Ipf- und Jagst-Zeitung

Statt drunter geht’s drüber

Die Unterführu­ng an der Bachgasse wird durch einen Steg ersetzt.

- Von Beate Gralla

ELLWANGEN - Brenner (Freie Bürger) bringt es so auf den Punkt: „Eine Unterführu­ng ist immer ein dunkles Loch.“Also wenig attraktiv. Ein schönes Entree von der Innenstadt in den Brückenpar­k ist die Unterführu­ng an der Bachgasse nicht. Deshalb soll der Zugang umgestalte­t werden. Jetzt ist das Ergebnis einer Machbarkei­tsstudie im Gemeindera­t vorgestell­t worden. Der votierte danach einstimmig dafür, die Unterführu­ng am Drogeriema­rkt Müller durch einen Steg zu ersetzen.

Marco Pilenza vom Tiefbauamt stellte die Studie im Gemeindera­t vor. Untersucht wurden sowohl ein Ausbau der Unterführu­ng als auch eine Überführun­g. Die jetzige ist nicht barrierefr­ei, die Rampen und Treppen sind steil und für Radler und Eltern mit Kinderwage­n eine Herausford­erung. Für die Landesgart­enschau sollte der Zugang aber barrierefr­ei werden. Also müsste die Unterführu­ng erheblich umgebaut werden.

Unter der Straße liegen Kanäle und Leitungen

Die jetzige Unterführu­ng ist 2,55 Meter hoch und 4,50 Meter breit. Die neue sollte mindestens drei Meter hoch und sieben Meter breit werden und nicht auf der anderen Seite der Bahnlinie enden, sondern noch unter der Straße hindurch gehen bis in den Brückenpar­k. Und da fangen die Probleme an. Denn unter der Straße liegen Kanäle sowie Gas- und Stromleitu­ngen, die rückgebaut und verlegt werden müssten. Außerdem ist der Grundwasse­rspiegel an dieser Stelle hoch, das heißt die Unterführu­ng und Rampen müssten abgedichte­t werden. Alles das treibt die Kosten nach oben, sagte Pilenza in einem Pressegesp­räch vor der Sitzung, um die Presse auf Stand zu bringen. Im Gemeindera­t war die Studie schon nichtöffen­tlich diskutiert worden.

Durchgespi­elt worden waren mehrere Varianten. Mit Treppe und Aufzug an beiden Ein- und Ausgängen kostet die Unterführu­ng 4,5 Millionen Euro. Eine Rampe kommt nur für den Ausgang am Brückenpar­k (auf dem Gelände des alten Bauhofs) in Frage, weil beim Drogeriema­rkt Müller kein Platz ist.

Eine barrierefr­eie Rampe darf aber nicht mehr als sechs Prozent

Steigung haben und würde deshalb 90 Meter weit in den Brückenpar­k ragen. „Das ist dann kein Brückenpar­k mehr, sondern ein Rampenpark“, kommentier­te Pilenza diese Variante trocken. Mit 6,4 Millionen Euro wäre sie zudem kein Schnäppche­n. Die dritte Variante hätte keine gerade Rampe, sondern einen Serpentine­nweg und eine Treppe. Das würde 5,7 Millionen Euro kosten.

Ein neues Wahrzeiche­n für die Stadt

Da hatten die Steg-Varianten schon deshalb mehr Charme, weil sie deutlich billiger sind. Der Steg wäre vier Meter breit und müsste über der Straße wegen der Lastwagen 4,5 Meter hoch sein, über den Bahngleise­n sogar 7,5 Meter. Man sei mit der Bahn im Gespräch, ob es auch etwas niedriger gehe, sagte Pilenza.

Auch für einen Steg gibt es verschiede­ne Möglichkei­ten. Immer gleich sind aber Treppe und Aufzug am Drogeriema­rkt Müller, weil dort für nichts anderes Platz ist. Die Treppe wäre etwa da, wo jetzt der Zugang zur Unterführu­ng ist, sagte Klaus Ehrman vom Stadtplanu­ngsamt. Sonst gibt es die Varianten, dass der Steg nicht nur zum Brückenpar­k, sondern auch noch zum Inselparkp­latz führt, er hätte also drei Auf- und Abgänge jeweils mit Treppe und Aufzug. Möglich wäre auch eine Schneckenr­ampe in den Brückenpar­k. Dann ließe sich dort ein Aufzug einsparen, schließlic­h verursache­n die auch Folgekoste­n, gab Bürgermeis­ter Michael Dambacher zu bedenken.

Bei den Steglösung­en variieren die Preise zischen 2,2 und 3,5 Millionen Euro, liegen also locker zwei Millionen Euro unter dem Preis der Unterführu­ng. Aber nicht nur das hat den Gemeindera­t überzeugt. Wenn man auf der Brücke schon 7,5 Meter hoch sei, könne man doch gleich noch eins draufsetze­n und einen Aussichtsp­unkt oder Turm bauen, quasi als neues Wahrzeiche­n der Stadt, wie der OB meinte, und als Einladung, nach dem Spaziergan­g durch das Gartenscha­ugelände noch in die Innenstadt zu gehen. Wie schön die Aussicht aus 20 Metern Höhe ist, zeigten Fotos, die von einer Hubbühne gemacht wurden und Stadt, Schloss und Schönenber­g in all ihrer Pracht zeigten. „Da hätten wir auch noch ein gestaltend­es Element“, kommentier­te Bürgermeis­ter Volker Grab diese Idee.

Die genaue Planung ist Aufgabe der Landschaft­sarchitekt­en

Der Gemeindera­t war begeistert. Für Hariolf Brenner (Freie Bürger) hat eine Unterführu­ng generell den Nachteil, dass man in einen dunklen Schlund läuft. Er plädierte für großzügige und bequeme Treppen und nannte eine Aussichtsp­lattform ein architekto­nisches Highlight. Warum den Steg nicht gleich zum Skywalk machen mit einer Zipline quer übers Gartenscha­ugelände, schlug Rudolf Wiedmann (CDU) vor. Auch Herbert Hieber (SPD) betonte, der Steg solle ein besonderer architekto­nischer Wurf sein, aber auch alltagstau­glich. Berthold Weiß (Grüne) freute sich über die Einigkeit und die vielen Ideen.

Wie genau der Steg aussehen wird, das bleibt den Landschaft­sarchitekt­en vorbehalte­n, die im Herbst den Gestaltung­swettbewer­b für die Landesgart­enschau gewinnen. Weil aber bis dahin auch die Ingenieurp­lanungen soweit sein müssen, dass es zugig an die Umsetzung gehen kann, musste die Entscheidu­ng Steg oder Unterführu­ng jetzt schon getroffen werden. Auch deshalb, weil die Bahn für bestimmte Bauabschni­tte die Verbindung unterbrech­en muss. Und dafür braucht sie vier Jahre Vorlaufzei­t. Wobei Dambacher lästerte, dass für den Stegbau vielleicht auch die Verspätung zwischen zwei Zügen reiche.

Für Radler allerdings sei die Steglösung nicht ideal, räumte Dambacher auf einen Einwand von Gunter Frick (Freie Bürger) ein. Anderersei­ts koste sie der Umweg durch die Unterführu­ng am Bahnhof aber nur eine Minute.

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FOTO: GR
 ?? FOTO: GR ?? Die Unterführu­ng an der Bachgasse ist in ein paar Jahren Geschichte. Der Zugang zum Brückenpar­k der Landesgart­enschau auf dem alten Bauhofgelä­nde soll über einen Steg führen. Das Jugendzent­rum im Hintergund soll abgerissen werden. Während der Landesgart­enschau ist ein Ausgleichs­quartier in der Kaserne vorgesehen, danach soll das Juze in einen Neubau im Brückenpar­k ziehen, der während der Landesgart­enschau als Treffpunkt Baden-Württember­g genutzt wird.
FOTO: GR Die Unterführu­ng an der Bachgasse ist in ein paar Jahren Geschichte. Der Zugang zum Brückenpar­k der Landesgart­enschau auf dem alten Bauhofgelä­nde soll über einen Steg führen. Das Jugendzent­rum im Hintergund soll abgerissen werden. Während der Landesgart­enschau ist ein Ausgleichs­quartier in der Kaserne vorgesehen, danach soll das Juze in einen Neubau im Brückenpar­k ziehen, der während der Landesgart­enschau als Treffpunkt Baden-Württember­g genutzt wird.

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