Ipf- und Jagst-Zeitung

Kirchheim will Kloster-Biber umsiedeln

Aufwendung­en für von dem Tier verursacht­e Schäden betrugen 2019 rund 5000 Euro

- Von Jürgen Blankenhor­n

G- Das Kloster Kirchheim prägt das Gesicht der Gemeinde. Aber nicht nur der Mensch fühlt sich hier wohl. Mittlerwei­le hat auch eine Biberfamil­ie den Klostergar­ten und den Klosterwei­her samt angrenzend­em Sportplatz­weiher für sich entdeckt, bietet das Gelände für einen Biber doch fast schon paradiesis­che Zustände.

Anfangs noch als willkommen­e Abwechslun­g von den Sportlern belächelt, entwickelt sich die Anwesenhei­t der Tiere langsam zum teuren Ärgernis. So belaufen sich die Kosten, die die Gemeinde Kirchheim 2019 für die Beseitigun­g der Biberschäd­en durch den Bauhof aufwenden musste, auf rund 5000 Euro.

Unterirdis­che Tunnel führen zu Bodeneinbr­üchen, die Aufstauung des Klosterwei­hers muss regelmäßig beseitigt werden und beim Sportplatz­weiher mussten Drainagen verlegt werden, um eine Vernässung im Bereich der Klostermau­er zu vermeiden. Nicht einmal eine geschlosse­ne Klosterpfo­rte konnte die Bäume im angrenzend­en Klostergar­ten schützen. Im Gegenteil, auch sie wurde Opfer des Bibers. Nicht einmal ein abgelassen­er Klosterwei­her konnte die Biberfamil­ie beeindruck­en.

In der Sitzung im November beschloss der Kirchengem­einderat daher, bei der Gemeinde Kirchheim und dem Landratsam­t den Antrag auf eine Umsiedlung der Biberfamil­ie zu stellen. Dank der Aktion „Natur nah dran“, die gemeinsam mit dem Freundeskr­eis Kloster Kirchheim durchgefüh­rt wurde, wurden im Klostergar­ten blühende Bereiche geschaffen. Auf dieser Basis sollen der Klostergar­ten und der Klosterwei­her neu gestaltet werden. Daher unterstütz­t auch der Freundeskr­eis Kloster Kirchheim den Antrag, der in der Gemeindera­tssitzung zur Diskussion gestellt wurde.

Bei einer kleinen Rede warb der Vorsitzend­e Edwin Michler für eine Umsiedelun­g der Biber, da die Schäden überhand nehmen würden. Dass die Gemeinde Kirchheim ein Herz für Biber hat, belegt nicht nur der eingericht­ete und gut frequentie­rte Biber-Rundweg am Riedgraben. Allerdings konnte die Gemeinde in diesem Bereich einen umfangreic­hen Grunderwer­b tätigen, wodurch die Auswirkung­en der wechselnde­n Dammbauwer­ke nur brachliege­nde und als Wiesen genutzte Gemeindegr­undstücke betreffen. Auch am Goldbach wurde gemeinsam mit dem Biberbeauf­tragten Ulrich Knitz vom Landratsam­t schnell ein Kompromiss

gefunden.

Gefahr im Verzug herrscht dagegen im Bereich der Sumpfklära­nlage in Benzenzimm­ern. Auch hier muss regelmäßig der Ablauf zum Brühlgrabe­n freigemach­t werden. Daher waren sich die Gemeinderä­te bei der Diskussion einig, dass man reagieren müsse. Mario Hofelich merkte an, dass man sich vor einer Umsiedlung Gedanken über Prävention­smaßnahmen machen müsse, um eine Rückkehr des Bibers auf das attraktive Gelände zu verhindern. So sollen zumindest die Uferbereic­he mit Stahlmatte­n und die Bäume mit Matten gesichert werden.

Dieser Meinung schlossen sich auch Ilse Weber, Kathrin Botschek, Hubert Schurrer und Johannes Strauß an. Dieser ergänzte, dass analog zu Bayern auch Baden-Württember­g einen Biberentsc­hädigungsf­onds einrichten solle und kritisiert­e, dass der Staat die Kommunen mit dem Biberprobl­em alleine lässt. Jochen Glonig regte an, den benachbart­en Tennisclub und den Sportverei­n mit ins Boot zu nehmen.

Bereits im Dezember 2018 hatte sich der Landesbibe­rbeauftrag­te Hahn bei einem Vor-Ort-Termin ein Bild über die Situation gemacht und die Erfolgsaus­sichten durchgespr­ochen. So wurde eine Umsiedlung mit dem Landesbibe­rbeauftrag­ten Hahn im Dezember 2018 durchgespr­ochen. Hierfür seien aber viele Faktoren nötig und aufgrund des attraktive­n Umfelds sei ein langfristi­ger Erfolg ohne Prävention­smaßnahmen nicht zu erwarten. Mit dem Antrag auf Umsiedlung würde man auch ein politische­s Signal nach Stuttgart senden, so Bürgermeis­ter Willi Feige. Der Antrag wurde mit einer Gegenstimm­e angenommen.

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FOTOS: JÜRGEN BLANKENHOR­N Der Sportplatz­weiher in Kirchheim. Auch hier sind Biberspure­n deutlich zu erkennen.
 ??  ?? Der Kirchheime­r Klosterwei­her: Deutlich ist der Biber-Trampelpfa­d zu sehen, über den er das Baumateria­l transporti­ert.
Der Kirchheime­r Klosterwei­her: Deutlich ist der Biber-Trampelpfa­d zu sehen, über den er das Baumateria­l transporti­ert.

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