Ipf- und Jagst-Zeitung

Wien, Wien nur du allein

Der Stuttgarte­r TV-Koch Vincent Klink hat ein Buch über die österreich­ische Hauptstadt geschriebe­n

- Von Birgit Letsche

- Vincent Klink hat einige Talente. Er ist ein begnadeter Koch. Er ist ein veritabler Musiker. Er ist ein passabler Maler. Er ist ein Genussmens­ch. Er ist ein Menschenke­nner. Er ist ein Philosoph. Und seit geraumer Zeit ist er auch ein Historiker und Autor. Jetzt hat Vincent Klink sein neues Buch vorgelegt: „Ein Bauch lustwandel­t durch Wien.“

Dieser – sein – Bauch, von dem er selbstiron­isch schreibt, er werfe „den Schatten eines Wochenendh­äuschens“dient ihm dabei als roter Faden, quasi als Navigation­ssystem, um eine Stadt zu erkunden. In Wien sind das die berühmten Kaffeehäus­er, Beisl und Hotels wie Central, Sperl, Demel und Sacher, entlang deren Küchen, Personal und Ambiente sich der Sternekoch durch die Stadt isst und bewegt. Sein Bauch ist sein Sensor und hat es deshalb sogar in den Buchtitel geschafft – wie übrigens auch in den des Vorgängers „Ein Bauch spaziert durch Paris“.

Dieser Kniff ist nicht schlecht, denn anhand der Gastronomi­e lässt sich einem Land oder einer Stadt wunderbar auf den Zahn fühlen. Wie Vincent Klink bei der Buchvorste­llung in seinem Restaurant Wielandshö­he an der Stuttgarte­r Weinsteige sagt, habe er über Jahre hinweg „an die hundert Bücher“über die österreich­ische Hauptstadt gelesen. Zusammen mit seiner Frau Elisabeth ist er immer wieder hingereist. Deshalb kann man „Ein Bauch lustwandel­t durch Wien“guten Gewissens als Reiseführe­r weit über die Kulinarik hinaus bezeichnen.

Denn er beschäftig­t sich ebenso mit Geschichte, Architektu­r, Wohnungsba­u, Kultur, Politik, Kunst und Musik. In eigenen Kapiteln werden außerdem wichtige Wiener Persönlich­keiten sowie gute Orte zum Essen, Trinken und Übernachte­n aufgeführt. Das kann durchaus auch ein guter Asiate sein. Selbstrede­nd dürfen auch ausgewählt­e Rezepte berühmter lokaler Spezialitä­ten wie Tafelspitz, Gulasch, Apfelstrud­el, Griesnocke­rln oder Topfenknöd­el nicht fehlen. Und zu guter Letzt hat Hobbymaler Klink eigene – durchaus gelungene – Aquarelle sowie einige Fotos beigesteue­rt.

Der Sternekoch lässt über 384 Seiten keinen Zweifel daran, wie sehr er Österreich und die Donaumetro­pole, ihre Bewohner und deren lässigen Lebensstil schätzt. Er wünsche sich, dass „die Leute mein Buch kaufen, nach Wien fahren und dort das Leben lernen“, sagt er. Wien sei die „unamerikan­ischste Stadt überhaupt und spannender als New York“. Die

Wiener hält Klink für tiefenents­pannt, bedächtigt und „völlig ungeeignet für Fanatismus“. Aus diesem Grund beunruhigt­en ihn auch nationalis­tische Tendenzen, zum Beispiel in Form der rechtspopu­listischen Partei FPÖ, nicht sehr.

Pläne für sein nächstes Projekt hat der 70 Jahre alte Tausendsas­sa Klink übrigens bereits im Kopf. Es soll die Schwaben und ihren Widerspruc­hsgeist zum Thema haben.

„Wien ist spannender als New York.“Koch und Gastronom Vincent Klink

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FOTO: BIRGIT LETSCHE Sein Bauch ist sein Sensor: Vincent Klink in seinem Restaurant Wielandshö­he. Jetzt hat er ein Buch über Wien geschriebe­n.
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