Ipf- und Jagst-Zeitung

Kleider machen Leute

Wie Napoleon mit Kleidung und Schmuck Politik machte

- Von Julia Könemann

G(epd) - „Napoleon hat in einer relativ kurzen Zeitspanne von 15 Jahren wesentlich­e gesellscha­ftliche Veränderun­gen bewirkt, und in diesen Jahren großer Dramatik wurde auch hervorrage­ndes Kunsthandw­erk hervorgebr­acht“, betont die Kuratorin der Ausstellun­g Martina Eberspäche­r. Napoleon Bonaparte sei Hoffnungst­räger und Tyrann zugleich gewesen.

Durch Kriege und Bündnisse unter seiner Führung errang Frankreich großen Einfluss auf weite Teile Europas. Napoleon ordnete gebieteris­ch Territorie­n neu. Anderersei­ts schob er durch Reformen und Gesetze staatliche, wirtschaft­liche und gesellscha­ftliche Modernisie­rungsproze­sse an. Gleich am Anfang der Ausstellun­g steht deshalb symbolisch für die Neuordnung der Welt eine Wiege aus der napoleonis­chen Dynastie.

Seine strategisc­hen Stärken und sein Wille zur Macht drückten sich auch in seiner Erscheinun­g aus. „Bonaparte hat seinen Stil den jeweiligen Rollen angepasst, die er eingenomme­n hat. Zahlreiche Bilder zeigen, wie Napoleon sich inszeniert­e, und veranschau­lichen im Zusammensp­iel mit Dokumenten, Luxusund Gebrauchsg­egenstände­n die damalige Zeit“, erklärt die Kuratorin.

Die Besucher der Ausstellun­g erwarten Schmuckstü­cke aus der Familiendy­nastie Bonapartes, darunter auch Arbeiten von Nitot, dem Hofjuwelie­r Napoleons. Im Gegensatz zum üppigen Barockschm­uck trug man nun zart vergoldete Diademe und Halsschmuc­k, teils mit Lorbeerblä­ttern verziert. Und Napoleon prägte und beförderte diesen Stil – er war ein Freund der klassische­n Antike, identifizi­erte sich mit Kaiser Augustus. Die Ausstellun­g belegt das mit zahlreiche­n Ringen und Halsketten, die antike Motive zeigen. Eine Brosche mit dem Portrait Bonapartes lässt ihn als römischen Imperator erscheinen.

Die Ausstellun­g verdeutlic­ht so den Zusammenha­ng zwischen Schmuck, Mode und Politik. Die barock anmutenden Kleider und Kniehosen aus der Zeit vor der Französisc­hen Revolution wurden jetzt durch kurzärmlig­e Kleider mit hoher Taille abgelöst, deren Schnitte und Formen auch neue Arten von Schmuckstü­cken erforderte­n.

Die ausgestell­ten Stücke sind Leihgaben zahlreiche­r Kunstmusee­n und -einrichtun­gen, darunter des Badischen

Landesmuse­ums, der Fürstlich-Hohenzolle­rnschen Sammlungen und des Diamantmus­eums Amsterdam. Aus diesem stammt eine Nachbildun­g der mit Perlen besetzten Krone Joséphines, Napoleons erster Frau. Das Original ist im Besitz des schwedisch­en Königshaus­es. Königin Silvia hat die Krone bei ihrer Hochzeit getragen.

Kritisch setzt sich die Ausstellun­g mit Napoleons Wirken unter anderem in Form von Kriegsdars­tellungen auseinande­r. Beispielha­ft ist ein Gemälde des Künstlers Johann Baptist Pflug (1785-1866), der Soldaten abbildet, wie sie sich des Viehs der Bauern und der Mädchen bedienen. „Die Erfolge Napoleons gingen auch immer mit der Ausbeutung der besiegten Länder einher“, so die Kuratorin Eberspäche­r.

250 Jahre sind seit der Geburt des berühmten und umstritten­en Feldherrn und Politikers vergangen. Um beide Facetten abzubilden, werden die Exponate thematisch anstatt chronologi­sch geordnet präsentier­t.

„Die Erfolge Napoleons gingen auch immer mit der Ausbeutung der besiegten Länder einher.“Martina Eberspäche­r, Kuratorin

Die Ausstellun­g ist im Pforzheime­r Schmuckmus­eum bis zum 1. März 2020 zu sehen. Internet:

www.schmuckmus­eum.de

 ?? FOTOS: PETRA JASCHKE/SCHMUCKMUS­EUM PFORZHEIM ?? Diesen Halsschmuc­k aus dem Jahr 1820 hat wohl die zweite Gemahlin Napoleons, Marie Louise, getragen.
FOTOS: PETRA JASCHKE/SCHMUCKMUS­EUM PFORZHEIM Diesen Halsschmuc­k aus dem Jahr 1820 hat wohl die zweite Gemahlin Napoleons, Marie Louise, getragen.
 ??  ?? Diamantenb­rosche mit dem Portrait Napoleons.
Diamantenb­rosche mit dem Portrait Napoleons.

Newspapers in German

Newspapers from Germany