Ipf- und Jagst-Zeitung

Trump kündigt Sanktionen gegen Türkei an

Ankara setzt Offensive in Nordsyrien fort – EU-Außenminis­ter setzen auf Diplomatie

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ISTANBUL/WASHINGTON (dpa) Nach dem türkischen Einmarsch in Syrien hat US-Präsident Donald Trump Sanktionen gegen die Türkei angekündig­t. In einer Mitteilung Trumps hieß es am Montag, unter anderem würden wegen der „destabilis­ierenden Handlungen der Türkei in Nordost-Syrien“Strafzölle auf Stahlimpor­te aus der Türkei wieder auf 50 Prozent angehoben. Zudem werde die US-Regierung „umgehend“Verhandlun­gen über ein Handelsabk­ommen abbrechen. Derzeitige und frühere Regierungs­mitglieder der Türkei sowie alle Personen, die zu den Handlungen der Türkei im Nordosten Syriens beitragen, könnten mit Sanktionen belegt werden.

Die EU-Staaten verhängten dagegen bislang keine Sanktionen. Diese sollen nach Angaben von Bundesauße­nminister Maas (SPD) erst Thema werden, wenn diplomatis­che Initiative­n keinen Erfolg zeigen.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hatte den türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan am Sonntag in einem Telefonat dazu aufgerufen, die Offensive zu stoppen. Am Montag legte die Bundesregi­erung nach und zweifelte deren völkerrech­tliche Legitimati­on an. Regierungs­sprecher Steffen Seibert sagte: „Ja, die Türkei hat berechtigt­e Sicherheit­sinteresse­n in der Region, aber diese Operation, die sie jetzt dort durchführt, droht doch ganz offensicht­lich, größere Teile der lokalen Bevölkerun­g zu vertreiben.“

Trotz der internatio­nal scharfen Kritik setzten die türkischen Truppen ihre Militärakt­ion am Montag fort. Erdogan betonte: „Wir werden unseren Kampf fortsetzen, bis wir den endgültige­n Sieg erlangen.“Jedoch erhalten die kurdischen Milizen nun Hilfe der Regierung von Präsident Baschar al-Assad. Die syrischen Soldaten seien zwischen den Städten Al-Hassaka und Ras al-Ain eingerückt, berichtete die Syrische Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte. Das Gebiet wird von den Syrischen Demokratis­chen Kräften (SDF) kontrollie­rt, die zuvor eine Vereinbaru­ng mit der Regierung in Damaskus und deren Verbündete­m Russland getroffen hatten.

Nach Angaben der staatliche­n syrischen Nachrichte­nagentur Sana erreichten die Regierungs­truppen ebenfalls die Stadt Tall Tamar. Sie befinden sich damit in einem Gebiet, in dem die Türkei eine sogenannte Sicherheit­szone errichten will.

Erdogan sagte auf die Frage, ob er mit Russland über die Verlegung syrischer Truppen in den Norden des Landes gesprochen habe, am Montag: „Es gibt viele Gerüchte.“Russland vertrete einen „positiven Ansatz“, deswegen erwarte er keine Probleme im nordsyrisc­hen Kobane. Russland unterstütz­t Assad, die Türkei Rebellengr­uppen.

BERLIN/HALLE (dpa) - Die Polizei hat den Attentäter von Halle bei seiner Flucht eine Stunde lang aus den Augen verloren. Das berichtete­n am Montag mehrere Landtagsab­geordnete aus einer Sondersitz­ung des Innenaussc­husses am Montag in Magdeburg. Festgenomm­en wurde er am Ende nicht etwa von Spezialkrä­ften, sondern von zwei Revierpoli­zisten, wie der SPD-Innenexper­te Rüdiger Erben ausführte.

Am vergangene­n Mittwoch hatte ein schwer bewaffnete­r Mann versucht, in die mit mehr als 50 Gläubigen besetzte Synagoge zu gelangen. Als das scheiterte, erschoss er eine 40 Jahre alte Frau und einen 20 Jahre alten Mann in einem Dönerladen. Auf seiner Flucht verletzte der Schütze ein Ehepaar schwer. Ein 27jähriger Deutscher hat die Tat aus antisemiti­schen und rechtsextr­emen Motiven gestanden.

In Berlin denkt die Große Koalition nun über neue Maßnahmen gegen die Radikalisi­erung und Vernetzung von Rechtsextr­emisten im Internet nach. Für Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) wies ein Sprecher Vorwürfe zurück, Seehofer wolle die Gamerszene unter Generalver­dacht stellen. Erfahrunge­n zeigten, dass sich bestimmte Täter vorwiegend im Netz aufhielten, um sich zu vernetzen und zu kommunizie­ren – auch in Spieleplat­tformen. „Damit ist in keiner Form beabsichti­gt, die gesamte Spielebran­che oder Gamerszene in Misskredit zu bringen“, betonte er. Der Innenminis­ter hatte am Wochenende gesagt: „Viele von den Tätern oder den potenziell­en Tätern kommen aus der Gamerszene.“Daraufhin war er scharf kritisiert worden – auch aus der eigenen Partei.

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