Ganz ohne Erfahrung geht es nicht
Fünf Erkenntnisse aus dem 1:1 beim Neustart der DFB-Elf gegen Serbien
(SID/dpa) - Joachim Löw ließ nach dem ersten Spiel seiner „neuen Zeitrechnung“Milde walten. Zumindest die zweite Halbzeit beim teils wilden, teils zähen 1:1 (0:1) seiner stark verjüngten Auswahl gegen Serbien sei seiner Idealvorstellung „schon sehr nahe“gekommen, behauptete der Bundestrainer.
Doch die Niederlande, am Sonntag (20.45 Uhr/RTL) in Amsterdam erster Gegner in der EM-Qualifikation, habe „mehr Tempo, Klasse und Qualität“als Serbien, betonte der Bundestrainer: „Das ist schon ein anderer Prüfstein für uns.“
Der Anfang ist gemacht – fünf Erkenntnisse aus dem Spiel gegen Serbien:
Die Jungen brauchen Zeit:
Unpräzise, wild und fast chaotisch – aber auch viel Sturm und Drang: Einigen Spielern in Löws Rasselbande fehlt es naturgemäß noch an Reife, auch wenn Leipzigs Lukas Klostermann rechts in der Viererkette ein verheißungsvolles Debüt gab. Doch der 22-Jährige wird gegen die Niederlande fehlen, er reiste am Donnerstag mit einem Muskelfaserriss ab. Hoffnung machte auch – obwohl teils zu verspielt und eigensinnig – Leroy Sané. Ganz ohne erfahrene Kräfte, das bewies allen voran der nach seiner Einwechslung herausragende Marco Reus, geht es nicht. Löw wird dies in Amsterdam berücksichtigen: Toni Kroos und Reus werden beginnen, auch Antonio Rüdiger und Matthias Ginter dürften spielen.
Eine neue Hierarchie entsteht:
Reus schwang sich nicht nur auf dem Platz zum neuen Anführer auf, er sprach danach die Schwächen im Chefstil klar an. Mit Kapitän Manuel Neuer im Tor, dem neuen Abwehrboss Niklas Süle, Joshua Kimmich, Kroos und Reus hat Löw eine neue Achse gefunden.
Vorne wie hinten Probleme:
Löws Viererkette glich gegen die stark ersatzgeschwächte Serben in der ersten Halbzeit phasenweise einem Hühnerhaufen, die Mannschaft muss im Kollektiv besser, konsequenter verteidigen. Reus mahnte für Amsterdam Aggressivität und den Willen an, „unbedingt den Zweikampf zu gewinnen“. Diese „Konsequenz“verlangt Löw auch in der Offensive, die Chancenverwertung bleibt ein Thema. Ob Timo Werner als Mittelstürmer die Zukunft gehört, bleibt nach Mittwoch fraglich.
Neuer hat seinen Status gefestigt:
Gegen Serbien konnten sich weder Manuel Neuer, noch Marc-André ter Stegen auszeichnen. Dennoch wird Löw das am Mittwoch praktizierte Jobsharing beenden. Man dürfe davon ausgehen, sagte der Bundestrainer, dass gegen die Niederlande Neuer spiele.
Die Fans zweifeln noch: Die Stimmung in der erst auf den letzten Drücker ausverkauften VolkswagenArena war mau. Die in ihrer Heftigkeit überraschenden Halbzeit-Pfiffe verdeutlichten, dass der Anhang Zweifel hat. „Es ist ein Umbruch, das eine oder andere Spiel kann man uns noch geben“, forderte Kimmich.
Deutschland: Neuer (ab 46. ter Stegen), – Klostermann (ab 90. Kehrer), Tah, Süle, Halstenberg – Kimmich, Gündogan – Brandt (ab 56. Goretzka), Havertz (ab 46. Reus), Sané (ab 90.+6 Schulz), – Werner – Serbien: Dmitrovic – Rukavina, Spajic, Milenkovic, Bogosavac (ab 79. Stefan Mitrovic)– Milinkovic-Savic (ab 62. Lukic), Maksimovic (ab 88. Jovicic), Gacinovic (ab 62. Radonjic), – Ljajic, Jovic (ab 70. Pavkov), Lazovic. –
Tore: 0:1 Jovic (12.), 1:1 Goretzka (69.). – Zuschauer: 26 101. – Rote
Karte: Pavkov wegen groben Foulspiels (90.+3).