Kurorte dürfen ihre Ortsschilder neu beschriften
Städte wie Bad Saulgau und Aulendorf dürfen mit ihrer besonderen Qualität werben
(kab) - Wer durch Aulendorf, Bad Wurzach oder Röthardt bei Aalen fährt, kann dort wohl bald neue Aufschriften auf den Ortsschildern lesen: Die grün-schwarze Landesregierung hat 38 Heilbädern und Kurorten am Dienstag erlaubt, ihr staatlich anerkanntes Prädikat dort sichtbar zu machen. Von Februar an sei dies möglich, sagte Innenminister Thomas Strobl (CDU). Die Regierung kommt damit einem lange gehegten Wunsch des Heilbäderverbands nach. „Es geht darum, dass man die besondere Qualität in der Infrastruktur und die Freizeitqualität der Orte nach außen trägt“, sagte Verbandspräsident Fritz Link der „Schwäbischen Zeitung“. Das ist aber nicht die einzige Neuerung: Auch andere Bezeichnungen auf Ortsschildern, die etwas über die Identität des Ortes aussagen, sollen möglich werden.
G- Schon jetzt heißen sie „Heilbad“oder „Heilklimatischer Kurort“: 38 Städte in Baden-Württemberg kämpfen lange schon dafür, diese Auszeichnung für jeden sichtbar auf dem Ortsschild zu platzieren. Die Landesregierung hat nun am Dienstag den Weg frei gemacht für solche Zusatzbezeichnungen. Bald könnten aber noch ganz andere Begriffe Ortstafeln schmücken.
Für den baden-württembergischen Heilbäderverband ist es ein Erfolg. „Wir freuen uns sehr, dass die Landesregierung unserem Antrag entsprochen hat“, sagt Verbandspräsident Fritz Link. „Es war ein langes Verfahren.“Das Land hatte ein Gutachten zur Fortentwicklung des Heilbäder- und Kurortewesens in Auftrag gegeben. Ein Ergebnis: Die Besonderheit der Orte soll in der Öffentlichkeit sichtbarer werden. Schließlich gibt es im Südwesten mit 56 Kurorten und Heilbädern so viele wie in keinem anderen Bundesland.
Bislang ist auf Ortsschildern nur die Bezeichnung Große Kreisstadt, Universitätsstadt und – in Stuttgart – Landeshauptstadt erlaubt. Das wollte der Heilbäderverband ändern. In Tourismusminister Guido Wolf (CDU) hatten die 38 Städte, die ihr Prädikat sichtbarer machen wollten, einen klaren Unterstützer. So sagt er nun auch: „Das Prädikat ist ein Qualitätssiegel für die Gemeinde, etwas, auf das die Bürgerinnen und Bürger auch stolz sein dürfen. Deswegen darf und soll die Bezeichnung nun auch aufs Ortsschild.“
Konkret heißt das: Bad Buchau, Bad Saulgau und Bad Waldsee dürfen ab dem 1. Februar das Siegel „Heilbad“auf dem Ortsschild tragen, in Aulendorf wird „Kneipp-Kurort“, in Bad Wurzach „Moorheilbad“und in Röthardt bei Aalen „Ort mit Heilstollen-Kurbetrieb“zu lesen sein. „Das ist eine besondere Prädikatisierung, die vom Land durchgeführt wird“, sagt Link vom Heilbäderverband. „Da ist es natürlich folgerichtig, Orte mit dieser besonderen Qualität auch nach außen zu tragen.“
Erst vor wenigen Monaten hat der Landtag mit großer Mehrheit beschlossen, dass die Kurorte und Heilbäder künftig häufiger und intensiver kontrolliert werden. Alle 298 Orte, die ein staatliches Prädikat tragen, sollen alle zehn Jahre kontrolliert werden. Neben den 56 Orten, die das höchste Prädikat tragen, gibt es 242 weitere, die sich Luftkurort oder Erholungsort nennen dürfen. Für letztere gab es bislang keine Kontrollen, Kurorte und Heilbäder mussten lediglich Gutachten zur Qualität der Luft und zum Bioklima vorlegen. Für Gäste soll dies ein Zeichen für Qualitätssicherung sein.
Für die Orte selbst dienten die Kontrollen dazu, Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen, hatte Minister Wolf erklärt, der das entsprechende Gesetz eingebracht hatte. Und diese Qualität wird künftig auch für alle sichtbar sein, die mit dem Auto den Ort passieren, freut sich Kurt Rimmele, Geschäftsführer der Tourismusbetriebsgesellschaft in Bad Saulgau, der auch die dortige Therme verantwortet. „Das Prädikat haben wir erst im Januar 2000 erhalten, wir sind in der Umgebung nicht allen als prädikatisierter Kurort bekannt“, sagt er. Den Untertitel „Heilbad“auf dem Ortsschild bezeichnet er als weitere Maßnahme der Tourismusförderung – die Ortschilder seien über den Heilbäderverband bereits bestellt.
Auch Aulendorfs Bürgermeister Matthias Burth begrüßt die Entscheidung. „Es ist ein Zeichen, dass unsere Bemühungen, die wir in dem Bereich getroffen haben, Früchte tragen“, sagt er. Das sei zum einen ein Signal hinein in die Bürgerschaft. „Es ist auch ein Zeichen für Menschen, die durchfahren, dass die Gesundheit im Ort eine wichtige Rolle spielt.“Ähnlich äußert sich sein Amtskollege Roland Weinschenk aus dem benachbarten Bad Waldsee. „Uns ist das wichtig, weil wir der Auffassung sind, dass das ein Prädikatsmerkmal darstellt“, sagt er. „Wenn etwas auf dem Ortsschild steht, wird es in der Wahrnehmung eine gewisse Wirkung erzielen.“Und schließlich wolle Bad Waldsee mit seinen Kliniken als Gesundheitsstadt wahrgenommen werden. Ob die Ortsschilder zum erstmöglichen Termin am 1. Februar bereits ausgetauscht werden, können beide noch nicht sagen. Klar sei aber: sobald wie möglich.
Mehr Bezeichnungen möglich
Die Kurorte und Heilbäder müssen ihre Zusatzbezeichnung auf dem Ortsschild beim Land beantragen. Das sollen bald noch mehr Kommunen dürfen. Innenminister Thomas Strobl (CDU) strebt eine weitere Liberalisierung bei Ortsbezeichnungen an, ein entsprechendes Gesetz hat die Landesregierung am Dienstag auf den Weg gebracht. Diese sollen sich die Städte und Gemeinden selbst geben dürfen, wenn drei Viertel des Gemeinderats einer solchen Änderung auf dem Ortsschild zustimmen. Es geht um Bezeichnungen wie „Residenzstadt“, oder auch „Schillerstadt“.
Vielfach sei dieser Wunsch von Städten und Gemeinden an ihn herangetragen worden, erklärt Strobl. „Die vorgeschlagene Änderung verspricht positive Wirkungen auf die Identifikation der Bevölkerung mit der Gemeinde, auf das Zusammengehörigkeitsgefühl vor Ort und nicht zuletzt auch auf den Tourismus im Land“, erklärt er. Entsprechend erfreut reagiert der Gemeindetag. „Wir begrüßen die Initiative, gerade auch, dass die Entscheidung vor allem in die Hände der Gemeinderäte gelegt wird“, erklärt eine Sprecherin.