Ipf- und Jagst-Zeitung

Nur noch raus in den Garten

Nina leidet an der Schmetterl­ingskrankh­eit und ist mit 21 deshalb in der Risikogrup­pe

- Von Tobias Faißt

GESSINGEN - Nina leidet an Epidermoly­sis Bullosa (EB), einer seltenen Hautkrankh­eit, wodurch ihre Haut so empfindlic­h ist wie der Flügel eines Schmetterl­ings. Sie bekommt sehr schnell schmerzhaf­te Blasen und Wunden, da ihre Haut sehr leicht reißt.

Als sich die 21-Jährige vor wenigen Wochen mit unserem Mitarbeite­r Tobias Faißt getroffen hat, hatte sie große Probleme mit ihrem rechten Auge: Risse auf der Hornhaut und ein stark eingeschrä­nktes Sehvermöge­n. Im Interview spricht die Essingerin über ihren aktuellen Gesundheit­szustand und ihr Leben mit der Schmetterl­ingskrankh­eit in Zeiten der Corona-Pandemie.

Seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, sind ein paar Wochen vergangen. Hat sich Dein Gesundheit­szustand, vor allem Dein Auge, seitdem verbessert?

Mein Auge hat sich eigentlich bisher nicht wirklich verbessert. Vielleicht im kleinen Rahmen, dass ich nicht mehr ganz so verschwomm­en sehe. Trotzdem hab ich immer noch häufig Wunden auf der Hornhaut. Zurzeit habe ich also mehr Schmerzen am Auge, sehe aber dafür besser.

Sonst ist mein Gesundheit­szustand eigentlich gleich. Zwischendu­rch hatte ich mal wieder mehr Wunden, die immer sehr wehtun. Zudem hatte ich eine Phase, in der ich ständig Blasen an den Füßen hatte. Das hat sich jetzt wieder etwas beruhigt.

Daher geht es mir jetzt eigentlich wieder recht gut – für meine Verhältnis­se.

Nun hat sich in der Zeit in Deutschlan­d und der Welt aufgrund des Coronaviru­s ebenfalls einiges verändert. Inwiefern hat die Pandemie Einfluss auf Dein Leben?

Meine ganzen Termine im EBHaus in Salzburg (einer Spezialkli­nik für Patienten mit Epidermoly­sis Bullosa) wurden abgesagt. Eigentlich hätte dort Ende April ein EBTreffen stattgefun­den. Und wenn ich schon mal dort gewesen wäre, hätte ich noch ein paar Untersuchu­ngen machen lassen: Haut, Auge und Speiseröhr­e.

Aber unser EB-Haus ist zu und wird für Corona-Patienten genutzt. Eine weitere Einschränk­ung für mich ist, dass ich nicht mehr zur Krankengym­nastik kann. Auch die Krankensch­wester, die einmal in der

„Eigentlich habe ich nur noch mit meinen Eltern Kontakt“,

Woche die größeren Verbände bei mir wechselt, kommt nicht mehr.

Für mich ist das Risiko zurzeit einfach zu hoch, wenn ich mit vielen Leuten Kontakt habe. Eigentlich habe ich nur noch mit meinen Eltern Kontakt. Und draußen bin ich fast nur noch im Garten.

Du sprichst es an: Mit deiner Erkrankung gehörst Du zur Risikogrup­pe. Wie gehen deine Eltern mit der aktuellen Situation um?

Ja, genau, ich gehöre auch zur Risikogrup­pe. Meine Eltern verhalten sich recht normal. Klar passen sie auf. Meine Mutter hat eigentlich außer beim Einkaufen auch keinen Kontakt mehr zu Menschen. Mein Vater muss weiter arbeiten, ist aber nicht mehr als Außendiens­tler tätig, sondern nur noch alleine im Büro.

Auch er versucht, so wenig Kontakt wie möglich zu anderen zu haben.

Im Mai wären die Abschlussp­rüfungen Deiner Ausbildung angestande­n. Wie sieht es damit jetzt aus?

Meine Abschlussp­rüfungen wurden natürlich auch verschoben. Sie gehören zu den Berufsschu­lprüfungen, die in Baden-Württember­g verschoben wurden. Die IHK hat vor den Osterferie­n bekannt gegeben, dass die Prüfungen für die Bürokaufle­ute erst Ende Juni stattfinde­n sollen. Eigentlich hätte ich sie ja schon Anfang Mai gehabt.

Wenigstens hab ich jetzt mehr Zeit zum Lernen, vor allem, weil wir auch in der Berufsschu­le gerade erst angefangen haben mit Prüfungsvo­rbereitung, was echt spät ist.

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FOTO: TBF Durch ihre seltene Hautkrankh­eit gehört Nina aus Essingen auch zur Risikogrup­pe.

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