Betrugsverdacht bei Krebsmedikamenten
Polizei durchsucht Arztpraxen, Apotheken und Pharmaunternehmen
(dpa) - Wegen des Verdachts des Abrechnungsbetrugs mit Krebsmedikamenten in Millionenhöhe haben hunderte Polizisten am Dienstagmorgen Dutzende Räumlichkeiten von Firmen und Privatpersonen in und um Hamburg durchsucht.
Die Ermittlungen richteten sich gegen 14 Beschuldigte, darunter neun Ärzte, drei Apotheker und zwei Geschäftsführer von Pharmafirmen, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hamburg, Nana Frombach. Im Zentrum der Ermittlungen stehe ein Hamburger Hersteller von Zytostatika, die zur Chemotherapie von Krebspatienten verwendet werden. Insgesamt seien 47 Durchsuchungsbeschlüsse an 36 Adressen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen vollstreckt worden.
Durchsucht wurden demnach Büros, Praxen, Wohnungen, Apotheken und ein Krankenhaus.
„Es geht um Bestechung und Bestechlichkeit im Gesundheitswesen und Abrechnungsbetrug, beides im Zusammenhang mit der Verordnung und Abrechnung von Zytostatika“, sagte Oberstaatsanwältin Nana Frombach. Der potenzielle Schaden liege „deutlich in Millionenhöhe“. Haftbefehle gegen Beschuldigte lägen aber nicht vor.
Betroffen waren auch die Räumlichkeiten eines Gesundheitsunternehmens in der Hamburger Innenstadt. Auch bei einem Pharmaunternehmen in Hamburg-Tonndorf war die Polizei im Einsatz. Nach Berichten von „Zeit online“und „Panorama“soll es Ärzte bestochen haben, um an Rezepte für Krebspatienten zu kommen. Neben sogenannten „Kickback-Zahlungen“von mehr als einer halben Million Euro hätten die Ärzte auch rückzahlungsfreie Darlehen, Luxusfahrzeuge oder Praxiseinrichtungen erhalten, hieß es. Die Rezepte seien an eine konzernnahe Apotheke gegangen und zu unrecht bei den Kassen abgerechnet worden. Allein bei der Techniker Krankenkasse liegt der Betrugsschaden bei 8,6 Millionen Euro. Die Krankenkasse wollte sich nicht zu dem Verfahren äußern.
Bei Krebserkrankungen entscheiden Ärzte, an welche Spezialapotheken die Rezepte für die Infusionen mit Krebsarzneien gehen. Eine Krebstherapie kostet bis zu 100 000 Euro. Die Rezepte sind deshalb für Apotheken und Herstellbetriebe wie ZytoService höchst lukrativ und heiZß
en in der Branche „Pharmagold”.