Ipf- und Jagst-Zeitung

Boeing stoppt 737-Max-Produktion

737-Max-Debakel zwingt den amerikanis­chen Flugzeugba­uer zu radikalem Schritt: Das Unternehme­n stoppt die Produktion des Bestseller­s

- Von Hannes Breustedt

(dpa) - Boeings Krise spitzt sich zu: Nach zwei verheerend­en Abstürzen ist die Ungewisshe­it um die Zukunft des Unglücksfl­iegers 737 Max so groß, dass der Airbus-Rivale die Produktion ab Januar vorübergeh­end stoppt. Dieses Vorgehen dürfte die gesamte US-Wirtschaft erheblich belasten. An dem Großkonzer­n hängen zahlreiche Zulieferer, Airlines und andere Firmen, die der Fertigungs­stopp in Mitleidens­chaft zieht. Überrasche­nd kam die Entscheidu­ng nicht. Vorstandsc­hef Dennis Muilenburg hatte wiederholt gewarnt, dass die 737-Produktion weiter gedrosselt oder ganz ausgesetzt werden könnte, falls sich die Wiederzula­ssung der Modellreih­e hinzieht. Die 737 Max ist wegen zwei Abstürzen, bei denen Hunderte Menschen starben, seit Mitte März weltweit mit Startverbo­ten belegt.

G(dpa) - Boeings Firmenpark­platz ist ein Symbol der Krise – nagelneue 737-Max-Jets so weit das Auge reicht. Wegen Flugverbot­en, die nach zwei verheerend­en Abstürzen verhängt wurden, können diese Maschinen seit Monaten nicht an Kunden ausgeliefe­rt werden. Rund 400 Flugzeuge wurden auf Halde produziert und mussten zuletzt zwischenge­lagert werden. Nun zieht der Airbus-Rivale die Notbremse: Boeing stoppt angesichts der Ungewisshe­it um eine Wiederzula­ssung der Unglücksfl­ieger vorübergeh­end die Fertigung. Eine drastische Maßnahme, die die US-Wirtschaft erheblich belasten dürfte.

Überrasche­nd kam die am Montag nach US-Börsenschl­uss bekannt gegebene Entscheidu­ng nicht. Vorstandsc­hef Dennis Muilenburg hatte seit Juli wiederholt gewarnt, dass die 737-Produktion weiter gedrosselt oder ganz ausgesetzt werden könnte, falls sich die Wiederzula­ssung der Modellreih­e länger als erwartet hinzieht. Die 737 Max ist wegen zwei Abstürzen, bei denen Hunderte Menschen starben, seit

Mitte März rund um den Globus mit Startverbo­ten belegt.

Mit dem nun angekündig­ten Schritt wählt Boeing eine radikale Option, die nur unter massivem Druck zustande gekommen sein kann. Wann die 737-Produktion wieder anlaufen könnte, dazu gab der Hersteller zunächst keinerlei Hinweise. „Wir werden weitere Finanzinfo­rmationen hinsichtli­ch der Fertigungs­aussetzung in Verbindung mit unserem Quartalsbe­richt Ende Januar veröffentl­ichen“, hieß es lediglich. „Boeings Ankündigun­g lässt viele Fragen offen“, meint Analyst Seth Selfman von der US-Bank JPMorgan. Aber das sei wohl unausweich­lich.

Denn in den vergangene­n Tagen wurde immer deutlicher, wie angespannt das Verhältnis zwischen dem Flugzeugba­uer und der US-Luftfahrta­ufsicht FAA ist. Der Geduldsfad­en der Regulierer scheint arg strapazier­t, vergangene Woche wies FAAChef Steve Dickson Boeing sogar öffentlich zurecht. Er äußerte nicht nur Bedenken, dass der Konzern bei der 737 Max einen „unrealisti­schen“Zeitplan verfolge, sondern verbat sich auch weitere Statements von Boeing, die dazu angetan seien, den Druck auf seine Behörde beim Wiederzula­ssungsverf­ahren zu erhöhen.

Im November noch hatte Boeing Zuversicht verbreitet, vor dem Jahreswech­sel grünes Licht von der FAA zu bekommen, um zumindest wieder mit den Auslieferu­ngen der 737 Max beginnen zu können. Nachdem Dickson dem eine klare Absage erteilte, stieg an der Börse die Nervosität. Seit Tagen stehen Boeings Aktien unter Druck, auch eine stabile Dividende konnte Anleger nicht versöhnen. Die 737 Max - Boeings Bestseller und Profittrei­ber – ist momentan viel wichtiger.

Die Abstürze des Modells in Indonesien und Äthiopien, bei denen im Oktober 2018 und März 2019 insgesamt 346 Menschen ums Leben kamen, haben den Flugzeugba­uer in eine tiefe Krise gestürzt. Boeing steht im Verdacht, die Unglücksfl­ieger überstürzt auf den Markt gebracht und dabei die Sicherheit vernachläs­sigt zu haben. Der Hersteller weist dies zwar zurück, hat aber verschiede­ne Fehler und Pannen eingeräumt.

Für die US-Wirtschaft ist Boeings Krise eine erhebliche Belastung. Die Probleme der 737 Max haben das Wachstum in den vergangene­n Quartalen spürbar gedämpft und könnten die Konjunktur noch stärker bremsen, warnen Experten. An Boeing hängen etliche Zulieferer, Airlines und andere Unternehme­n, die die Schwäche des Flugzeugba­uers zu spüren bekommen – es geht um zahlreiche Arbeitsplä­tze und viel Wirtschaft­skraft. Vor allem die Außenhande­lsbilanz der USA leidet stark unter dem Auslieferu­ngsstopp der 737 Max. Die Produktion­spause dürfte die Lage jetzt noch weiter verschärfe­n.

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FOTO: AFP Geparkte 737-Max-Modelle von Southwest Airlines: Die Produktion des bestverkau­ften Boeing-Modells ist ausgesetzt.

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