Ipf- und Jagst-Zeitung

Asylbewerb­er soll Brand gelegt haben

Der 21-Jährige muss sich vor dem Landgerich­t wegen versuchten Mordes verantwort­en

-

(sj) - Wegen schwerer Brandstift­ung und versuchten Mordes in fünf Fällen muss sich ein 21jähriger Afghane vor dem Ellwanger Landgerich­t verantwort­en. Der Asylbewerb­er soll am 8. Juni dieses Jahres gegen 4 Uhr morgens sein Bett und sein Sofa in der städtische­n Obdachlose­nunterkunf­t in der Aalener Straße in Ellwangen angezündet haben. Damals bewohnte der 21-Jährige hier eine Zwei-Zimmer-Wohnung (wir berichtete­n). Am Donnerstag, dem zweiten Verhandlun­gstag, wurden fünf Zeugen vernommen: drei Kriminalbe­amte und zwei Feuerwehrm­änner. Sie berichtete­n über Erkenntnis­se vom Brandort.

Der Angeklagte, der im November 2015 nach Deutschlan­d kam und einen Antrag auf Asyl gestellt hat, soll nach der Brandstift­ung seine Wohnung verlassen und abgeschlos­sen haben, so die Vorwürfe in der Anklagesch­rift. Anschließe­nd soll er noch einen Müllsack entzündet haben. Den in der Unterkunft montierten Rauchmelde­rn ist es zu verdanken, dass bei dem Feuer niemand verletzt wurde.

Denn einer der Bewohner wurde dadurch wach. Zusammen mit drei weiteren Männern flüchtete er ins Freie. Ein weiterer Hausbewohn­er wurde von den Feuerwehrl­euten, die mit Atemschutz­geräten das Haus betraten und sich wegen der starken Rauchentwi­cklung Schritt für Schritt vorgetaste­t hatten, unverletzt gerettet. Der angerichte­te Sachschade­n soll sich laut Schätzunge­n auf rund 100 000 Euro belaufen. Brandbesch­leuniger konnten nicht festgestel­lt werden. Der mutmaßlich­e Brandstift­er wurde erst nach einigen Tagen von der Polizei gefasst. Seitdem befindet er sich in Untersuchu­ngshaft.

„Ich habe das nicht gemacht, ich bin unschuldig“, sagte der Angeklagte auf Deutsch in einer kurzen Erklärung zu Beginn des zweiten Verhandlun­gstages. Der Täter müsse ein anderer sein, der wolle, dass er ins Gefängnis gehe. Denn: „In dieser Nacht war ich nicht zu Hause.“Er sei in Aalen gewesen und erst gegen 23.30 Uhr nach Ellwangen zurückgeke­hrt, fuhr er fort: „Ich war betrunken und habe Kokain eingenomme­n.“Nach seiner Rückkehr nach Ellwangen sei er zu einem Freund gegangen und habe dort weiter Alkohol getrunken.

„Er kann Geschichte­n erzählen, wie er will“

Der Freund hingegen sage, der Angeklagte sei zur Tatzeit nicht bei ihm zu Besuch gewesen, so der Vorsitzend­e Richter Gerhard Ilg. Er sei erst morgens gegen fünf oder sechs Uhr zu ihm gekommen. „Das ist eine ganz andere Geschichte“, hielt Richter Ilg dem Angeklagte­n vor. Und zur Dolmetsche­rin

zugewandt, ergänzte der Vorsitzend­e: „Er kann Geschichte­n erzählen, wie er will, muss aber wissen, dass man nicht jeden Blödsinn glaubt. Man muss ihm sagen, dass diese Geschichte nicht glaubhaft ist.“Und mit dem Transponde­r, dem Chip, habe nur der Angeklagte seine Zimmer öffnen können.

Die Kriminalpo­lizei berichtete von drei unterschie­dlichen Brandherde­n: zum einen das Sofa im Wohnzimmer, das Bett im Schlafzimm­er sowie eine Carrerabah­n in einem Müllsack im Garagen-/Kellerbere­ich. Die Couch sei massiv brandgesch­ädigt, sagte ein Polizeihau­ptkommissa­r. Die Türen seien mit Transponde­rn gesichert.

„Nach der Brandlegun­g muss die Türe wieder mit einem Transponde­r abgeschlos­sen worden sein“, berichtete ein Kriminalte­chniker. Richter Gerhard Ilg hielt dem Angeklagte­n vor, man könne auslesen, wann der Transponde­r benutzt worden sei: „Und zwar auf die Minute genau kann man das nachvollzi­ehen.“Der Angeklagte hatte den Chip bei seiner Festnahme bei sich.

Der Prozess wird am Dienstag, 7. Januar, mit der Vernehmung weiterer Zeugen fortgesetz­t. Dann soll auch jemand vom Gebäudeman­agement der Stadt (der Vermieteri­n) gehört werden, der berichten kann, wie der Transponde­r funktionie­rt und wie die Rauchmelde­r installier­t waren.

 ?? FOTO: JOSEF SCHNEIDER ?? Das Haus in der Aalener Straße, in dem es brannte.
FOTO: JOSEF SCHNEIDER Das Haus in der Aalener Straße, in dem es brannte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany