VfR: 0:2 gegen Saarbrücken
Aalen verliert Spiel in Völklingen beim Regionalliga-Tabellenführer.
VÖLKLINGEN - In der Halbzeitpause war Bierfassschießen angesagt, eine Sportart, die natürlich mehr der Belustigung und des Gewinns betrieben wird. Im altehrwürdigen Hermann-Neuberger-Stadion fiel dann tatsächlich nach einem fulminanten Knaller eines Fans das oberste Fass in einer Pyramide, das muss man auch erst einmal hinbekommen. Der VfR Aalen hat in Völklingen, wo der 1. FC Saarbrücken als Ausweichmaßnahme derzeit seine Heimspiel austrägt, kein Fass abgeschossen und schon gar kein Tor erzielt. Ist dort aber auch nicht so einfach. Mehr noch: Nach den beiden Halbzeiten gegen den FCS muss man sagen: Der VfR verlor beim Tabellenführer mit 0:2 (0:1), obwohl er nicht chancenlos war bei der stärksten Mannschaft der Fußball-Regionalliga, da waren sich hinterher alle einig. „Ich wäre total überrascht, wenn sie es nicht schaffen würden“, befand VfR-Trainer Roland Seitz. Den Aufstieg in die 3. Liga, wohlgemerkt.
Für ein wenig Überraschung sorgte er bei diesem Spiel im Saarland. Der Coach änderte nur einen Spielernamen auf seinem Spielberichtsbogen, doch die Auswirkungen auf das System waren prägnant. Für Sturmspitze Burak Gencal rückte Nico Lucas rein, doch vorne spielte Kevin Hoffmann, der sich aber auch ins Mittelfeld fallen ließ. Dort begann Tim Grupp als einziger Sechser (sonst zwei), davor standen Stefan Wannenwetsch und Goson Sakai – der sonst links verteidigte, doch da stand Lucas, erstmals auf dieser Position. Alle zusammen standen sie in der Anfangsviertelstunde gut, machten die Räume eng, wie besprochen gegen offensivstarke Saarbrücker, die sich schwer taten.
Doch Daniel Bernhardt musste doch als erster Torwart eingreifen: Sebastian Jacob passte vertikal auf Gilian Jurcher, doch Bernhardt parierte im Eins-gegen-Eins-Duell (17.). Was er nicht parierte, obwohl er in der Ecke war: den Elfmeter von Steven Zellner, der genau ins untere rechte Eck traf. Dass es überhaupt soweit kam, lang am ungestümen Einsatz von Dijon Ramaj, dem der Ball im Strafraum versprang und er dann Fanol Perdedaj unnötig foulte.
Nach 25 Minuten lag der VfR 0:1 zurück – und Seitz änderte wieder seine Elf, zwangsläufig. Sakai musste verletzungsbedingt (Schulter) runter, für ihn kam Kamil Tyminski. Mit ihm auf dem Platz hieß es fast schon früher 0:2, doch der Pfosten (Schuss von Fabian Eisele) rettete die Aalener (27.). Das Blatt hatte sich recht schnell zu Gunsten der Gastgeber gewendet: Der VfR ließ zu viele Lücken, Saarbrücken kam schnell nach vorne, nutzte die sich bietenden Räume.
Immerhin: Bei einem (der wenigen) Offensivmomente in der ersten Halbzeit zog Niko Dobros ab, aber daneben (34.). Und tatsächlich gefährlich war es beim Abschluss von Hoffmann, der nach einer Flanke von Dobros im Strafraum lauerte (45.), der Ball flog aber knapp drüber. „Ein Riesen-Ding“, befand Lucas aus der Ansicht von hinten.
Seitz reagierte wieder, zur Pause, nach dem noch knappen 0:1, und brachte Gencal für den indisponierten Ramaj. Nun lauerten Gencal, Hoffmann und Dobros vorne weiter auf Ballversorgung bei Umschaltmomenten – ein Schuss von Wannenwetsch, abgefälscht und von Schlussmann Daniel Batz gerade noch zu einem Eckball gelenkt, sorgte für ein erstes Hallo in der zweiten Halbzeit (47.). Hinterher bilanzierte Seitz: „Das Umschalten hat nicht funktioniert“. Denn auch das war Teil des Plans.
Aalener Versuche
Fakten schafften die Saarbrücker, mit dem Selbstverständnis eines Spitzenreiters – Eisele steckte in die Schnittstelle durch, Jurcher (den Gino Windmüller aus den Augen verlor) stand völlig frei und schob ein zum 2:0 (53.). „Sie stehen zurecht da oben“, befand Bernhardt hinterher, denn sie, also die Saarbrücker, nutzten auch ein zweites Mal einen Aalener Fehler aus.
Dann war da noch zwei Mal der Mann an der Reihe, der gut zielen kann, vermutlich auch auf Bierfässer, aber eben an diesem Tag nicht das Tor traf: Dobros scheiterte an Batz, per Distanzschuss (61.) und Freistoß (79.). Windmüllers Kopfball streifte die Latte nach einem Dobros-Eckball (66.).
Die Aalener hatten ihre Chancen an diesem Nachmittag, die gefährlicheren Szenen (und eben Tore) aber die Saarbrücker. Perdedaj flankte, Jacob köpfte, Bernhardt hatte blitzschnell seine Fuß zur Abwehr parat (72.). Perdedaj selbst schob auch noch knapp daneben (77.). Gencal noch einmal ans Außennetz – das war es. „Aalen hat immer eine gewisse Gefahr ausgestrahlt“, befand FCSTrainer Dirk Lottner. Doch wie bilanzierte sein Kollege Seitz, bevor er den Tabellenführer lobte: „Unter dem Strich war es ein verdienter Sieg.“