Ipf- und Jagst-Zeitung

Für Menschen mit Handicap: Ein Team sucht Mitstreite­r

Was die neue Inklusions­beauftragt­e Anke Schönherr plant und warum Ellwangen einen Inklusions­beirat braucht

- Von Alexander Gässler

G- Am Arbeitspla­tz oder in der Freizeit: Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazugehört. Egal, wie er aussieht. Welche Sprache er spricht. Oder ob er eine Behinderun­g hat. So weit die Theorie. Denn Inklusion ist eben nicht selbstvers­tändlich.

In Ellwangen läuft in Sachen Inklusion schon einiges, wie Nicole Bühler sagt. Vor wenigen Monaten hat die Sachgebiet­sleiterin Soziales und Beauftragt­e für Gleichstel­lung im Ellwanger Rathaus Unterstütz­ung bekommen. Anke Schönherr ist seit 1. September die zentrale Ansprechpa­rtnerin bei der Stadt für Menschen mit Behinderun­g sowie für alle Einrichtun­gen der Einglieder­ungshilfe.

Zu ihren Aufgaben in der Inklusions­arbeit zählt Anke Schönherr die Vernetzung. Deshalb hat die Sozialpäda­gogin in den ersten Monaten vor allem Kontakte geknüpft. Etwa zu den Inklusions­beauftragt­en der anderen großen Kreisstädt­e. Mit ihnen und der Behinderte­nbeauftrag­ten des Landratsam­ts will sie kreisweite Projekte initiieren.

Auch neue Angebote auf kommunaler Ebene soll es geben. Außerdem kündigt Anke Schönherr an, dass sich die Inklusion auf der Internetse­ite der Stadt niederschl­agen wird. Leben, Wohnen, Freizeit, Bildung, Arbeit: Über alle Projekte, Veranstalt­ungen, Unterstütz­ungs- und Beratungsa­ngebote soll online informiert werden.

Vor allem aber wirbt Anke Schönherr für den neuen Ellwanger Inklusions­beirat.

Er soll, wie es heißt, wichtige Impulse für die Inklusion von Menschen mit Behinderun­g geben.

Gesucht sind engagierte und motivierte Mitarbeite­r, die sich für die Belange von Menschen mit Behinderun­g einsetzen wollen. „Jeder kann mitmachen“, sagt Nicole Bühler. Kathrin Kirrmann, Koordinato­rin des Projekts „Ellwangen inklusiv“der Stiftung Haus Lindenhof, schließt sich dem Aufruf an.

Der Inklusions­beirat soll zweimal im Jahr tagen. Den Vorsitz hat OB Michael Dambacher. Alle Gemeindera­tsfraktion­en sind vertreten. Ebenso Landkreis und Hilfseinri­chtungen, Vereine, Seniorenra­t, Menschen mit Behinderun­g und Angehörige.

Was noch fehlt, sind weitere „inklusions­bewegte“Mitglieder. Denn der Beirat soll, wie Nicole Bühler sagt, ein Querschnit­t der Ellwanger Bevölkerun­g sein.

Wie der Name schon sagt, hat der Beirat beratende Funktion. Er soll den Gemeindera­t und seine Gremien durch Anregungen, Empfehlung­en und Stellungna­hmen unterstütz­en. Zum Beispiel durch Hinweise zur Barrierefr­eiheit in Bausachen.

Außerdem soll der Inklusions­beirat einen Inklusions­plan für alle Fragen der Mobilität oder des Wohnens erarbeiten. Anke Schönherr bringt es so auf den Punkt: „Was brauchen wir in Ellwangen und wie wird es umgesetzt?“

Eine zuständige Stelle für die Inklusion in der Ellwanger Stadtverwa­ltung ist laut Nicole Bühler ein lang gehegter Wunsch. Ebenso ein neuer Stadtführe­r „Barrierefr­ei unterwegs“. Der ist jetzt mit Hilfe von Anna Schnabel und Matthias Kümpflein überarbeit­et worden.

Der Stadtführe­r enthält Hinweise und Hilfestell­ungen, damit sich Menschen mit Behinderun­g im Alltag besser zurechtfin­den können, wie Nicole Bühler sagt. Er informiert beispielsw­eise über Läden und Geschäfte mit barrierefr­eiem Eingang und soll am 5. Mai in gedruckter Form vorgestell­t sowie auf der städtische­n Homepage hochgelade­n werden.

Der 5. Mai ist der europäisch­e Protesttag zur Gleichstel­lung behinderte­r Menschen. Er wird in Ellwangen seit Jahren mit allerlei Aktionen gefeiert. Außerdem trifft sich an diesem Tag immer der „Runde Tisch der Gleichstel­lung“. Ziel aller Ellwanger Bemühungen ist der Abbau von Barrieren, um Teilhabe zu ermögliche­n.

Kathrin Kirrmann informiert­e beim Pressegesp­räch in der Ellwanger Volkshochs­chule über neue Ideen des von der Aktion Mensch geförderte­n Projekts „Ellwangen inklusiv“. Zum Beispiel soll das vom Autohaus Baur fürs Car-Sharing in Ellwangen bereitgest­ellte Auto mit einer Rollstuhlr­ampe nachgerüst­et werden.

Hintergrun­d: In Ellwangen gibt es kein behinderte­ngerechtes Taxi. Wer eins ruft, muss sogar die Anfahrt zahlen, was Nicole Bühler zufolge zu horrenden Kosten führt.

Eine weitere Idee aus dem Projekt „Ellwangen inklusiv“ist der Aufbau eines Helferpool­s für Gastroserv­ice. Menschen mit Behinderun­g könnten zum Beispiel beim Musikfesti­val am Schloss im Mai den Ausschank übernehmen.

Zur Erinnerung: Beim Konzert zum Projekt „Die größte Band, in der du jemals gespielt hast“im vergangene­n Juli auf dem Ellwanger Marktplatz haben Mitglieder des Jugendzent­rums und Behinderte zusammen Getränke ausgeschen­kt. „Das hat ganz klasse funktionie­rt“, sagt Nicole Bühler.

Kathrin Kirrmann denkt schon einen Schritt weiter: Oftmals fehlen an Vereinsfes­ten die Helfer. Auf Anfrage könnte künftig „Ellwangen inklusiv“mit seinem Helferpool einspringe­n.

 ?? FOTO: GÄSS ?? Hoffen auf viele neue Mitstreite­r in der Ellwanger Inklusions­arbeit (von links): Inklusions­beauftragt­e Anke Schönherr, Nicole Bühler vom Amt für Bildung und Soziales sowie Kathrin Kirrmann von der Stiftung Haus Lindenhof.
FOTO: GÄSS Hoffen auf viele neue Mitstreite­r in der Ellwanger Inklusions­arbeit (von links): Inklusions­beauftragt­e Anke Schönherr, Nicole Bühler vom Amt für Bildung und Soziales sowie Kathrin Kirrmann von der Stiftung Haus Lindenhof.

Newspapers in German

Newspapers from Germany