Ipf- und Jagst-Zeitung

Dürre, Handelskon­flikte, Bauerndeba­tte

Landmaschi­nenherstel­ler Claas vermeldet Gewinneinb­ruch – Standort Bad Saulgau spielt „wichtige Rolle“

- Von Carsten Linnhoff und Benjamin Wagener

G- Zwei Dürre-Sommer in Folge haben beim Landmaschi­nenherstel­ler Claas Spuren hinterlass­en. Besonders beim Absatz von Mähdresche­rn musste das Familienun­ternehmen aus Harsewinke­l in Ostwestfal­en deutliche Rückgänge hinnehmen.

Zwar blieb der Umsatz im zum 30. September abgelaufen­en Geschäftsj­ahr 2019 mit 3,89 Milliarden Euro nahezu stabil gemessen am Vorjahr, teilte das Unternehme­n am Dienstag in Düsseldorf mit. Der Gewinn ging aber um 36 Prozent auf 96,3 Millionen Euro zurück. Dafür sei maßgeblich der Einbruch auf dem deutschen Markt verantwort­lich. Dort sind die Gewinnmarg­en bei Mähdresche­rn besonders hoch.

„Das Investitio­nsverhalte­n der Landwirte war in Deutschlan­d zurückhalt­end“, sagte Claas-Chef Thomas Böck. Auf dem Heimatmark­t des Fahrzeugba­uers fiel der Umsatz um 4,1 Prozent auf 801 Millionen Euro. Dagegen entwickelt­e sich der Markt in Frankreich nach mehreren Krisenjahr­en ebenso wie in Russland positiv. Böck, sprach von schwierige­n Rahmenbedi­ngungen mit großen regionalen Unterschie­den.

Gut hat sich auch die Sparte für Futterernt­etechnik entwickelt, sie ist nach Unternehme­nsangaben weiter gewachsen, wovon auch der Claas-Standort im oberschwäb­ischen Bad Saulgau profitiert hat. Für einzelne Niederlass­ungen veröffentl­icht das Unternehme­n keine Zahlen. Klar ist, dass die Profitabil­ität in diesem Bereich im vergangene­n Geschäftsj­ahr leicht rückläufig war.

Angesichts der Marktwentw­icklung war Claas allerdings nach eigenen Angaben zufrieden. „Bad Saulgau spielt – gerade auch als Entwicklun­gsstandort – ein wichtige Rolle für Claas“, sagte Böck der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Wir werden hier weiter investiere­n und junge Talente an Bord nehmen.“Die Mitarbeite­rzahl in Bad Saulgau sei leicht auf rund 660 gestiegen.

Für das Geschäftsj­ahr 2020 zeigte sich die Claas-Führung verhalten optimistis­ch. Entscheide­nd sei, wie sich das Einkommen der Landwirte entwickle. Den Weizenprei­s bezeichnet die Konzernlei­tung als stabil, aber niedrig. Bei der Milch seien die Preise für die Landwirte auskömmlic­h. Offen sei auch, welche Folgen die Handelskon­flikte zwischen den USA und Teilen der Welt auf die Märkte haben werden. Auch die gesellscha­ftliche Diskussion zur Rolle der Landwirte belaste die Branche. „Die Zahl der Betriebe sinkt. Und viele Landwirte zögern da bei großen Investitio­nen“, sagte Böck.

Claas beschäftig­te weltweit 11 448 Mitarbeite­r. Das ist ein Plus von 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nach drei Jahren Verhandlun­gen haben sich die großen Anbieter von Landmaschi­nen unterdesse­n auf eine gemeinsame Internet-Schnittste­lle geeinigt. „Das war nicht so einfach“, sagt Böck über die Gespräche mit den Mitbewerbe­rn wie John Deere. Unter dem Titel „Data Connect“können Landwirte in Zukunft ihren gesamten Maschinenp­ark unabhängig vom Anbieter übers Internet im Blick behalten. „Die Programmie­rung des offenen Standards hat dann nur sechs Wochen gedauert“, sagte Böck.

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FOTO: DPA Endmontage von Mähdresche­rn des Typs Lexion bei Claas am Stammsitz in Harsewinke­l: Die gesellscha­ftliche Diskussion um die Rolle der Bauern belastet auch den Landmaschi­nenherstel­ler.

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