Zwei Millionen Euro fürs Aalbäumle sind zu viel
Allein die Wasserleitung würde eine Million kosten – Das ist der Stadt bei 1600 Euro Pachteinnahmen zu viel
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AALEN - Beim Thema Aalbäumle geht die Stadt jetzt in die Offensive: Zum einen, so der Oberbürgermeister, sei hier „nichts verschleppt“worden. Und es kursierten Dinge, die „so einfach nicht stimmen“. Diese sehr emotionale Diskussion müsse man versachlichen angesichts einer sehr komplizierten Themenstellung. Thilo Rentschler rechnete vor, was die Stadt beziehungsweise den Steuerzahler die maximale Variante für die Ertüchtigung der Schutzhütte kosten würde: Etwa zwei Millionen Euro inklusive der Betriebskosten über einen Zeitraum von 25 Jahren. Nicht mitgerechnet ist das „Wahrzeichen“auf dem Aalener Hausberg, der 1992 errichtete Aussichtsturm. Der hält laut einem Statiker noch etwa fünf Jahre.
Zunächst ging Rentschler zurück in die Chronik: Anlässlich des 120Jahr-Jubiläums wurden 107 000 Euro investiert, das Dach saniert, das Vordach erweitert und der Spielplatz erneuert. Im März 2018 hatte die Gebäudewirtschaft vom Landratsamt einen Brief bekommen. Dann ging es um die Wasserversorgung. Eine weltweit eingesetzte Regenwasseraufbereitungsanlage eines Aalener Unternehmens wäre mit 15 000 Euro vergleichsweise günstig gewesen. Aber: Wie aus dem Schreiben des Landratsamts (bei der Stadt am 13. März eingegangen) zu entnehmen ist, verweigert das Amt die Wasseraufbereitungsanlage, weil ein Detail im Zulassungszertifikat fehlt. Rentschler hofft, dass hier noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.
Trafostation liefert nicht genügend Druck
Die große Variante wäre eine knapp zwei Kilometer lange Frisch- und Abwasserleitung von der Osterbucher Steige (auf 512 Höhenmetern) zur Hütte hoch in 678 Metern Höhe. Und hier erklärt Andreas Heiß von den Stadtwerken (Hauptabteilung Netze) die Schwierigkeit: Um das Hochwasser hochzupumpen, braucht es einen Druck von 17,5 Bar. Dafür ist zunächst mal eine Druckerhöhungsanlage notwendig. Und Strom wird benötigt. Die alte, in die Jahre gekommene Trafostation am Skilift ist dafür nicht ausreichend. Allein eine neue Trafostation mit Mittelspannung würde nach Auskunft von Heiß etwa 50 000 bis 70 000 Euro kosten. Das richtig große Problem wäre aber der Leitungsbau. Auf den ersten 800 Metern müsste sie durch Felsen verlegt werden, später über durch Lehmuntergrund, der ebenfalls seine Tücken habe. Hinzu kommt, dass die Leitung frostsicher etwa 1,20 Meter tief verlegt und nach jeder Winterpause gespült und gereinigt werden müsste, um mögliche Keime loszuwerden. Quer durch den Wald bauen, so Rentschler, kann man die Leitung jedenfalls nicht. Zumal es sich um ein FFH-Schutzgebiet handelt, erklärt Robert Jenewein(Grünflächen- und Umweltamt). So eine Leitung sei zwar machbar, aber nicht einfach. Und die Forstverwaltung habe da auch noch mitzureden. Unterm Strich, rechnet Heiß vor, würde die Leitung inklusive der notwendigen Technik mit rund einer Million zu Buche schlagen. Deshalb, so Aalens Erster Bürgermeister Wolfgang Steidle, werde man eine passende Lösung suchen.
In die Hütten-Infrastruktur, wie etwa in die Toiletten, müsste man 200 000 bis 400 000 Euro investieren. Zu den Kosten in Höhe von etwa 1,4 Millionen Euro (eine Million für die Leitung, 400 000 für die Ertüchtigung der Hütte) kommt man mit den Betriebskosten auf die besagten etwa zwei Millionen, rechnet der OB vor. Bei der derzeitigen Hüttenpacht von 1600 Euro pro Jahr, rechnete Rentschler weiter, käme man bei durchschnittlich 20 bis 30 Öffnungstagen der Hütte in der Saison auf 4000 Euro, die die Stadt pro Tag draufzahlen müsste. Er frage sich, ob man das den Bürgern und Steuerzahlern zumuten will angesichts der rund 110 Millionen, die bereits und noch für Schulsanierungen und Kitas notwendig seien. Und er frage sich, ob man es vertreten kann, fürs Aalbäumle „richtig Geld in die Hand zu nehmen“angesichts anderer wichtiger Projekte für die Stadt und ihre Bürger.
Rentschler: Keine Rückmeldung von Fraktionen
Eine Erhöhung der Pacht angesichts der städtischen Investitionen, teilte Rentschler mit, sei für Inge Birkhold nicht infrage gekommen. Die Stadt habe sich jedenfalls schon länger mit dem Aalbäumle beschäftigt und habe nichts „verschleppt.“Von den Fraktionen seien nach der Gemeinderatssitzung, in der das Thema Aalbäumle auch Thema war, keine Rückmeldungen gekommen. Das könne auch dem Wahlkampf geschuldet gewesen sein. Zum Hintergrund: Inge Birkhold (CDU) wurde bei der Kommunalwahl in den Gemeinderat gewählt.
Der Turm an sich ist ein weiteres, großes Thema. 1992 wurde er errichtet aus einer 25 Meter hohen Douglasie. Unten hat die Feuchtigkeit genagt und Ameisen haben „Tunnel“ins Holz gebohrt. Bis in sieben Meter Höhe, erklärt Statiker Rudolf Ribarek von einem Aalener Ingenieur-Büro. Teilweise sind an der nordwestlichen Stütze ein Viertel bis ein Drittel des Holzes durchhöhlt. Ein Turm in Massivbauweise, der ohne Imprägnierung und ständig der Witterung ausgesetzt ist, hätte eine Lebenszeit von etwa 30 Jahren. Ribareks Fazit: Was die Standfestigkeit betrifft, sei keinerlei Gefahr in Verzug. Er halte noch fünf Jahre, in eine Sanierung zu investieren lohne sich aber nicht mehr.
Die Kosten für einen neuen Turm werden auf einen einstelligen Millionenbereich geschätzt. Man könne, so Rentschler, natürlich nicht fünf Jahre warten, bis der Turm nicht mehr betretbar ist. Für einen neuen Turm rechnet er mit einer Vorlaufzeit von etwa drei Jahren.