zeigt, wird wohl noch viele Besucher in diese infernalis­ch-augenzwink­ernde KreativSch­au locken.

Großflächi­ge Malerei von Axel Brandt, Installati­onen und Bildhauere­i von Thomas Putze und Andreas Welzenbach prägen „Eden“. Putze arbeitet mit Holz und Fundstücke­n, erschafft dämonische Wesen, Krähen oder Liebespaar­e. Eine der herausrage­nden Arbeiten ist „Inferno“: In einer Art Disko tanzen lasziv oder auch nur ausgelasse­n Mädchen mit schwarzem Haar und knallrotem Lippenstif­t. Putzes Technik: Mit einer Flex legt er Bau-Schaltafel­n frei und bemalt sie. Das Bild trägt in Klammern den Titel „72 Jungfrauen“. Und das passt ganz gut zu Brandts „Märtyrer“, der auf einem Teppich auf einen gespreizte­n (Frauen)-Schenkel zufliegt. Daneben zwei vermummte Frauen (Titel: „SMS“) mit angedeutet­en Drähten am Sprengstof­fgürtel. Brandt knöpft sich auch andere Religionen vor, die das Paradies im Angebot haben. Man sieht den Papst, jovial winkend, vielfüßig und in einer Prozession mit Ministrant­en, die zur skurrilen Karikatur werden. Auf eine andere Art der Himmelfahr­t machen sich zwei offensicht­lich Sturzbesof­fene im BMW. „Andechser Gefühl“heißt das. Auf solchen bitterböse­n Humor und rabenschwa­rze Ironie stößt der Besucher ständig – wie auch auf die Vergänglic­hkeit.

Als Meister des schwarzen Humors und Bildhauer der Extraklass­e hat sich Welzenbach in der deutschen Kunstszene einen Namen gemacht. In diese Ausstellun­g bringt er aber auch Lokalkolor­it mit. „SHW/ Aus“heißt ein Werk (Holz, Farbe, Eisenguss), ein anderes „Trautes Heim“mit der Fraktur-Schrift „Glück alle“. Sein „Coconut Dream“ist wieder einer dieser „Kunstautom­aten“aus einem einzigen Stück Holz und wenn er solche Szenen nicht aus einem Stamm freilegt, arbeitet er (kunst)-handwerkli­che Massenware um. Oder „Volkskunst“. Nicht um sie zu Verhöhnen. Das zeigt er in seiner Serie „Lob der Amateure“und besonders augenzwink­ernd mit der „Siegessäul­e“.

Alles andere als eine beschaulic­he Paradies-Schau

Ortsvorste­herin Andrea Hatam hatte es geahnt, als Joachim Wagenblast (Bund für Heimatpfle­ge Wasseralfi­ngen) die Ausstellun­g „Eden“ankündigte: Eine beschaulic­he Paradies-Schau wird das nicht, wie dann ja auch der weiterführ­ende Titel „Inferno in der Kunst“ankündigt. In ihrer Einführung sagte Katrin Burtschell das so: „Dieses Trio hat den Garten Eden umgegraben.“

Zur Eröffnung machte das Trio Musik (Welzenbach am Schlagzeug, Brandt am Bass, Putze Gitarre/Akkordeon) auf einem Holzpodest und vor Welzenbach­s massivem „Herr Gier“aus Linde. Dessen geöffneten Mund kann man „füttern“, etwa mit Geldschein­en. Die fallen aber hinten wieder raus. Er kriegt nie genug. Die Ausstellun­g ist Bürgerhaus zu besichtige­n. Telefon 07361 / 97910.

Freitag, Samstag, sonnund feiertags von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbaru­ng.

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FOTO: MARKUS LEHMANN Joachim Wagenblast und Oberbürger­meister Thilo Rentschler (rechts) bewundern eins der Werke.

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