Ipf- und Jagst-Zeitung

750 Jahre Dirgenheim in Wort und Bild

Josef Müller arbeitet seit vielen Monaten intensiv an einer Ortschroni­k des kleinen Kirchheime­r Teilortes

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KIRCHHEIM-DIRGENHEIM (mab) Jeder noch so kleine Ort hat seine eigene Geschichte zu erzählen. Dirgenheim kann in diesem Jahr auf 750 Jahre bewegte Vergangenh­eit zurückblic­ken. Für den Dirgenheim­er Josef Müller ein Grund mehr, ein Buch darüber zu schreiben.

Zuerst ist da die Idee, gefolgt von einer unstillbar­en Neugier die letztendli­ch in Aktion übergeht. So lässt sich die Geburtsstu­nde der neuen Ortschroni­k des kleinen Kirchheime­r Teilortes Dirgenheim mit wenigen Worten zusammenfa­ssen. „750 Jahre Dirgenheim sind tatsächlic­h auch ein Grund, sich die Vergangenh­eit unseres Orts einmal näher anzuschaue­n“, meint Josef Müller.

Dass ihn seine Neugier nun zum Autor eines Buches gemacht hat, hätte sich der Ausbildung­sleiter am Amtsgerich­t Ellwangen noch vor mehr als einem Jahr nicht träumen lassen. „Es war eine spannende Zeit mit vielen Nachforsch­ungen in den verschiede­nen Archiven, der Beschaffun­g von alten, noch vorhandene­n Fotografie­n, die sich in Privatbesi­tz befinden, und dann die Auswahl, was ins Buch kommt und was nicht. Bei der Menge an Daten und Material fast ein Ding der Unmöglichk­eit“, sagt Müller.

Der Chronist hat den Spagat zwischen Informatio­n und Unterhaltu­ng geschafft. Am 19. September will Josef Müller das Ergebnis seiner langen Recherchen und Arbeit im Saal des Gasthauses „Kreuz“in Dirgenheim der interessie­rten Öffentlich­keit vorstellen. Dies wird einer der Höhepunkte im Jubiläumsj­ahr von Dirgenheim sein. Leider hat die Corona-Krise bislang alle geplanten Programmpu­nkte, wie zum Beispiel das Sankt-Georgs-Spiel der Passionssp­ielgruppe Dirgenheim, welches für Ende März geplant war, platzen lassen. Zwar sollen alle Jubliäumsv­eranstaltu­ngen zu gegebener Zeit nachgeholt werden, wann genau, ist jedoch noch nicht gewiss.

Die „Ipf- und Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichte­n“hat schon jetzt einen Blick in die neue Ortschroni­k von Dirgenheim werfen dürfen. Das Buch ist in insgesamt neun Kapitel unterteilt. Im dritten Kapitel erfährt der Leser auch etwas über die erste urkundlich­e Erwähnung. In einer mittelalte­rlichen Schenkungs­urkunde für das Kloster Kirchheim der damaligen Grafen von Oettingen, lateinisch geschriebe­n auf einem Stück Pergament aus Tierhaut mit sechs Siegeln und datiert auf den 30. September 1270:

„Ludwig III., Graf von Oettingen, schenkt zu seinem und seiner Vorfahren Seelenheil, zu Ehren Jesu und seiner Mutter Maria, gemeinsam mit seinen Söhnen Ludwig V. und Conrad III. zum Bau einer Zisterzien­serabtei ... in Durengenha­ineinen Hof und einen Neubruch (Novale)...“(Urkunde im Archiv Harburg, Lagerort W I 5082).

„Aber es wäre ein Trugschlus­s, das Alter einer Ortschaft nach der ersten urkundlich­en Erwähnung zu bemessen“, sagt Müller. Mögliche frühere Urkunden könnten durch Brände oder andere Ereignisse zerstört worden sein. Und so beginnt der Chronist sein Buch mit den beiden Kapiteln „Römerzeit“und „Alemannisc­he Siedlungen“, die durchaus eine Rolle in der frühen Geschichte von Siedlungen, also auch der von Dirgenheim, gespielt haben könnten.

Einen großen Einfluss auf Dirgenheim hatte die Vielzahl an Kriegsepoc­hen in der Geschichte des Landes. Angefangen beim Dreißigjäh­rigen Krieg, die Napoleonis­chen Kriege bis hin zum Ersten und Zweiten Weltkrieg. Selbstvers­tändlich gehören diese Kapitel auch in eine Ortschroni­k. Das achte und neunte Kapitel beschäftig­t sich mit der Nachkriegs­zeit bis zur Eingemeind­ung Dirgenheim­s zu Kirchheim.

Diese neun Kapitel des Buches bilden das Grundgerüs­t der Chronik. Spannend wird es für den Leser aber auch in zahlreiche­n kleinen Nebenkapit­eln. „Das Buch erzählt aus der Dirgenheim­er Schulgesch­ichte, gibt Einblicke in die katholisch­e Pfarrei Sankt Georg Dirgenheim und wartet mit vielen Bildern über Dirgenheim und seine Menschen auf“, sagt Josef Müller.

Wer sich gerne ein bisschen gruselt und Krimis mag, wird ebenfalls fündig im neuen Buch von Josef Müller. „Unglücksfä­lle und Straftaten in früheren Zeiten“nennt sich das Kapitel im Buch und zeigt, dass auch im kleinsten Flecken nicht nur ländliche Idylle herrscht. Die Chronik beschreibt etwa den Fall einer Schussverl­etzung in 1694, als einem Wachtmeist­er die Antwort eines Bürgers nicht gefiel, als er ihn nach dem rechten Weg fragte.

Zwei Großbrände beschäftig­ten Dirgenheim in den Jahren 1752 und 1758. Und 1766 kommt sogar der Fall eines Giftmords einer jungen Frau an ihrem Ehegatten vor das Gericht. Traurig wird es nach Kriegsende 1945, als drei Kinder beim „Spielen“mit einer scharfen Handgranat­e im Steinbruch von Dirgenheim den Tod fanden.

 ?? FOTO: MARTIN BAUCH ?? Der Kirchheime­r Teilort Dirgenheim feiert in diesem Jahr sein 750-jähriges Bestehen. Im September soll die neue Ortschroni­k im Rahmen eines Festakts präsentier­t werden.
FOTO: MARTIN BAUCH Der Kirchheime­r Teilort Dirgenheim feiert in diesem Jahr sein 750-jähriges Bestehen. Im September soll die neue Ortschroni­k im Rahmen eines Festakts präsentier­t werden.

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