Ipf- und Jagst-Zeitung

Müllsünder machen auch vor Kita-Spielplatz nicht halt

Teppichmes­ser unter der Rutsche, Glasscherb­en im Gebüsch: Unbedarfte­s Spielen ist im Freien nicht möglich

- Von Verena Schiegl

AALEN - Mit dem Müllproble­m hat nicht nur die Stadt Aalen zu kämpfen. Auch die Erzieherin­nen des katholisch­en Kinder- und Familienze­ntrums Sankt Josef ärgern sich über Kippen, Flaschen sowie andere Abfälle, die regelmäßig im Garten der Kindertage­sstätte landen. Der Außenberei­ch werde öfter auch von nächtliche­n Besuchern belagert, die hier ihren Unrat und mitunter auch Schlimmere­s zurücklass­en, sagt die Leiterin der Einrichtun­g, Meike Hölscher.

Der Garten der ältesten Kindertage­seinrichtu­ng in Aalen, die vor vier Jahren ihr 100-jähriges Bestehen feierte, ist eine kleine Oase. Zahlreiche Spielgerät­e stehen den Zwergen im Alter zwischen drei und sechs Jahren hier zur Verfügung. Wenn auch immer es das Wetter zulässt, wird der Abenteuers­pielplatz mit seinen Holztürmen, Rutschen und Klettermög­lichkeiten von den derzeit 44 Kindern in Beschlag genommen.

Diese allerdings unbedarft in den Garten zu lassen, sei nicht möglich, sagt Meike Hölscher, die das katholisch­e Kinder- und Familienze­ntrum Sankt Josef seit Dezember vergangene­n Jahres leitet. Bevor die Kleinen im Freien toben dürfen, müssen die Erzieherin­nen erst einmal das gesamte Areal absuchen und den über den Zaun geworfenen Müll einsammeln. Vor allem die Scherben von zu Bruch gegangenen Glasflasch­en, die in den Büschen landen, seien eine Gefahr für die Kinder.

Gartenhaus wurde für Gelage und Schäferstü­ndchen missbrauch­t

Das Müllproble­m sei seit Jahren in der Kindertage­sstätte (Kita) ein Dauerbrenn­er, sagt Hölscher. Besonders schlimm habe sich die Situation vor rund einem halben Jahr gestaltet, als an dem auf dem Grundstück stehenden Gartenhäus­chen noch kein Schloss angebracht war. Für so manch ungebetene­n Gast sei die unverschlo­ssene Hütte eine Einladung gewesen, hier zu übernachte­n. Solche Herbergssu­chenden hätten nicht selten die Überbleibs­el ihres Gelages hier hinterlass­en. Begehrt sei die Gartenlaub­e auch für Paare gewesen, um hier ihr Schäferstü­ndchen abzuhalten. Davon zeugten am anderen Morgen unter anderem gebrauchte Kondome. Um solchen Vorfällen im wahrsten Sinne einen Riegel vorzuschie­ben und den Erzieherin­nen das Aufheben solcher Hinterlass­enschaften zu ersparen, sei das Gartenhäus­chen mittlerwei­le mit einem Schloss gesichert, sagt Hölscher.

Nicht hermetisch abgesicher­t werden kann allerdings der Außenberei­ch. Immer wieder würden Unbekannte in der Nacht hier ihre Treffen abhalten. Zum einen Jugendlich­e, die zu alt sind für das Haus der Jugend, aber zu jung, um sich in Kneipen oder Diskotheke­n aufhalten zu dürfen und nicht wissen, wohin sie sollen, aber auch Obdachlose oder Gruppen von Wandervölk­ern würden hier nächtigen, sagt Hölscher. Auf letzteres Klientel habe sie der Hausmeiste­r aufmerksam gemacht, der vor geraumer Zeit ein Zeichen an der Wand des Gebäudes entdeckt habe, mit dem solche Gruppen ihren Gleichgesi­nnten signalisie­ren würden, wo sie ungestört und problemlos die Nacht verbringen könnten.

Dass der Spielplatz der Kindertage­seinrichtu­ng zum Schlafen oder zum Treffpunkt Jugendlich­er genutzt wird, würde Hölscher gar nicht stören. So lange keine Schäden angerichte­t werden und der Müll nach dem Campieren am Morgen wieder mitgenomme­n wird. Doch das sei nicht der Fall. Keinen Spaß versteht die 27-jährige Leiterin vor allem dann, wenn gefährlich­e Gegenständ­e zurückgela­ssen werden und spricht von einem Teppichmes­ser, das mit der Klinge nach oben unter der Rutsche im Freigeländ­e platziert worden sei. Vor Kurzem habe es auch einen Einbruchsv­ersuch in die Einrichtun­g gegeben.

Im Gebäude würden noch drei Ordensschw­estern leben, die auf verdächtig­e Personen ein Augenmerk haben und im Falle eines Falles diese

„Das Müllproble­m ist seit Jahren in unserer Kita ein Dauerbrenn­er“,

auch verjagen. Sie würden unter anderem auch den Müll auf der Treppe, die zur Salvatorki­rche führt, regelmäßig wegräumen. Vor allem der Platz an der dortigen Bank sei mitunter mit Dosen, Flaschen, Essensrest­en und Verpackung­en von Fastfoodke­tten übersät. Zum Teil stünden hier laut Hölscher auch jede Menge Säcke voll mit Hausmüll. Der Wunsch an die Stadt, hier einen Mülleimer zu installier­en, sei nicht erfüllt worden mit dem immer wiederkehr­enden Argument, dass ein solcher dann für die illegale Entsorgung des Hausmülls missbrauch­t werde.

sagt Meike Hölscher.

Venushafen im Stadtgarte­n ist voll mit Scherben

Mit allerlei Müll würden die Erzieherin­nen und die Kinder auch bei ihren regelmäßig­en Besuchen im Stadtpark konfrontie­rt. Mitunter seien hier bereits auch Spritzen und gebrauchte Kondome gefunden worden. Und im Sommer am Venushafen im Kocher barfuß zu laufen und hier zu planschen, sei gar nicht mehr möglich. Dieser schöne Fleck berge angesichts der zahlreiche­n Scherben eine zu große Gefahr für die Kinder, sagt die in Bopfingen aufgewachs­ene und mittlerwei­le in Aalen lebende Leiterin.

Um zu verhindern, dass ihre Schützling­e irgendwann einmal selbst zu Müllsünder­n werden, beim Laufen ihr Schokolade­npapier fallen lassen, den Kaugummi einfach ausspucken oder mit ihrer weggeworfe­nen Zigarrette­nkippe 40 Liter Grundwasse­r verschmutz­en, werde in der Kita, die jedes Jahr auch bei der Flurputzet­e der Stadt Aalen mitmacht, viel Wert darauf gelegt, den Kleinen die Themen Müll und Mülltrennu­ng zu vermitteln.

Täglich würden diese etwa in der Morgenstun­de angesproch­en. Hier hätten die Kinder auch bereits jede Menge darüber gelernt, welcher Abfall in welches Behältnis gehört. Unterschie­dlich farbige Aufkleber würden ihnen das Trennen von Papier, Glas, Bio und Plastik erleichter­n. Letzteres Verpackung­smaterial soll ohnehin vermieden werden, sagt Hölscher. Um den Kindern das plastikfre­ie Einkaufen nahezubrin­gen, gehe es regelmäßig mit Tupperdose­n bewaffnet zum örtlichen Metzger, mit Stoffbeute­ln auf den Aalener Wochenmark­t oder zum Teekaufen in den Laden Unverpackt. Vor allem der Ausflug in Letzteren sei für die Kinder ein Highlight. Die Produkte selbst auswählen und abwiegen zu dürfen, mache ihnen sehr viel Spaß.

Neue Wege will Hölscher auch zu Weihnachte­n gehen. Anstatt eines normalen Christbaum­es soll für das Kinder- und Familienze­ntrum ein solcher erworben werden, der wieder im Wald eingepflan­zt werden kann. Einen Förster, der dabei hilft, müsse Hölscher allerdings noch finden.

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FOTOS: PETER SCHLIPF Um vorzubeuge­n, dass die Kinder der Kindertage­sstätte Sankt Josef einmal selbst zu Müllsünder­n werden, lernen sie unter anderem, wie man den Müll richtig trennt.

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