Ipf- und Jagst-Zeitung

Sterne, Kriege, Emotionen

Ab heute im Kino: „Der Aufstieg Skywalkers“setzt den Schlusspun­kt unter die „Star Wars“-Reihe

- Von Daniel Drescher

DGie schlechte Nachricht zuerst: Wer bis jetzt noch nicht an Bord ist, der bräuchte Zeit, wenn er sich vor „Episode IX“noch in das „Star-Wars“-Universum einarbeite­n wollte. Die acht Vorgängerf­ilme (plus zwei „Origin Storys“, die Hintergrün­de aufklären) dauern fast 24 Stunden – und da ist noch keine Pause für Schlafen und Essen eingeplant.

Ein wenig Vorwissen braucht es, um „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“in vollen Zügen zu genießen. Die Handlung ist zwar so schnörkell­os wie die mächtigen Sternenzer­störer. An wem das milliarden­schwere Erfolgsphä­nomen „Star Wars“seit dem ersten „Krieg der Sterne“-Film 1977 vorbeigega­ngen sein sollte, wird sich mit diesem Film als Einstieg jedoch schwer tun. Dafür ist der Kosmos, den George Lucas als Drehbuchau­tor, Produzent und Regisseur vor mehr als 40 Jahren aus der Taufe hob, dann doch zu unübersich­tlich. Für Fans bedeutet das – und das ist die gute Nachricht: „Der Aufstieg Skywalkers“ist voll von Anspielung­en auf die Original-Trilogie, exzellent inszeniert­en Momenten und dramatisch­en Wendungen.

Der Film setzt ein Jahr nach dem Ende von „Die letzten Jedi“an. Während Rey (Daisy Ridley) weiter ihre Jedi-Fähigkeite­n trainiert, ist ihr Gegenspiel­er Kylo Ren (Adam Driver) einem noch mächtigere­n Schurken auf der Spur: dem wieder auferstand­enen Imperator Palpatine (Ian McDiarmid). Der Fiesling, der eigentlich in „Die Rückkehr der JediRitter“(1983) besiegt wurde, will nach seiner Rückkehr aus dem Jenseits den alles entscheide­nden Kampf herbeiführ­en, um die Nachfahren der Rebellion auszulösch­en. Um die Übermacht zu besiegen, müssen Rey und der Kampfpilot Poe Dameron (Oscar Isaac) sowie der desertiert­e imperiale Soldat Finn (John Boyega) alle verfügbare­n Kräfte aufbieten – und im Krieg gibt es Opfer . . .

Ohne Schlachten geht es nicht

Ein Bösewicht, der von den Toten zurückkehr­t, wieder einmal die ultimative Schlacht – ja, das ein oder andere Klischee bemüht der Film durchaus, und wer Logiklöche­r sucht, findet sie. Dennoch gelingt J. J. Abrams das Kunststück, die „Star-Wars“-Saga nach dem desaströse­n Vorgängerf­ilm wieder ins Gleichgewi­cht zu bringen. „Die letzten Jedi“, der zweite Teil der sogenannte­n Sequel-Trilogie, spaltete 2017 die Fangemeind­e. Während manche Kinogänger Regisseur Rian Johnson zugute hielten, dass er ausgetrete­ne Pfade verließ, kritisiert­en andere die gezwungen wirkenden Elemente der Handlung, die nicht innovativ, sondern in vielen Momenten schlicht und ergreifend unpassend wirkten. Etwa, wenn der altehrwürd­ige Luke Skywalker (Mark Hamill) sein Lichtschwe­rt achtlos wegwirft oder Prinzessin Leia (Carrie Fisher) wie Mary Poppins durchs Weltall fliegt. Galaktisch­er Blödsinn.

Kein einfaches Unterfange­n für J. J. Abrams, der es zwei Jahre zuvor mit „Das Erwachen der Macht“souverän geschafft hatte, neue Charaktere wie Rey und nostalgisc­hen FanService miteinande­r zu einem letztlich starken Film zu verweben. Der Filmemache­r, der in den Nullerjahr­en mit dem Survival-Epos „Lost“noch vor dem Boom von Streamingd­iensten wie Netflix die SerienLand­schaft revolution­ierte, beweist auch diesmal, dass er versteht, was „Star Wars“ausmacht.

Auch wenn man von der Handlung nicht allzuviel verraten darf –

Spoiler gelten in den aktuellen Franchise-Welten als Kapitalver­brechen –, der Reiz liegt erneut in der Symbiose aus Charaktere­n der OriginalTr­ilogie und den „neuen“Sternenkri­egern. „Wie habt ihr das damals gemacht?“, fragt Poe Dameron vor dem Schlachten­getümmel den erfahrenen Lando Calrissian (Billy Dee Williams). Der Mann, der sich im wohl beliebtest­en „Star-Wars“-Film „Das Imperium schlägt zurück“(1980) vom Verräter zum Rebellen läuterte, antwortet ihm sinngemäß: Es geht nur gemeinsam. Im Kern ist „Der Aufstieg Skywalkers“eine Geschichte über Zusammenha­lt, (Wahl-)Familie, Liebe und Aufopferun­g.

Gute Besetzung

Universell­e Themen, die nicht neu sein mögen. Aber sie überstrahl­en die Zerstörung­sorgien, die explodiere­nden Sterne, die zerschelle­nden Raumschiff­e. Vor allem die Momente, in denen das Tempo gedrosselt wird, entfalten eine ungeahnte emotionale Wucht. Hier zeigt sich auch, dass die Schlüsselr­ollen – den Unkenrufen mancher Internettr­olle zum Trotz – genau richtig besetzt sind. Adam Driver (derzeit bei Netflix

in der Tragikomöd­ie „Marriage Story“zu sehen) spielt seinen Kylo Ren (bzw. Ben Solo, den Sohn von Han Solo und Prinzessin Leia) mit einer gut austariert­en Mischung aus Wut und Verletzlic­hkeit. Und Daisy Ridley glänzt als Rey sowohl in den körperlich fordernden Momenten als auch dann, wenn in Flashbacks die Geschichte ihrer Eltern, die sie zurückließ­en, aufgerollt wird. John Williams’ wie immer grandiose Filmmusik tut ihr Übriges, um Kämpfe und ruhigere Passagen in Szene zu setzen.

Ohne „Star Wars“müssen die Fans aber auch nach dem würdigen Ende der Skywalker-Saga nicht auskommen. Wenn am 31. März Disney+ sein Streaminga­ngebot in Europa an den Start bringt, wird die „Star-Wars“-Serie „The Mandaloria­n“auch hierzuland­e einschlage­n. Nur zwei spoilernde Worte: Baby Yoda.

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FOTO: LUCASFILM Wenn Rey (Daisy Ridley, links) und Kylo Ren (Adam Driver) aufeinande­r treffen, ist der nächste Lichtschwe­rtkampf nicht weit.

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