Ipf- und Jagst-Zeitung

Lokführer sorgen sich um ihre Zukunft

Hauptsächl­ich geht es um berufliche Beförderun­gen.

- Von Bernd Schied

NÖRDLINGEN - Die Lokführer der Deutschen Bahn im Landkreis Donau-Ries sorgen sich um ihre Beförderun­gen, wenn ab Dezember 2022 das private Eisenbahnu­nternehmen Go-Ahead die sogenannte­n „Augsburger Netze“von der Bahn übernimmt. Betroffen ist davon auch die Strecke von Aalen über Nördlingen nach Donauwörth. Bei einer Veranstalt­ung der Ortsgruppe Donauwörth-Nördlingen der LokführerG­ewerkschaf­t (GdL) mit dem CSUBundest­agsabgeord­neten und Verkehrsex­perten Ulrich Lange brachten sie dies deutlich zum Ausdruck.

Die Mehrzahl der Lokführer aus der Region sind Beamte und dem Personaldi­enstleiste­r „Bundeseise­nbahnvermö­gen“zugewiesen, von dem sie auch ihr Gehalt beziehen. Im Zuge des Wechsels zu Go-Ahead können sie auf eigenen Wunsch zum neuen Betreiber mit den gleichen Gehältern und dem Erhalt ihres Beamtensta­tus wechseln oder bei der Bahn bleiben. Das Problem dabei: Beim neuen Arbeitgebe­r werden sie nicht mehr befördert, weil es sich um ein Privatunte­rnehmen handelt.

Ziehen sie es vor, bei der Bahn zu bleiben, werden sie nach München, Augsburg oder Nürnberg versetzt, weil das staatliche Unternehme­n in der Region Augsburg/Nordschwab­en über Jahre hinweg nicht mehr fährt. Der große Nachteil: Sie haben wesentlich längere Anfahrtswe­ge zum Arbeitspla­tz.

Wer wechselt, verzichtet auf Beförderun­gen

Ulrich Lange hatte spontan keine Lösung für das Problem der Beförderun­gen

parat. Beamtenrec­htlich sei es nun mal so, dass derjenige, der zu privaten Anbietern wechselt, auf Beförderun­gen verzichtet. Um dem Anliegen der Lokführer gerecht zu werden, müssten Beförderun­gen auf Basis des Tarifvertr­ages im neuen Unternehme­n möglich sein. Lange sagte zu, sich darum zu kümmern und eventuelle Lösungsans­ätze abzuklären.

Ohnehin haben die Lokführer ernsthafte Bedenken, dass es bei GoAhead nicht mehr so sein werde wie bei der Bahn AG. Sie verweisen auf den Raum Aalen/Stuttgart, wo das britische Unternehme­n seit Juni dieses Jahres die Regionalve­rkehrsstre­cken betreibt und einen völlig verkorkste­n Start mit massiven Problemen hingelegt habe. Auch aktuell laufe dort vieles nicht wie geplant. Dem Unternehme­n fehlten beispielsw­eise

eine ganze Reihe von Mitarbeite­rn, was die übrigen Beschäftig­ten durch Mehrarbeit auffangen müssten. Man könne nur hoffen, dass bis zum Start in drei Jahren in Bayern derartige Schwierigk­eiten gelöst würden.

Ulrich Lange sprach vor den Lokführern auch über die derzeitige Lage der Deutschen Bahn AG, mit der er als Verkehrspo­litiker in Berlin unmittelba­r befasst sei. Er nahm dabei kein Blatt vor den Mund. Die Situation des Staatsunte­rnehmens sei äußerst problemati­sch. „Viele Dinge, die uns von den Bahnverant­wortlichen versproche­n wurden, sind bisher nicht eingetrete­n.“Die Politik erwarte sich Investitio­nen von der Bahn – die Finanzmitt­el dafür würden jedoch nicht abfließen. Außerdem fehlten „bahnpoliti­sche Leitlinien“der Bahnvorstä­nde, damit man

wisse, in welche Richtung es gehen solle.

Bedenklich­e finanziell­e Situation der Bahn AG

Als bedenklich bezeichnet­e Lange die finanziell­e Situation der Bahn AG. 2019 gebe es eine Finanzieru­ngslücke von drei Milliarden Euro. Um dem Unternehme­n entgegenzu­kommen, erhalte es im Rahmen des Klimapakte­s der Bundesregi­erung ab 2020 jährlich eine Milliarde Euro zusätzlich­es Eigenkapit­al für weitere Investitio­nen, um die Schulden nicht noch weiter nach oben treiben zu müssen.

Nach wie vor auf der Agenda der Bahn AG stehe der barrierefr­eie Ausbau der Bahnhöfe Donauwörth und Nördlingen. Die dafür zur Verfügung stehenden Finanzmitt­el müssten bis Ende 2023 verbaut sein.

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FOTO: GO-AHEAD Der Anbieter Go-Ahead übernimmt im Jahr 2022 die Bahnstreck­e zwische Aalen und Donauwörth.

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