Pavel hadert mit der Politik: „Das ist unanständig“
Im Kreistag wurde am Dienstag über den Wirtschaftsplan der Kliniken beraten
G- Landrat Klaus Pavel ist ungewöhnlich deutlich geworden. „Das ist unanständig und ungeheuerlich“, schimpfte er am Dienstag im Kreistag, als es um den Wirtschaftsplan der Kliniken für das kommende Jahr ging. Auf die Palme brachte den Kreis–chef dabei, dass Krankenhäuser nicht nur Gefahr laufen sollen, für Behandlungen kein Geld zu bekommen, sondern dass ihnen darüber hinaus Strafzahlungen drohen könnten. Pavel: „Ja geht’s denn noch?“
Der Grund des Ärgers: Wenn der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) bei einer Überprüfung im Nachhinein zu dem Ergebnis kommt, dass eine Behandlung nicht notwendig war, dann bekommt die Klinik kein Geld und eine Strafzahlung von 300 Euro wird obendrein fällig. Pavel fürchtet: „Da kommen wir in eine Schieflage!“Die Politik solle stattdessen lieber für eine nachhaltige Finanzierung im Gesundheitssystem und für einen Abbau der bürokratischen Vorgaben sorgen, forderte er. Denn dieses mache den Pflegeberuf immer unattraktiver und führe zu einem steigenden Fachkräftemangel.
Und das wiederum führe dazu, echauffierte sich Pavel, dass in 70 Prozent der Kliniken im Land ganze Abteilungen wegen Personalmangels Wochen oder gar Monate geschlossen seien. Davon seien auch die Kliniken in Aalen und Mutlangen betroffen.
Der Landrat verwies darauf, dass Krankenhäuser im Land einen Personalmangel in einem existenzbedrohenden Ausmaß befürchten, wie gestern im überregionalen Teil unserer Zeitung berichtet. Schuld an der Misere sind auch nach Pavels Ansicht unter anderem die seit einem Jahr geltenden Personaluntergrenzen in den Abteilungen Intensivmedizin, Geriatrie, Kardiologie und Unfallchirurgie. Sie schreiben eine Mindestzahl an Pflegekräften für Patienten vor.
Die Vorgaben und die Dokumentationspflichten würden immer überzogener, ärgerte sich Pavel. Es bleibe immer weniger Zeit für den Patienten und das schade der Attraktivität des Pflegeberufs. Der Landrat appellierte an die Politik, die Kliniken
endlich nachhaltig zu finanzieren, denn jede von ihnen schreibe inzwischen rote Zahlen.
„Früher sind die Patienten auch ohne so viel Dokumentation wieder gesund geworden“, pflichtete ihm Karl Hilsenbek (Freie Wähler) bei. So wie jetzt dürfe es nicht weitergehen.
Dass die Kliniken Millionenverluste einfahren – im Ostalbkreis waren es 2018 fast 13 Millionen Euro – sei Absicht, mutmaßte er. „Das Kliniksterben ist politisch gewollt!“Denn auch von den Bundestagsabgeordneten auf der Ostalb habe man nichts davon gehört, wie sie helfen wollten. Hilsenbeks Schlussfolgerung: „Jetzt müssen die Patienten auf die Barrikaden gehen!“