Gleiches mit Gleichem behandeln
Aalener Urweltmuseum zeigt eine Sonderausstellung zu geheimnisvollem Volksglauben
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AALEN - Eine neue Sonderausstellung ist im Urweltmuseum eröffnet worden. Sie trägt den Titel „Geheimnisvoller Volksglauben – Donnersteine, Teufelsfinger und Votivbilder“. Das Urweltmuseum ist der richtige Ort dafür, denn in früheren Jahrhunderten nutzten Menschen Fossilien, die sie reichlich im Boden vorfanden, deren Herkunft sie sich aber nicht erklären konnten und denen sie folglich geheimnisvolle Kräfte unterstellten, als Amulette, die böse Geister abhalten sollten. So sollte beispielsweise ein Hexenpfeil, den man bei sich trug, gegen den Hexenschuss helfen. „Gleiches sollte mit Gleichem behandelt werden. Die Homöopathie geht ähnlich vor“, erklärte Anton Hegele, der in die Ausstellung einführte.
Kräfte der Natur sollten seinen Worten zufolge eingesetzt werden, um Krankheiten zu heilen oder für das Seelenheil zu sorgen. Donnersteine etwa sollten als Blitzableiter dienen. Denn die sogenannten Belemniten – Tintenfischverwandte mit zehn Fangarmen, die vor Millionen von Jahren die Meere bevölkerten - fallen durch ihre charakteristische Form sofort ins Auge. Im Albvorland findet man sie in weichen Juraschichten.
Diese Amulette seien ins Christentum, vorwiegend in seine katholische Ausprägung übernommen worden und so zu Zeugnissen der Volksfrömmigkeit geworden. Venuspfennige, die aus Kultstätten der römischen Göttin Venus stammten, seien so zu Marienpfennigen geworden. Sie wurden mit einem Heiligenbild versehen, um so die wundertätige Kraft der Madonnenstatue mit nach Hause nehmen zu können.
Amulette werden um den Hals getragen, an Ringen oder an der linken Körperhälfte. Aus der analogen Gestalt, aus Form und Farbe leite sich ihr Einfluss ab, sagte Hegele. Ähnlich Geformtes enthalte ähnliche Gestaltungskräfte, und diese ließen sich auf andere Körper übertragen. So solle zum Beispiel ein Höhlenlöwenzahn die große physische Kraft des Tieres auf den Jäger übertragen.
Der Glaube mache die Heilswirkung aus
Aus der christlichen Glaubens- und Segenslehre wiederum, so Hegele als bekennender Katholik, leiteten sich volkstümliche Amulette ab, die zwar dem kirchlichen Bereich entstammten, von denen aber auch sozusagen mechanisch wirkende Segenskräfte erwartet würden. Dazu zählten etwa Wetter- und Reisesegen, Wallfahrtsandenken, Berührungsreliquien oder besondere Segens- und Beschwörungsgebete. Bei den Protestanten werde Jesus dagegen als Apotheker dargestellt, der Seelenbalsam gebe. Letzten Endes mache der Glaube die Heilswirkung aus.
Zu Beginn hatte Bürgermeister Karl-Heinz Ehrmann die „Freunde der Geologie, Paläontologie und Mineralogie“zu einer, wie er sagte, besonderen Ausstellung begrüßt und unterstrichen, die Stadt sei stolz auf dieses Urweltmuseum, das in Fachkreisen hohe Anerkennung genieße und das zweite wichtige Museum in Aalen neben dem Limesmuseum sei. Hier finde man einen eindrucksvolle Auswahl an Fossilien. Aalen habe also eine reiche Vergangenheit, aber hoffentlich auch eine tolle Zukunft. Daher müsse man wissen, woher man komme, um den Blick auf die Zukunft zu richten.
Der Vorsitzende der Geogruppe, Ulrich Sauerborn, erinnerte an viele wichtige Ausstellungen, die es im Urweltmuseum bereits gegeben habe, vor allem an die Dinomanie 1993, als nicht nur Saurierknochen, sondern auch 400 Holz- und Plastiksaurier gezeigt worden seien. Er kündigte für das kommende Jahr eine Korallenausstellung an.
Erleichtert zeigte sich Sauerborn darüber, dass eine Schließung des Urweltmuseums, das er in Personalunion mit dem Limesmuseum leitet, nicht zur Debatte steht. Es gebe vielmehr klare Aussagen, dass die Paläontologie ertüchtigt werden solle. Aalen brauche seiner Überzeugung nach ein Museum in der Innenstadt und stehe daher zu seinem Urweltmuseum. Für dieses müsse man aber vielleicht aggressiver werben, sagt Sauerborn.