Es geht auch ohne Wucht
Der Fußball-Zweitligist 1. FC Heidenheim und seine Hinrunde.
- Bis man die Wucht eines VfB Stuttgart oder Hamburger SV hat, braucht es wohl doch noch ein Weilchen. Man kann aber auch sagen: Der 1. FC Heidenheim wird wohl nie die Kraft dieser beiden Fußballgrößen erreichen, diese Fanbase, diese (welt-)weite Aufmerksamkeit. „Die haben schon eine andere Reichweite“sagt Norman Theuerkauf (32), als er die Spitzenmannschaften der 2. Liga einschätzt.
Und irgendwie sind diese Heidenheimer (4.) ja doch auch eine Spitzenmannschaft, denn schließlich lauern sie nach einer ziemlich erfolgreichen Hinrunde hinter diesen Granden. 27 Punkte, drei weniger als der VfB – das ist eine Zahl die steht. Die stand aber auch nach den ersten 17 Spielen der Vorsaison, vor einem Jahr schloss der FCH Teil eins der Saison als Sechster mit gleicher Punktzahl ab, wurde am Ende Fünfter. Vor dem Start in die Rückrunde sagt Theuerkauf: „30 Punkte, dann ist es ein richtig gutes Jahr, ein krönender Abschluss.“Also müsste demzufolge zum Jahresabschluss ein Heimsieg gegen den VfL Osnabrück her (Sonntag, 13.30 Uhr).
Patrick Mainka (25) sieht es ganz pragmatisch, als er eine Einschätzung zu dieser Spitzenmannschaftsdiskussion abgibt. „Wir wollen so viele Punkte sammeln wie es geht“, erklärt der Innenverteidiger. Ergo: Wenn man so viele Punkte wie möglich hat, ist man irgendwann auch eine. Mainka und Theuerkauf stehen praktisch für das, was die Heidenheimer zu solch einen unangenehmen Gegner werden ließen in dieser 2. Liga – die Defensive. Alleine die vergangenen drei Spiele absolvierten die Heidenheimer zu Null, Torwart Kevin Müller ist aktuell 275 Minuten ohne Gegentor.
Die Defensive als Garant
Grundlage des Heidenheimer Erfolgs ist es, „stark gegen den Ball zu arbeiten, das machen wir halt“, beschreibt Theuerkauf. Der erfahrene Linksverteidiger der zuletzt auch im defensiven Mittelfeld seine Kilometer abspulte, und den Heidenheimer Aufschwung der vergangenen Jahre miterlebte, erklärt: „Das gibt Selbstvertrauen.“Und Lob vom Gegner, wie Bielefelds Trainer Uwe Neuhaus nach dem jüngsten 0:0 die Heidenheimer Verteidigungsarbeit hervorhob („sehr diszipliniert, sehr gut verteidigt“).
Mit dieser Mischung aus Selbstvertrauen, defensiver Kompaktheit und mannschaftlicher Geschlossenheit ist es für die Gegner kein Vergnügen,
gegen die Heidenheimer zu spielen. „Wir haben uns Selbstvertrauen geholt in den vergangenen Wochen. Gerade wenn man in der 2. Liga gut verteidigt, ist man eine Mannschaft die regelmäßig punkten kann. Wenn dass dann ein Spitzenteam ist, dann sind wir ein Spitzenteam, weil wir zuletzt gut gepunktet haben.“Der große schwäbische Nachbar und derzeitige Relegationskandidat VfB wäre es demnach nicht. Der hat zuletzt nicht gut verteidigt, kassierte ja auch schon fünf Gegentore mehr als der FCH (17). Das ganze Konstrukt FCH funktioniert bisher trotz veränderter Mannschaft, in der Offensive, Männer die die nötige Tore schossen.
Im Sommer gingen Leistungsträger wie Offensivwirbler Nikola Dovedan und Top-Torjäger Robert Glatzel, prägende Figuren, dafür kamen aber Tim Kleindienst (neuer Topstürmer) und Konstantin Kerschbaumer (27). An dem Mittelfeldmann zeigt sich: es geht noch mehr. „Ich fühle mich immer wohler, habe immer mehr Aktionen“, doch es gäbe „noch Luft nach oben“.
Und wie geht es nun generell weiter bei den Männern vom Schlossberg? „Wenn man mit der Einstellung ran geht, dass man jedes Spiel gewinnen will, bleibt man ja gezwungenermaßen da oben“, sagt Mittelfeldantreiber Niklas Dorsch mit einem Lächeln.
„Wir haben uns Selbstvertrauen geholt in den vergangenen Wochen.“FCH-Trainer Frank Schmidt