Der Bademantel der Geschichte
Das Ende kommt auf Raten. Als die ARD im Oktober verkündete, dass die „Lindenstraße“nach mehr als 30 Jahren eingestellt wird, gingen in Köln die Fans der vermeintlich für immer währenden TVSerie auf die Straße. Auf den Plakaten stand unter anderem „Ohne Mutter Beimer ist alles im Eimer“. Viele zeigten sich aber auch erleichtert. Denn der Ärger von einst, als an Wahlsonntagen umgeschaltet werden musste, ist unvergessen. Ansonsten kübelte einem zwischen Kohl und Co. plötzlich die böse Hausmeisterin Else Kling ihren verbalen Unrat ins Wohnzimmer. Zyniker spotteten ohnehin, dass die Serie seit dem Ausstieg von Til Schweiger stark nachgelassen habe. Das war vor 27 Jahren.
Sei’s drum. An diesem Freitag geschieht das Unvorstellbare: Die letzte Folge wird abgedreht, Nummer 1758. Ausgestrahlt wird sie am 29. März 2020. Und schon jetzt streiten sich die Museen der Republik um Objekte aus den Kulissen: Die Küche von Mutter Beimer wandert ins Bonner Haus der Geschichte. Das Technik Museum Speyer erhält das Restaurant Akropolis und das Café Bayer. Die Bademäntel von Mutter Beimer und Anna Ziegler werden bald in der Deutschen Kinemathek in Berlin ausgestellt. Wahrscheinlich mitsamt der farblich passenden Mottenkugeln. Wer’s mag ...
Wir verzichten dankend. Wenn schon TV-Inventar, dann hätten wir viel lieber jenes Glasschüsselchen, das immer am Samstagabend bei „Wetten, dass ...?“auf dem Tisch stand. Aber nur, wenn es immer wieder konsequent mit Gummibärchen aufgefüllt wird. Selbstverständlich gebührenfinanziert.
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