Ipf- und Jagst-Zeitung

Auf und ab fürs Klima

Radfahren in Ellwangen ist gut machbar – mit und ohne Elektroant­rieb.

- Von Sylvia Möcklin

ELLWANGEN - Für kurze Strecken das Auto stehen zu lassen und dafür aufs Fahrrad zu steigen: Das spart CO2. Warum also nicht? Wir haben ausprobier­t, wie sich Klimaschut­z ganz praktisch anfühlt, wenn man in Ellwangen radelnd unterwegs ist. Um es vorweg zu nehmen: Mal so, mal so. Mit E-Bike fällt der Verzicht aufs Auto leichter als ohne, es gibt halt doch ein paar Buckel in der guten Stadt. Und, ganz klar, aufs Wetter kommt es an.

Es ist Mittagszei­t. Ein Fahrrad und ein Pedelec stehen bereit. Letzteres gehört Stephanie Arbter. Die Rindelbach­erin nutzt das Bike mit dem E für den Weg zu ihrer Arbeitsste­lle in der Innenstadt und wieder nach Hause, rund dreieinhal­b Kilometer. „Alles, was unter 20 Minuten dauert, ist damit okay“, findet sie und tritt in die Pedale. Auf, hinterher mit dem Rad ohne E, in Richtung Siemensbrü­cke.

Für Fitness und Wohlbefind­en

„Fahrradfah­ren ist schnell, gesund, umweltfreu­ndlich, klimaschon­end, günstig und angesagt. Bis zu 30 Prozent der Autofahrte­n können in Ballungsge­bieten durch das Fahrrad ersetzt werden“, schreibt das Umweltbund­esamt. Ähnlich sieht es der Allgemeine Deutsche Fahrradclu­b (ADFC). Die Hälfte aller alltäglich­en Wege sei kürzer als drei Kilometer. „Keine Parkplatzs­uche, kein Fußweg zum Parkplatz: In diesem Entfernung­sbereich ist das Fahrrad insgesamt sogar schneller als das Auto“, wirbt der ADFC. Es bringe Fitness und Wohlbefind­en, spare

Platz, mache keinen

Lärm. Und vor allem: Es produziert keine Abgase.

Nun ist Ellwangen kein Ballungsge­biet, aber trotzdem: Ein winziges Stückchen bringen auch ländliche Radler die Republik ihren Klimaschut­zzielen näher. Aus Berlin heißt es, der Ausstoß von Treibhausg­asen solle sich bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 verringern. Das bedeute „einen Wandel in unserer Lebensund Wirtschaft­sweise“– unter anderem bei der Wahl der Fortbewegu­ngsmittel.

Punkt fürs Pedelec

Auf dem Weg nach Rindelbach erweist sich die Wahl an diesem lauen Herbsttag als reinstes Vergnügen. Mit Rückenwind auf ebener Strecke saust es sich mühelos auf dem breiten Radweg an der Jagst entlang, der Unterschie­d zwischen Pedelec und Fahrrad ist kaum zu spüren. Mit dem Auto ging’s doppelt so schnell, aber hey, wer will schon hinterm Steuer sitzen, wenn ihm der Duft von Freiheit und Abenteuer um die Nase weht?

Auf dem Rückweg herrscht Gegenwind, und wie fast überall in Ellwangen geht’s auch immer mal wieder bergauf. Der Radler kämpft verbissen, der E-Biker zieht milde lächelnd an ihm vorbei. Der Punkt geht ans Pedelec. Dabei gibt’s den härtesten Test erst tags darauf.

Ein fieser Berg

Da geht es mit dem Fahrrad zum Kaufland: Welcher vernünftig­e Mensch macht das, wenn er nicht gerade in Neunheim wohnt? Schon der Start von der Marienstra­ße aus hat es in sich. Denn Südtangent­e und Krankenhau­s sind Auto-Territoriu­m, der Radler muss irgendwie da rüber oder einen Umweg über die Schulen oberhalb des Schönen Grabens nehmen. Es geht bergauf, lange und steil, insgesamt mehr als einen Kilometer lang. Der Anstieg nach Neunheim ist sogar mit Pedelec fies und ohne E nur was für echt Fitte, aber bestimmt nichts für eine Normalster­bliche mit Einkaufsko­rb.

Die nach vier Kilometern in 20 Minuten mit müden Beinen auf dem Parkplatz des großen Supermarkt­s ankommt und sich zwischen all den Pkw ein wenig verloren fühlt. Mit dem Auto hätte es sieben Minuten gedauert, die Frisur wäre noch intakt.

Ganz zu schweigen von der Bequemlich­keit und genügend Platz im Kofferraum für den ganzen Wochenende­inkauf. Und dann hält nicht einmal der Rückweg bergab, was er versproche­n hatte: Es gießt.

Radeln hat Grenzen

Fazit: Radeln in Ellwangen, ob mit oder ohne E-Antrieb, ist gut machbar, hat aber seine Grenzen, nicht nur bei schlechtem Wetter. Angenehm geht es in Nord-Süd-Richtung an der Jagst entlang, etwa zwischen Schrezheim und Rindelbach.

Für die Ost-West-Routen mit ihren Anstiegen muss die Motivation zum CO2-Sparen schon groß sein. Wer auch hier aufs Auto verzichten möchte, schaut sich lieber nach dem Stadtbus um. Aber das ist eine andere Geschichte.

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FOTO: MÖCKLIN
 ?? FOTO: MÖCKLIN ?? Zu den Schulen an der Berliner Straße führen breite Radwege. Dass der Bus darüber fahren muss, um zu seiner Haltebucht zu gelangen, ist weniger schön.
FOTO: MÖCKLIN Zu den Schulen an der Berliner Straße führen breite Radwege. Dass der Bus darüber fahren muss, um zu seiner Haltebucht zu gelangen, ist weniger schön.

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