Für Menschen mit Handicap: Ein Team sucht Mitstreiter
Was die neue Inklusionsbeauftragte Anke Schönherr plant und warum Ellwangen einen Inklusionsbeirat braucht
G- Am Arbeitsplatz oder in der Freizeit: Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazugehört. Egal, wie er aussieht. Welche Sprache er spricht. Oder ob er eine Behinderung hat. So weit die Theorie. Denn Inklusion ist eben nicht selbstverständlich.
In Ellwangen läuft in Sachen Inklusion schon einiges, wie Nicole Bühler sagt. Vor wenigen Monaten hat die Sachgebietsleiterin Soziales und Beauftragte für Gleichstellung im Ellwanger Rathaus Unterstützung bekommen. Anke Schönherr ist seit 1. September die zentrale Ansprechpartnerin bei der Stadt für Menschen mit Behinderung sowie für alle Einrichtungen der Eingliederungshilfe.
Zu ihren Aufgaben in der Inklusionsarbeit zählt Anke Schönherr die Vernetzung. Deshalb hat die Sozialpädagogin in den ersten Monaten vor allem Kontakte geknüpft. Etwa zu den Inklusionsbeauftragten der anderen großen Kreisstädte. Mit ihnen und der Behindertenbeauftragten des Landratsamts will sie kreisweite Projekte initiieren.
Auch neue Angebote auf kommunaler Ebene soll es geben. Außerdem kündigt Anke Schönherr an, dass sich die Inklusion auf der Internetseite der Stadt niederschlagen wird. Leben, Wohnen, Freizeit, Bildung, Arbeit: Über alle Projekte, Veranstaltungen, Unterstützungs- und Beratungsangebote soll online informiert werden.
Vor allem aber wirbt Anke Schönherr für den neuen Ellwanger Inklusionsbeirat.
Er soll, wie es heißt, wichtige Impulse für die Inklusion von Menschen mit Behinderung geben.
Gesucht sind engagierte und motivierte Mitarbeiter, die sich für die Belange von Menschen mit Behinderung einsetzen wollen. „Jeder kann mitmachen“, sagt Nicole Bühler. Kathrin Kirrmann, Koordinatorin des Projekts „Ellwangen inklusiv“der Stiftung Haus Lindenhof, schließt sich dem Aufruf an.
Der Inklusionsbeirat soll zweimal im Jahr tagen. Den Vorsitz hat OB Michael Dambacher. Alle Gemeinderatsfraktionen sind vertreten. Ebenso Landkreis und Hilfseinrichtungen, Vereine, Seniorenrat, Menschen mit Behinderung und Angehörige.
Was noch fehlt, sind weitere „inklusionsbewegte“Mitglieder. Denn der Beirat soll, wie Nicole Bühler sagt, ein Querschnitt der Ellwanger Bevölkerung sein.
Wie der Name schon sagt, hat der Beirat beratende Funktion. Er soll den Gemeinderat und seine Gremien durch Anregungen, Empfehlungen und Stellungnahmen unterstützen. Zum Beispiel durch Hinweise zur Barrierefreiheit in Bausachen.
Außerdem soll der Inklusionsbeirat einen Inklusionsplan für alle Fragen der Mobilität oder des Wohnens erarbeiten. Anke Schönherr bringt es so auf den Punkt: „Was brauchen wir in Ellwangen und wie wird es umgesetzt?“
Eine zuständige Stelle für die Inklusion in der Ellwanger Stadtverwaltung ist laut Nicole Bühler ein lang gehegter Wunsch. Ebenso ein neuer Stadtführer „Barrierefrei unterwegs“. Der ist jetzt mit Hilfe von Anna Schnabel und Matthias Kümpflein überarbeitet worden.
Der Stadtführer enthält Hinweise und Hilfestellungen, damit sich Menschen mit Behinderung im Alltag besser zurechtfinden können, wie Nicole Bühler sagt. Er informiert beispielsweise über Läden und Geschäfte mit barrierefreiem Eingang und soll am 5. Mai in gedruckter Form vorgestellt sowie auf der städtischen Homepage hochgeladen werden.
Der 5. Mai ist der europäische Protesttag zur Gleichstellung behinderter Menschen. Er wird in Ellwangen seit Jahren mit allerlei Aktionen gefeiert. Außerdem trifft sich an diesem Tag immer der „Runde Tisch der Gleichstellung“. Ziel aller Ellwanger Bemühungen ist der Abbau von Barrieren, um Teilhabe zu ermöglichen.
Kathrin Kirrmann informierte beim Pressegespräch in der Ellwanger Volkshochschule über neue Ideen des von der Aktion Mensch geförderten Projekts „Ellwangen inklusiv“. Zum Beispiel soll das vom Autohaus Baur fürs Car-Sharing in Ellwangen bereitgestellte Auto mit einer Rollstuhlrampe nachgerüstet werden.
Hintergrund: In Ellwangen gibt es kein behindertengerechtes Taxi. Wer eins ruft, muss sogar die Anfahrt zahlen, was Nicole Bühler zufolge zu horrenden Kosten führt.
Eine weitere Idee aus dem Projekt „Ellwangen inklusiv“ist der Aufbau eines Helferpools für Gastroservice. Menschen mit Behinderung könnten zum Beispiel beim Musikfestival am Schloss im Mai den Ausschank übernehmen.
Zur Erinnerung: Beim Konzert zum Projekt „Die größte Band, in der du jemals gespielt hast“im vergangenen Juli auf dem Ellwanger Marktplatz haben Mitglieder des Jugendzentrums und Behinderte zusammen Getränke ausgeschenkt. „Das hat ganz klasse funktioniert“, sagt Nicole Bühler.
Kathrin Kirrmann denkt schon einen Schritt weiter: Oftmals fehlen an Vereinsfesten die Helfer. Auf Anfrage könnte künftig „Ellwangen inklusiv“mit seinem Helferpool einspringen.