Kirchheim will Kloster-Biber umsiedeln
Aufwendungen für von dem Tier verursachte Schäden betrugen 2019 rund 5000 Euro
G- Das Kloster Kirchheim prägt das Gesicht der Gemeinde. Aber nicht nur der Mensch fühlt sich hier wohl. Mittlerweile hat auch eine Biberfamilie den Klostergarten und den Klosterweiher samt angrenzendem Sportplatzweiher für sich entdeckt, bietet das Gelände für einen Biber doch fast schon paradiesische Zustände.
Anfangs noch als willkommene Abwechslung von den Sportlern belächelt, entwickelt sich die Anwesenheit der Tiere langsam zum teuren Ärgernis. So belaufen sich die Kosten, die die Gemeinde Kirchheim 2019 für die Beseitigung der Biberschäden durch den Bauhof aufwenden musste, auf rund 5000 Euro.
Unterirdische Tunnel führen zu Bodeneinbrüchen, die Aufstauung des Klosterweihers muss regelmäßig beseitigt werden und beim Sportplatzweiher mussten Drainagen verlegt werden, um eine Vernässung im Bereich der Klostermauer zu vermeiden. Nicht einmal eine geschlossene Klosterpforte konnte die Bäume im angrenzenden Klostergarten schützen. Im Gegenteil, auch sie wurde Opfer des Bibers. Nicht einmal ein abgelassener Klosterweiher konnte die Biberfamilie beeindrucken.
In der Sitzung im November beschloss der Kirchengemeinderat daher, bei der Gemeinde Kirchheim und dem Landratsamt den Antrag auf eine Umsiedlung der Biberfamilie zu stellen. Dank der Aktion „Natur nah dran“, die gemeinsam mit dem Freundeskreis Kloster Kirchheim durchgeführt wurde, wurden im Klostergarten blühende Bereiche geschaffen. Auf dieser Basis sollen der Klostergarten und der Klosterweiher neu gestaltet werden. Daher unterstützt auch der Freundeskreis Kloster Kirchheim den Antrag, der in der Gemeinderatssitzung zur Diskussion gestellt wurde.
Bei einer kleinen Rede warb der Vorsitzende Edwin Michler für eine Umsiedelung der Biber, da die Schäden überhand nehmen würden. Dass die Gemeinde Kirchheim ein Herz für Biber hat, belegt nicht nur der eingerichtete und gut frequentierte Biber-Rundweg am Riedgraben. Allerdings konnte die Gemeinde in diesem Bereich einen umfangreichen Grunderwerb tätigen, wodurch die Auswirkungen der wechselnden Dammbauwerke nur brachliegende und als Wiesen genutzte Gemeindegrundstücke betreffen. Auch am Goldbach wurde gemeinsam mit dem Biberbeauftragten Ulrich Knitz vom Landratsamt schnell ein Kompromiss
gefunden.
Gefahr im Verzug herrscht dagegen im Bereich der Sumpfkläranlage in Benzenzimmern. Auch hier muss regelmäßig der Ablauf zum Brühlgraben freigemacht werden. Daher waren sich die Gemeinderäte bei der Diskussion einig, dass man reagieren müsse. Mario Hofelich merkte an, dass man sich vor einer Umsiedlung Gedanken über Präventionsmaßnahmen machen müsse, um eine Rückkehr des Bibers auf das attraktive Gelände zu verhindern. So sollen zumindest die Uferbereiche mit Stahlmatten und die Bäume mit Matten gesichert werden.
Dieser Meinung schlossen sich auch Ilse Weber, Kathrin Botschek, Hubert Schurrer und Johannes Strauß an. Dieser ergänzte, dass analog zu Bayern auch Baden-Württemberg einen Biberentschädigungsfonds einrichten solle und kritisierte, dass der Staat die Kommunen mit dem Biberproblem alleine lässt. Jochen Glonig regte an, den benachbarten Tennisclub und den Sportverein mit ins Boot zu nehmen.
Bereits im Dezember 2018 hatte sich der Landesbiberbeauftragte Hahn bei einem Vor-Ort-Termin ein Bild über die Situation gemacht und die Erfolgsaussichten durchgesprochen. So wurde eine Umsiedlung mit dem Landesbiberbeauftragten Hahn im Dezember 2018 durchgesprochen. Hierfür seien aber viele Faktoren nötig und aufgrund des attraktiven Umfelds sei ein langfristiger Erfolg ohne Präventionsmaßnahmen nicht zu erwarten. Mit dem Antrag auf Umsiedlung würde man auch ein politisches Signal nach Stuttgart senden, so Bürgermeister Willi Feige. Der Antrag wurde mit einer Gegenstimme angenommen.