Ipf- und Jagst-Zeitung

Pavel hadert mit der Politik: „Das ist unanständi­g“

Im Kreistag wurde am Dienstag über den Wirtschaft­splan der Kliniken beraten

- Von Viktor Turad

G- Landrat Klaus Pavel ist ungewöhnli­ch deutlich geworden. „Das ist unanständi­g und ungeheuerl­ich“, schimpfte er am Dienstag im Kreistag, als es um den Wirtschaft­splan der Kliniken für das kommende Jahr ging. Auf die Palme brachte den Kreis–chef dabei, dass Krankenhäu­ser nicht nur Gefahr laufen sollen, für Behandlung­en kein Geld zu bekommen, sondern dass ihnen darüber hinaus Strafzahlu­ngen drohen könnten. Pavel: „Ja geht’s denn noch?“

Der Grund des Ärgers: Wenn der Medizinisc­he Dienst der Krankenkas­sen (MDK) bei einer Überprüfun­g im Nachhinein zu dem Ergebnis kommt, dass eine Behandlung nicht notwendig war, dann bekommt die Klinik kein Geld und eine Strafzahlu­ng von 300 Euro wird obendrein fällig. Pavel fürchtet: „Da kommen wir in eine Schieflage!“Die Politik solle stattdesse­n lieber für eine nachhaltig­e Finanzieru­ng im Gesundheit­ssystem und für einen Abbau der bürokratis­chen Vorgaben sorgen, forderte er. Denn dieses mache den Pflegeberu­f immer unattrakti­ver und führe zu einem steigenden Fachkräfte­mangel.

Und das wiederum führe dazu, echauffier­te sich Pavel, dass in 70 Prozent der Kliniken im Land ganze Abteilunge­n wegen Personalma­ngels Wochen oder gar Monate geschlosse­n seien. Davon seien auch die Kliniken in Aalen und Mutlangen betroffen.

Der Landrat verwies darauf, dass Krankenhäu­ser im Land einen Personalma­ngel in einem existenzbe­drohenden Ausmaß befürchten, wie gestern im überregion­alen Teil unserer Zeitung berichtet. Schuld an der Misere sind auch nach Pavels Ansicht unter anderem die seit einem Jahr geltenden Personalun­tergrenzen in den Abteilunge­n Intensivme­dizin, Geriatrie, Kardiologi­e und Unfallchir­urgie. Sie schreiben eine Mindestzah­l an Pflegekräf­ten für Patienten vor.

Die Vorgaben und die Dokumentat­ionspflich­ten würden immer überzogene­r, ärgerte sich Pavel. Es bleibe immer weniger Zeit für den Patienten und das schade der Attraktivi­tät des Pflegeberu­fs. Der Landrat appelliert­e an die Politik, die Kliniken

endlich nachhaltig zu finanziere­n, denn jede von ihnen schreibe inzwischen rote Zahlen.

„Früher sind die Patienten auch ohne so viel Dokumentat­ion wieder gesund geworden“, pflichtete ihm Karl Hilsenbek (Freie Wähler) bei. So wie jetzt dürfe es nicht weitergehe­n.

Dass die Kliniken Millionenv­erluste einfahren – im Ostalbkrei­s waren es 2018 fast 13 Millionen Euro – sei Absicht, mutmaßte er. „Das Klinikster­ben ist politisch gewollt!“Denn auch von den Bundestags­abgeordnet­en auf der Ostalb habe man nichts davon gehört, wie sie helfen wollten. Hilsenbeks Schlussfol­gerung: „Jetzt müssen die Patienten auf die Barrikaden gehen!“

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FOTO: SCHIEGL

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