Demenz besser verstehen
Der Krankenpflegeverein Ellenberg hat seine Mitglieder zum Workshop über dieses Thema eingeladen
ELLENBERG - Die Demenz hat verschiedene Gesichter. Auch die Angehörigen von Betroffenen verstehen oft nicht, was da geschieht. Ein Demenz-Workshop des Krankenpflegevereins Ellenberg hat den Teilnehmern einen Eindruck vermittelt, wie sich diese Krankheit anfühlt.
Die Teilnehmer kritzeln unbeholfen auf einem Blatt herum, bekommen kleine Murmeln partout nicht auf den Löffel, und auch sonst fühlt sich alles komisch an. Man selbst ist unbeholfen, obwohl man sich die größte Mühe gibt. „Man muss erst einmal versuchen, die Demenz zu verstehen“, weiß der Vorsitzende des Krankenpflegevereins Ellenberg, Dieter Berkau.
Demenz erschüttert das ganze Sein eines Menschen
Er selbst hat bereits an einem Demenz-Workshop der Malteser-Hilfsorganisation teilgenommen und war schockiert und beeindruckt zugleich: „An 13 Übungsstationen wurden die Symptome einer Demenz simuliert. Ich muss Ihnen sagen, nach diesen zwei Stunden war ich fix und foxi“, so Berkau. Eine Demenz ist weit mehr als eine Gedächtnisstörung. Sie kann mit der Zeit zu einer zunehmenden Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit, der Sprache, des Auffassungs- und Denkvermögens sowie der Orientierung führen. Eine Demenzerkrankung erschüttert das ganze Sein eines Menschen und bringt seine bislang sicher gefühlte Wahrnehmung, sein Verhalten und sein Erleben total durcheinander.
Bei Dieter Berkau hat der Workshop damals einen tiefen Eindruck hinterlassen. „Das selbst Erlebte wollte ich unbedingt auch meinen Mitgliedern des Krankenpflegevereins vermitteln. Ich habe mir vier der 13 Stationen ausgeliehen und zum eigenen Workshop in die Elchhalle in Ellenberg mitgenommen“, so Berkau.
Anfangs war die Heiterkeit unter den Teilnehmern noch groß. Mit der Zeit mündete diese aber in eine fast verbissene Konzentration und den Willen, ein vernünftiges Ergebnis zu erzielen.
Aber vergebens. Die Simulationskästen sind in ihrer Funktion eigentlich recht simpel. Zum Beispiel soll man bei einer Aufgabe mit dem Löffel in der Hand kleine bunte Murmeln aufnehmen und der Farbe nach in die entsprechenden Becher legen. Das Schwierige daran ist, dass der Proband seine Hände nicht sieht und seine Bewegungen mittels eines gegenüberliegenden Spiegels im Kasten richtig koordinieren muss.
Alles ist spiegelverkehrt. Das verwirrt die Sinne und das Gehirn. „Und genau so fühlt sich wohl Demenz an“, sagt Berkau. Auch Bürgermeister Rainer Knecht gibt sich alle Mühe, das Verkehrsschild an die richtige Stelle zu malen und den vorgegebenen Stern mit dem Stift richtig nachzuzeichnen.
Das Ergebnis stimmt den Bürgermeister nachdenklich. „Ich bin überrascht und beeindruckt“, meint Knecht danach. Die Übungen sollen nicht nur die Krankheit simulieren, sondern einem das Verständnis für die Betroffenen vermitteln. Diese Botschaft ist wohl bei allen Teilnehmern angekommen.