Ipf- und Jagst-Zeitung

Ernten auf der Fensterban­k

Kleine Nährstoffb­omben: Microgreen­s mit Superkräft­en kann jeder zu Hause selber ziehen

- Von Katja Fischer

GGBERLIN/BONN (dpa) - Superfood wird Superkraft zugesproch­en. Damit bezeichnet man Pflanzen, die sehr nährstoffr­eich sind und daher als besonders gesund gelten. Die meisten dazu zählenden Obst-, Gemüseund Getreideso­rten sind aber hierzuland­e nicht heimisch oder nicht im Winter frisch erntbar. Eine Ausnahme sind Microgreen­s.

Das sind nichts anderes als kleine Pflänzchen, die schon im zarten Jugendalte­r geerntet werden. Gärtner sagen auch Keimlinge dazu.

„Eigentlich sprießt aus fast jedem Kern oder Samen ein Microgreen. Angesagt sind derzeit besonders Erbse, Radieschen, Weizen, Sonnenblum­e und Dill“, erklärt Christian Engelke (Foto: Christian Engelke/dpa) vom Fachverban­d Raumbegrün­ung und Hydrokultu­r im Zentralver­band Gartenbau.

Geeignet sind aber auch Rucola, Rettich, Rotkohl, Spinat, Rote Bete, Senf, Brokkoli, Blumenkohl und Kresse sowie Kräuter wie Basilikum, Minze, Koriander oder Kerbel. Der Tipp des Experten: Übrig gebliebene­s Saatgut vom Frühjahr und Sommer nutzen.

Wie geht’s?

Ganz einfach. „Für den Anbau von Microgreen­s benötigt man keine gärtnerisc­he Ausbildung und keine besondere Ausrüstung. Es genügt das kleine Einmaleins des Gärtnerns“, sagt Gartenbaui­ngenieur Engelke. Nicht mal ein echter Topf ist nötig, sondern nur ein flaches Gefäß wie eine Pflanzscha­le. Es tut aber auch ein tiefer Teller.

Das Gefäß wird mit Erde gefüllt und die Samen darauf festgedrüc­kt. Das Ganze mit etwas Wasser besprühen und mit einer Folie abdecken. Sie sorgt dafür, dass Erde und Luft feucht bleiben – das perfekte Klima zum Keimen.

Wie pflege ich das Saatgut?

Man sollte es zweimal täglich wässern. Vorsicht, das Wasser könnte die Samen wegschwemm­en. Auch sollte man nur so viel geben, dass sich keine Staunässe bildet. Die Raumtemper­atur muss bei mindestens 14 Grad liegen, erklärt Engelke. Den besten Platz haben die MicroNicht greens auf der Fensterban­k, wo sie viel Licht bekommen.

Wann kann ich ernten?

Die kleinen Sämlinge lassen sich nach zwei bis vier Wochen ernten – beziehungs­weise wenn sie etwa 15 Zentimeter hoch sind. In diesem Stadium sind sie besonders gesund: „Sie enthalten viele wertvolle Nährstoffe“, erklärt Harald Seitz (Foto: M. Ebersoll/dpa) vom Bundeszent­rum für Ernährung. „Warme Speisen und Salate können damit aufgewerte­t werden. Sie schmecken aber auch kalt mit Quark, als Pesto oder in grünen Smoothies.“

GWas unterschei­det Microgreen­s von Sprossen?

zu verwechsel­n sind Microgreen­s mit Sprossen, die auch auf der Fensterban­k gezogen werden können. Sprossen sind zwar auch Keimlinge, aber sie werden nicht bei Tageslicht gezogen und bleiben deshalb blass. Microgreen­s brauchen dagegen unbedingt das Licht, um die saftig grünen Blätter zu bilden.

GBei mir klappt die Anzucht nicht gut, was kann ich tun?

Auch wenn die Anzucht einfach erscheint, manchmal klappt es nicht. Ernährungs­wissenscha­ftler Seitz rät: „Größere und härtere Samen werden am besten vor der Aussaat mehrere Stunden eingeweich­t, dann keimen sie schneller.“Nach ein paar Tagen zeigen sich die ersten grünen Spitzen, später folgen die zarten Blätter.

Einige Sorten brauchen im dunklen Winter zusätzlich­es Licht, um am Fensterbre­tt oder tiefer im Zimmer zu keimen. Dafür eignen sich spezielle LED-Lampen, die das Pflanzenwa­chstum unterstütz­en, oder vollautoma­tische Pflanz- und Bewässerun­gssysteme.

Diese kleinen Geräte sind quasi Mini-Gewächshäu­ser für Microgreen­s. Vorteile: Die Bewässerun­g ist meist inbegriffe­n, und die Ernte ist zuverlässi­g möglich. Nachteile: Man kann oft nur die Samenvorri­chtungen der Hersteller nutzen, die teurer sind als übliche Samentütch­en. Außerdem kostet der Anbau darin statt auf der Fensterban­k Strom.

GWann kann ich den Nachschub säen?

Christian Engelke rät, immer wieder zeitverset­zt eine Gruppe Pflanzen anzusäen. „So hat man immer ein kleines Sortiment an frischem Grün für die Küche parat“, sagt der Gartenbau-Ingenieur.

 ?? FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA ?? Superfood für den Winter: Sonnenblum­enkeimling­e sind sehr nährstoffr­eich und gesund.
FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA Superfood für den Winter: Sonnenblum­enkeimling­e sind sehr nährstoffr­eich und gesund.
 ?? FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA ?? In einem Gewächshau­s am Fensterbre­tt sind die Pflanzen innerhalb von wenigen Tagen erntereif.
FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA In einem Gewächshau­s am Fensterbre­tt sind die Pflanzen innerhalb von wenigen Tagen erntereif.
 ??  ?? Christian Engelke
Christian Engelke
 ??  ?? Harald Seitz
Harald Seitz

Newspapers in German

Newspapers from Germany