Auf und ab fürs Klima
Radfahren in Ellwangen ist gut machbar – mit und ohne Elektroantrieb.
ELLWANGEN - Für kurze Strecken das Auto stehen zu lassen und dafür aufs Fahrrad zu steigen: Das spart CO2. Warum also nicht? Wir haben ausprobiert, wie sich Klimaschutz ganz praktisch anfühlt, wenn man in Ellwangen radelnd unterwegs ist. Um es vorweg zu nehmen: Mal so, mal so. Mit E-Bike fällt der Verzicht aufs Auto leichter als ohne, es gibt halt doch ein paar Buckel in der guten Stadt. Und, ganz klar, aufs Wetter kommt es an.
Es ist Mittagszeit. Ein Fahrrad und ein Pedelec stehen bereit. Letzteres gehört Stephanie Arbter. Die Rindelbacherin nutzt das Bike mit dem E für den Weg zu ihrer Arbeitsstelle in der Innenstadt und wieder nach Hause, rund dreieinhalb Kilometer. „Alles, was unter 20 Minuten dauert, ist damit okay“, findet sie und tritt in die Pedale. Auf, hinterher mit dem Rad ohne E, in Richtung Siemensbrücke.
Für Fitness und Wohlbefinden
„Fahrradfahren ist schnell, gesund, umweltfreundlich, klimaschonend, günstig und angesagt. Bis zu 30 Prozent der Autofahrten können in Ballungsgebieten durch das Fahrrad ersetzt werden“, schreibt das Umweltbundesamt. Ähnlich sieht es der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC). Die Hälfte aller alltäglichen Wege sei kürzer als drei Kilometer. „Keine Parkplatzsuche, kein Fußweg zum Parkplatz: In diesem Entfernungsbereich ist das Fahrrad insgesamt sogar schneller als das Auto“, wirbt der ADFC. Es bringe Fitness und Wohlbefinden, spare
Platz, mache keinen
Lärm. Und vor allem: Es produziert keine Abgase.
Nun ist Ellwangen kein Ballungsgebiet, aber trotzdem: Ein winziges Stückchen bringen auch ländliche Radler die Republik ihren Klimaschutzzielen näher. Aus Berlin heißt es, der Ausstoß von Treibhausgasen solle sich bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 verringern. Das bedeute „einen Wandel in unserer Lebensund Wirtschaftsweise“– unter anderem bei der Wahl der Fortbewegungsmittel.
Punkt fürs Pedelec
Auf dem Weg nach Rindelbach erweist sich die Wahl an diesem lauen Herbsttag als reinstes Vergnügen. Mit Rückenwind auf ebener Strecke saust es sich mühelos auf dem breiten Radweg an der Jagst entlang, der Unterschied zwischen Pedelec und Fahrrad ist kaum zu spüren. Mit dem Auto ging’s doppelt so schnell, aber hey, wer will schon hinterm Steuer sitzen, wenn ihm der Duft von Freiheit und Abenteuer um die Nase weht?
Auf dem Rückweg herrscht Gegenwind, und wie fast überall in Ellwangen geht’s auch immer mal wieder bergauf. Der Radler kämpft verbissen, der E-Biker zieht milde lächelnd an ihm vorbei. Der Punkt geht ans Pedelec. Dabei gibt’s den härtesten Test erst tags darauf.
Ein fieser Berg
Da geht es mit dem Fahrrad zum Kaufland: Welcher vernünftige Mensch macht das, wenn er nicht gerade in Neunheim wohnt? Schon der Start von der Marienstraße aus hat es in sich. Denn Südtangente und Krankenhaus sind Auto-Territorium, der Radler muss irgendwie da rüber oder einen Umweg über die Schulen oberhalb des Schönen Grabens nehmen. Es geht bergauf, lange und steil, insgesamt mehr als einen Kilometer lang. Der Anstieg nach Neunheim ist sogar mit Pedelec fies und ohne E nur was für echt Fitte, aber bestimmt nichts für eine Normalsterbliche mit Einkaufskorb.
Die nach vier Kilometern in 20 Minuten mit müden Beinen auf dem Parkplatz des großen Supermarkts ankommt und sich zwischen all den Pkw ein wenig verloren fühlt. Mit dem Auto hätte es sieben Minuten gedauert, die Frisur wäre noch intakt.
Ganz zu schweigen von der Bequemlichkeit und genügend Platz im Kofferraum für den ganzen Wochenendeinkauf. Und dann hält nicht einmal der Rückweg bergab, was er versprochen hatte: Es gießt.
Radeln hat Grenzen
Fazit: Radeln in Ellwangen, ob mit oder ohne E-Antrieb, ist gut machbar, hat aber seine Grenzen, nicht nur bei schlechtem Wetter. Angenehm geht es in Nord-Süd-Richtung an der Jagst entlang, etwa zwischen Schrezheim und Rindelbach.
Für die Ost-West-Routen mit ihren Anstiegen muss die Motivation zum CO2-Sparen schon groß sein. Wer auch hier aufs Auto verzichten möchte, schaut sich lieber nach dem Stadtbus um. Aber das ist eine andere Geschichte.