Sterne, Kriege, Emotionen
Ab heute im Kino: „Der Aufstieg Skywalkers“setzt den Schlusspunkt unter die „Star Wars“-Reihe
DGie schlechte Nachricht zuerst: Wer bis jetzt noch nicht an Bord ist, der bräuchte Zeit, wenn er sich vor „Episode IX“noch in das „Star-Wars“-Universum einarbeiten wollte. Die acht Vorgängerfilme (plus zwei „Origin Storys“, die Hintergründe aufklären) dauern fast 24 Stunden – und da ist noch keine Pause für Schlafen und Essen eingeplant.
Ein wenig Vorwissen braucht es, um „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“in vollen Zügen zu genießen. Die Handlung ist zwar so schnörkellos wie die mächtigen Sternenzerstörer. An wem das milliardenschwere Erfolgsphänomen „Star Wars“seit dem ersten „Krieg der Sterne“-Film 1977 vorbeigegangen sein sollte, wird sich mit diesem Film als Einstieg jedoch schwer tun. Dafür ist der Kosmos, den George Lucas als Drehbuchautor, Produzent und Regisseur vor mehr als 40 Jahren aus der Taufe hob, dann doch zu unübersichtlich. Für Fans bedeutet das – und das ist die gute Nachricht: „Der Aufstieg Skywalkers“ist voll von Anspielungen auf die Original-Trilogie, exzellent inszenierten Momenten und dramatischen Wendungen.
Der Film setzt ein Jahr nach dem Ende von „Die letzten Jedi“an. Während Rey (Daisy Ridley) weiter ihre Jedi-Fähigkeiten trainiert, ist ihr Gegenspieler Kylo Ren (Adam Driver) einem noch mächtigeren Schurken auf der Spur: dem wieder auferstandenen Imperator Palpatine (Ian McDiarmid). Der Fiesling, der eigentlich in „Die Rückkehr der JediRitter“(1983) besiegt wurde, will nach seiner Rückkehr aus dem Jenseits den alles entscheidenden Kampf herbeiführen, um die Nachfahren der Rebellion auszulöschen. Um die Übermacht zu besiegen, müssen Rey und der Kampfpilot Poe Dameron (Oscar Isaac) sowie der desertierte imperiale Soldat Finn (John Boyega) alle verfügbaren Kräfte aufbieten – und im Krieg gibt es Opfer . . .
Ohne Schlachten geht es nicht
Ein Bösewicht, der von den Toten zurückkehrt, wieder einmal die ultimative Schlacht – ja, das ein oder andere Klischee bemüht der Film durchaus, und wer Logiklöcher sucht, findet sie. Dennoch gelingt J. J. Abrams das Kunststück, die „Star-Wars“-Saga nach dem desaströsen Vorgängerfilm wieder ins Gleichgewicht zu bringen. „Die letzten Jedi“, der zweite Teil der sogenannten Sequel-Trilogie, spaltete 2017 die Fangemeinde. Während manche Kinogänger Regisseur Rian Johnson zugute hielten, dass er ausgetretene Pfade verließ, kritisierten andere die gezwungen wirkenden Elemente der Handlung, die nicht innovativ, sondern in vielen Momenten schlicht und ergreifend unpassend wirkten. Etwa, wenn der altehrwürdige Luke Skywalker (Mark Hamill) sein Lichtschwert achtlos wegwirft oder Prinzessin Leia (Carrie Fisher) wie Mary Poppins durchs Weltall fliegt. Galaktischer Blödsinn.
Kein einfaches Unterfangen für J. J. Abrams, der es zwei Jahre zuvor mit „Das Erwachen der Macht“souverän geschafft hatte, neue Charaktere wie Rey und nostalgischen FanService miteinander zu einem letztlich starken Film zu verweben. Der Filmemacher, der in den Nullerjahren mit dem Survival-Epos „Lost“noch vor dem Boom von Streamingdiensten wie Netflix die SerienLandschaft revolutionierte, beweist auch diesmal, dass er versteht, was „Star Wars“ausmacht.
Auch wenn man von der Handlung nicht allzuviel verraten darf –
Spoiler gelten in den aktuellen Franchise-Welten als Kapitalverbrechen –, der Reiz liegt erneut in der Symbiose aus Charakteren der OriginalTrilogie und den „neuen“Sternenkriegern. „Wie habt ihr das damals gemacht?“, fragt Poe Dameron vor dem Schlachtengetümmel den erfahrenen Lando Calrissian (Billy Dee Williams). Der Mann, der sich im wohl beliebtesten „Star-Wars“-Film „Das Imperium schlägt zurück“(1980) vom Verräter zum Rebellen läuterte, antwortet ihm sinngemäß: Es geht nur gemeinsam. Im Kern ist „Der Aufstieg Skywalkers“eine Geschichte über Zusammenhalt, (Wahl-)Familie, Liebe und Aufopferung.
Gute Besetzung
Universelle Themen, die nicht neu sein mögen. Aber sie überstrahlen die Zerstörungsorgien, die explodierenden Sterne, die zerschellenden Raumschiffe. Vor allem die Momente, in denen das Tempo gedrosselt wird, entfalten eine ungeahnte emotionale Wucht. Hier zeigt sich auch, dass die Schlüsselrollen – den Unkenrufen mancher Internettrolle zum Trotz – genau richtig besetzt sind. Adam Driver (derzeit bei Netflix
in der Tragikomödie „Marriage Story“zu sehen) spielt seinen Kylo Ren (bzw. Ben Solo, den Sohn von Han Solo und Prinzessin Leia) mit einer gut austarierten Mischung aus Wut und Verletzlichkeit. Und Daisy Ridley glänzt als Rey sowohl in den körperlich fordernden Momenten als auch dann, wenn in Flashbacks die Geschichte ihrer Eltern, die sie zurückließen, aufgerollt wird. John Williams’ wie immer grandiose Filmmusik tut ihr Übriges, um Kämpfe und ruhigere Passagen in Szene zu setzen.
Ohne „Star Wars“müssen die Fans aber auch nach dem würdigen Ende der Skywalker-Saga nicht auskommen. Wenn am 31. März Disney+ sein Streamingangebot in Europa an den Start bringt, wird die „Star-Wars“-Serie „The Mandalorian“auch hierzulande einschlagen. Nur zwei spoilernde Worte: Baby Yoda.